Google AI Bard
ChatGPT und andere KI-Tools stellen Bedrohungen für die Google-Suche dar.
IMAGO/Jonathan Raa

Innerhalb von Google ist man sich offenbar auch nicht einig über den Stellenwert von Bard, dem Chatbot mit künstlicher Intelligenz (KI). Gespräche im exklusiven und eigens installierten Discord-Chat des Unternehmens zum Thema, der Bloomberg in Auszügen zur Verfügung gestellt wurde, bieten dazu neue Einblicke. Sie zeigen, wie Googles internes Team, darunter Produktmanager, Designer und Ingenieure, offen über die Effektivität von Bard diskutiert. Einige dieser Insider stellen infrage, dass die erheblichen Ressourcen, die für die Entwicklung von Bard bereitgestellt wurden, gerechtfertigt sind.

Aus den Dialogen geht hervor, dass selbst diejenigen, die an der Spitze der Bard-Entwicklung stehen, Vorbehalte hegen. Dominik Rabiej etwa, ein leitender Produktmanager für Bard, äußerte im Juli Bedenken, ob man den Ergebnissen großer Sprachmodelle (LLMs), die Chatbots wie Bard und ChatGPT von OpenAI zugrunde liegen, trauen könne. Er betonte die Notwendigkeit einer unabhängigen Überprüfung. Cathy Pearl, für die Benutzererfahrung von Bard verantwortlich, machte sich Gedanken über den tatsächlichen Nutzen von LLMs und deutete an, dass ihr tatsächlicher Wert an Hilfestellung noch ermittelt werden muss.

Schnelle Entwicklung

Seit März, als Google den Chatbot Bard als Konkurrenz zu ChatGPT vorstellte, hat das Unternehmen das Tool ständig weiterentwickelt und mit neuen Funktionen wie Bildanalyse und mehrsprachiger Antwortgenerierung angereichert. Vor kurzem hat Google Bard mit seinen weitverbreiteten Diensten wie Gmail, Maps, Docs und Youtube verknüpft und diese Integrationen zunächst auf Englisch eingeführt.

Mit der Ausweitung der Reichweite von Bard auf die Kernprodukte von Google sieht sich der Tech-Gigant jedoch zunehmend mit Beschwerden über die Genauigkeit des Tools und die potenziellen Risiken im Zusammenhang mit seinen Ratschlägen konfrontiert. Google hat darauf reagiert, indem es eine Suchschaltfläche in Bard integriert hat, über die die Nutzer die Antworten des Chatbots mit den Ergebnissen der Suchmaschine abgleichen können, um Fehlinformationen zu vermeiden.

Schwere Vorwürfe

Die schnelle Entwicklung des Tools hat auch Bedenken hinsichtlich der Arbeitsbedingungen der für die Schulung von Bard eingestellten Auftragnehmer ausgelöst. Es wird behauptet, dass sie unklare Anweisungen erhalten und außerdem unter Druck gesetzt werden. Darüber hinaus wurde Google vorgeworfen, bei der Informationsqualität Kompromisse einzugehen, um die Konkurrenten auszustechen, und sich dabei nicht ausreichend um ethische Dilemmata zu kümmern.

Für Google ist der Erfolg von Bard von entscheidender Bedeutung. Mit dem raschen Aufkommen der generativen KI wird Googles führende Position im Bereich der Suche, die etwa 80 Prozent der Einnahmen von Alphabet ausmacht, infrage gestellt. Innovationen von OpenAI und aufstrebenden Start-ups könnten die Vormachtstellung von Google möglicherweise brechen.

Alles nur ein "Experiment"

Google selbst bezeichnet diesen internen Diskurs lediglich als typische Phase der Produktentwicklung. Jennifer Rodstrom, eine Google-Vertreterin, betonte gegenüber Bloomberg, dass solche Feedback-Schleifen für die Verfeinerung der Nutzererfahrung entscheidend seien. Google hat den Discord-Server eingerichtet, um den Austausch von Feedback zu erleichtern, bevor er öffentlich zugänglich gemacht wurde.

Seit der Vorstellung von Bard wird Google nicht müde, permanent auf die experimentelle Phase hinzuweisen, in der sich Bard nach wie vor befinde. Man habe zudem die Grenzen des Chatbots transparent kommuniziert, insbesondere sein Potenzial, überzeugende Fehlinformationen zu halluzinieren. Die Nutzer von Bard werden schließlich auch mit einem Haftungsausschluss konfrontiert, der auf die Möglichkeit hinweist, dass das Tool Informationen anzeigt, die nicht mit der Sichtweise von Google übereinstimmen. (red, 14.10.2023)