Satelliten um die Erde
Nach Elon Musk will auch Jeff Bezos das All mit tausenden Satelliten bevölkern.
European Space Agency

Wenn es um Internet via Satellit geht, dann gilt Elon Musks Starlink als der Platzhirsch. Doch nun hat der umtriebige Unternehmer Konkurrenz von einem anderen Multimilliardär bekommen: Auch Jeff Bezos möchte mit seinem Projekt namens Kuiper entlegene Gebiete via Satellit ans Netz anschließen. Zehn Milliarden Dollar (umgerechnet rund 9,45 Milliarden Euro) will Bezos laut einem Artikel der "FAZ" in die Hand nehmen und in den kommenden sechs Jahren 3.200 Satelliten in die Erdumlaufbahn schießen, Starlink hat derzeit rund 5.000 Satelliten im All.

Starlink mit enttäuschenden Zahlen

Die ersten tatsächlich funktionsfähigen Kuiper-Satelliten sollen Anfang 2024 gestartet werden, auf erste Tests mit Kunden hofft Amazon Ende kommenden Jahres. Möglich wäre später laut einem Bericht der "Tagesschau" auch, dass Amazon versucht, den Dienst an seine Amazon-Prime-Kunden zu verkaufen: Davon gibt es weltweit 200 Millionen.

Diesbezügliche Zahlen sind mit Blick auf das bestehende Angebot von Starlink allerdings eher ernüchternd: so berichtete das Tech-Medium "Golem.de" Mitte September, dass Space X bis dato eigentlich 20 Millionen Internetnutzer als Kunden haben wollte – letztlich sind es bisher nur eine Million. Auch wollte Space X laut einem Bericht des "Wall Street Journal" bis zum Jahr 2022 fast zwölf Milliarden Dollar Umsatz und sieben Milliarden Dollar Gewinn mit Starlink erreichen, tatsächlich belaufen sich die Einnahmen jedoch auf 1,4 Milliarden Dollar. Ob das Projekt aktuell profitabel ist, ist unklar.

Was kostet Starlink?

Auch in Österreich ist Starlink verfügbar. Kauft man die für das System benötigte Hardware – darunter unter anderem die Satellitenschüssel –, so fallen einmalig Hardwarekosten in Höhe von mindestens 450 Euro an, etwaige Adapter verursachen zusätzliche Kosten, Versand und Abwicklung kosten 23 Euro. Die laufenden Kosten beziffern sich anschließend auf 65 Euro pro Monat.

Mietet man stattdessen die Hardware, so fallen zusätzlich zu den besagten 65 Euro noch 15 Euro monatlich für die Hardwarevermietung und einmal 50 Euro Aktivierungsgebühr plus 23 Euro für Versand und Abwicklung an. Die Versandzeit gibt Starlink aktuell mit voraussichtlich ein bis zwei Wochen an. Diese Tarife beziehen sich auf Privathaushalte, wer zum Beispiel als Unternehmen an einem entlegenen Standort prioritär behandelt werden möchte, muss tiefer in die Tasche greifen.

Eine Frage der Latenz

Ganz allein ist Starlink in Österreich übrigens nicht, wenn es um Internet aus dem All geht. So bietet auch Eutelsat mit Oneweb seit Ende Juni hierzulande einen derartigen Service an, wiewohl sich dieser eher an Unternehmen als an Privatpersonen richtet. Mit Konnect hatte Eutelsat in der Vergangenheit einen derartigen Versuch gestartet (DER STANDARD berichtete), damals schreckte aber vor allem die hohe Latenz potenzielle Kundinnen und Kunden ab.

Unter Latenz wird die Zeit verstanden, die eine Website oder ein anderer Internetservice braucht, um auf eine Anfrage des Users zu reagieren. Sie wird in Millisekunden gemessen – je niedriger, desto besser. Bei Satelliten ist das Thema umso relevanter, als dass das Signal nunmal einmal in die Höhe und dann wieder zurück wandern muss. So kam Eutelsat Konnect damals auf 600 Millisekunden Latenz. Die Oneweb-Satelliten sind laut Angabe von Eutelsat deutlich näher an der Erde, wodurch man Latenzen unter 100 Millisekunden gemessen habe, schreibt das Unternehmen. Starlink hingegen wirbt mit einer Latenz von 25 Millisekunden. Am schnellsten geht es aber noch immer mit altbewährten Technologien: Österreichs irdische Anbieter A1, Magenta und Drei kamen zuletzt auf durchschnittliche zwölf Millisekunden Latenz.

Eine Konkurrenz für Österreichs Anbieter?

Klaus Steinmaurer, Geschäftsführer des Fachbereichs Telekom und Post in der RTR, hat dennoch ein Auge auf Musk und andere Anbieter, wie er im Sommer im Interview mit dem STANDARD erklärte. So seien Latenzen und Geschwindigkeiten – laut Steinmaurer kommt Starlink auf Down- und Uploads von 100 bis 150 MBit/s – qualitativ schon mit dem vergleichbar, was klassische Mobilfunk- und Festnetzanschlüsse bieten und was die durchschnittliche Bürgerin und der durchschnittliche Bürger braucht.

Dementsprechend sei es wichtig, dass Regulatoren schon jetzt entsprechende Regeln aufstellen. Denn wenn ein konzentriertes weltweites Angebot von zwei bis drei Unternehmen auf regionale Anbieter trifft, dann kann das laut Steinmaurer auch Auswirkungen auf den lokalen Wettbewerb haben. Als düsteres Beispiel kann hier die Ukraine gelten, wo ein für seine Wankelmütigkeit bekannter Elon Musk darüber entschied, ob die dortigen Streitkräfte via Starlink online sein können oder nicht. "Da können wir an die Grenzen der Leistungsfähigkeit unserer Demokratie kommen", so Steinmaurer. "Und deshalb ist da Regulierung gefragt, und zwar schnell."

Für abgelegene Gegenden

Bei A1 ist man sich bewusst, dass es exponierte Lagen gibt, die mit Glasfaser und Mobilfunk nur schwer zu erreichen sind, weshalb der hiesige Marktführer ebenfalls ein Satelliteninternet bietet. Dieses bietet allerdings selbst im teuersten Stufe für knapp 150 Euro pro Monat nur 50 MBit/s Upload, sechs MBit/s Download und ein maximales Datenvolumen von 150 Gigabyte. Bei Magenta heißt es, dass die Konzernmutter Deutsche Telekom teilweise Satellitenkommunikation für stationäre IoT-Geräte biete, das biete sich etwa in der Industrie oder in der Landwirtschaft an.

Für urbane Gegenden mit guter Verbindung mache Internet via Satellit hingegen wenig Sinn, betonen beide Anbieter. Vor allem Festnetz-Internet sei wesentlich stabiler als die Satellitentechnologie, heißt es bei Magenta. Und bei A1 betont man, dass es zur Nutzung von Satelliteninternet freie Sicht auf den Himmel sowie die Montage entsprechender Sat-Schüsseln braucht, wodurch das Angebot ohnehin für die meisten Menschen in urbanen Gebieten uninteressant ist.

"Neben der höheren Latenz ist der Upload, in Zeiten von Homeoffice immer wichtiger, zumeist auch auf wenige Mbit beschränkt", heißt es seitens A1. "Da es ein Shared Medium ist, wirken sich höhere Kundenzahlen/Datenvolumina sofort dramatisch auf die mittlere erreichte Downloadgeschwindigkeit aus, und das kann durch zusätzliche Satelliten nur schwer kompensiert werden." (Stefan Mey, 14.10.2023)