Walter (Bryan Cranston) und Jessie (Aaron Paul) einmal nicht beim Meth-Kochen, sondern beim Schauspiel-Streik – der anders wie der der Drehbuchautoren und -autorinnen nach wie vor andauert. Ende ungewiss.
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Schauspieler in Hollywood und österreichische Metaller haben eines gemeinsam: Beide verhandeln gerade mit ihren Arbeitgebern. Und beide haben diese Woche die Verhandlungen unterbrochen. Die Traumfabrik steht bereits seit 90 Tagen still, ein Albtraum für die Studios und viele andere Beschäftigte in der Branche, die sich durch Vermarktung via Streaming ohnehin im Umbruch befindet. Nach einer Einigung sieht es nach dem Gesprächsstopp am Mittwoch nicht aus. Die Studios mit ihren unterschiedlichen Interessen konstatierten einen großen Graben zwischen beiden Seiten. Die Gewerkschaft warf der Gegenseite ihrerseits "Mobbing-Taktiken" und "irreführende Informationen" vor. Während die Schauspielenden also weiterhin streiken, können die Drehbuchautoren und -autorinnen nach der Ratifizierung ihres neuen Tarifvertrags letzten Montag ihrer Fantasie wieder freien Lauf lassen.

Frage: Welche Erfolge hat die Drehbuch-Gewerkschaft erzielt?

Antwort: Nach fast fünf Monaten Streik haben sich die sichtlich zufriedenen Autoren und Autorinnen einen neuen Kollektivvertrag erkämpft, mit Erhöhungen von fünf, vier und 3,5 Prozent über die nächsten drei Jahre. Die Einigung beinhaltet auch neue Tantiemen im Streamingbereich auf Basis der bisher vor den Kreativen geheim gehaltenen Nutzungszahlen, mit einem Bonus für erfolgreiche Serien. Ein Erfolg wurde bei der Minimalbesetzung erzielt, die der ausgedünnten Personaldecke während des Streamingbooms der letzten Jahre entgegenwirkt – ebenfalls ein Novum.

Frage: Was wollen die Schauspielenden erreichen?

Antwort: Neben einem Gehaltsplus geht es auch hier um Tantiemen mit einer "Streaming Data Transparency". Oberhalb des Kleingedruckten steht eine Forderung von elf Prozent einem ursprünglichen Arbeitgeber-Angebot von fünf Prozent gegenüber. Zu den Details der Streitpunkte von Sonderzahlungen und Pausen über Stunts bis hin zu Online-Castings gaben beide Seiten jedoch recht unterschiedliche Statements ab.

Frage: Welche Rolle spielt KI?

Antwort: Künstliche Intelligenz wird für Kreative in der Filmbranche zur Zeitenwende. Autoren dürfen nach dem neuen Vertrag nicht dazu genötigt werden, KI zu verwenden, und künstlich generierte Texte zählen rechtlich nicht als Ausgangsmaterial. Vorhandene Drehbücher dürfen nicht zum Training von KI verwendet werden – theoretisch, de facto handelt sich dabei noch um eine rechtliche Grauzone, die aber zumindest Klagen erlaubt. Die Schauspielgewerkschaft will Regeln für Zustimmung und Bezahlung bei der Verwendung von "digital replicas" und Schutz vor deren Veränderung. Es geht dabei auch um das Scannen von Statisten oder Stimmen für zukünftige Filmprojekte. Breaking Bad-Star Bryan Cranston zeigte sich kämpferisch: "We will not be having our jobs taken away and given to robots."

Frage: Wie geht es weiter?

Antwort: Im Gegensatz zu den Late-Night-Shows ist der Vorlauf bei Filmen und Serien naturgemäß länger. Filmstarts wie der zweite Teil des Dune -Spektakels sind bereits auf März 2024 verschoben. Eine Einigung mit den Schauspielenden vorausgesetzt, können die Filme dann wieder beworben werden. Das ist insbesondere für die Oscar-Kampagnen im Herbst und Festivals zu Jahresbeginn wie Sundance und die Berlinale wichtig. Dennoch wird es 2024 zu einer Reduktion von Inhalten kommen, gerade bei Serien. Damit ist die Ära des übervollen Streamingangebots erst einmal vorbei. Zeit zum Nachholen verpasster Serien. (Marian Wilhelm, 13.10.2023)