Alexander Schlager: Undankbare Partie für Schlager. Der Salzburg-Schlussmann hatte nicht viel Gelegenheit sich auszuzeichnen, musste aber dreimal hinter sich greifen. Beim ersten Tor chancenlos gegen Lukebakios Abschluss aus kurzer Distanz. Beim zweiten Gegentor im Pech, weil Lukebakios Schuss zweifach abgefälscht wird. Beim dritten Tor, vielleicht noch am ehesten nicht unhaltbar, ist Schlager an Lukakus scharfem Schuss dran, kann ihn aber nicht mehr bändigen. Ansonsten hatte Österreichs Nummer eins nicht viel zu tun. In der ersten Halbzeit konnte er Onanas Weitschuss über die Latte lenken.

Philipp Lienhart: Ließ sich vor dem 0:1 ganz schlimm von Lukebakio überlaufen. Sein Kopfball nach einem Corner in der 38. Minute ging über das Tor. Wirkte gegen die individuelle Klasse in Belgiens Offensive teils überfordert. Seine linke Abwehrseite hatte mehr Probleme als die rechte.

Maximilian Wöber: Teilte sich vor dem 0:1 eine Schwäche mit den Tribünen im Happelstadion: War zu weit weg vom Geschehen. Dadurch ließ er den Pass auf Lukebakio zu, mit dem er auch im Verlauf der Partie immer wieder Probleme hatte. Konnte offensiv nicht solche Akzente setzen wie Seiwald auf der rechten Flanke. Schwierige Partie für den Gladbacher, wurde in der 71. Minute erlöst.

Kevin Danso: Könnte Eins-gegen-Eins-Situationen konsequenter lösen, aber das ist nicht sein Stil. Wollte als Kind Action-Schauspieler werden, das zeigt sich auch am Platz. Wirkte defensiv sicherer als Innenverteidiger-Kollege Lienhart. Beim 0:3 von Lukaku im Zweikampf zweiter Sieger. In der 66. Minute ausgewechselt, hatte mit muskulären Problemen zu kämpfen.

Florian Grillitsch
Der Schiedsrichter konnte nichts dafür. Grillitsch schreibt sich mit Doppel-L, auf dem Trikot stand nur eines.
APA/EVA MANHART

Florian Grillitsch: Ließ sich in die Verteidigung fallen, um den Spielaufbau zu gestalten. Fasste dabei Mut wie beim Durchfahren der Eau Rouge im Grand Prix von Belgien. Ermöglichte etwa die Dreifachchance vor der Pause mit einem Zuckerpass auf Baumgartner. Ein Fernschuss in der Schlussphase geriet deutlich drüber. Sah schon in der 15. Minute die Gelbe Karte für eine Grätsche und verstand die Welt nicht mehr. Der ÖFB-Zeugwart beißt sich heute noch in den Allerwertesten, weil auf dem Trikot "GRILITSCH" stand.

Xaver Schlager: Half sich zu Beginn des Öfteren mit einem Foul. Bei Ballgewinn war er wie üblich um einen schnellen Pass in die Spitze bemüht. Sein Fernschuss vor der Pause ging knapp drüber. Steigerte sich im Verlauf der Partie. Schob seinen Fuß unter die Stollen von Onana und provozierte damit Gelb-Rot.

Nicolas Seiwald: Stopfte quasi jenes Loch, das Laimer bei Bayern füllt: kurzfristig und überraschend zum Rechtsverteidiger umgeschult. Übte seine neue Aufgabe im Training unter der Woche. Der quirlige Doku war eine harte Prüfung. Beim 0:3 agierte er zu zögerlich. Beim zweiten Gegentreffer der Unglücksrabe, der den Schuss ins Tor abfälschte. Stieg Doku zudem auf die Ferse und sah zurecht Gelb.

Konrad Laimer im Zweikampf.
Konrad Laimer sorgte für das erste Erfolgserlebnis des ÖFB-Teams.
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Konrad Laimer: Wurde mit Fortdauer der Partie frustrierter, scheint aus dem Grant aber Energie zu schöpfen. Seine glanzvolle Einzelleistung in der 72. Minute war die Initialzündung zu einer moralisch ansprechenden Schlussphase: Balleroberung, Mitspieler auf die Seite gestoßen und die Kugel per Schlenzer an die Innenstange zum 1:3 versenkt. It was a captain’s goal. Trug zum dritten Mal die Kapitänsbinde.

Patrick Wimmer: Hat nicht nur die schönste Frisur, tritt auch die schönsten Ecken im Nationalteam. War defensiv lästig und offensiv zweimal knapp zu spät dran. In der 21. Minute hätte er auf Laimer querlegen können, in der 43. Minute wurde er aus kurzer Distanz abgeblockt. Sein Foul an der linken Abwehrseite führte in der Folge zum 0:2 – auch weil er Lukebakios Fernschuss gemeinsam mit Seiwald abfälschte.

Christoph Baumgartner.
Christoph Baumgartner war bei so gut wie jeder Offensivaktion beteiligt – bis er vom Platz musste.
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Christoph Baumgartner: Hat die Hymne richtig, nämlich mit großen Töchtern gesungen. Ob der vielen Ausfälle lag die Offensivlast auf seinen Schultern. Und der Leipzig-Legionär wurde dieser Rolle gerecht. Praktisch alle Angriffe in der ersten Halbzeit liefen über ihn. In der Anfangsphase luchste er Wout Faes stark den Ball ab und sorgte so für Gefahr. Er legte Sarkarias Weitschuss vor und hatte auch die größte ÖFB-Chance in Halbzeit eins, als er sich per Drehung am letzten Gegner vorbeischummelte, aber Goalie Matz Sels nicht mehr überwinden konnte. Im zweiten Durchgang gab er noch einen Weitschuss ab.

Manprit Sarkaria: Dürfte sich wie bei der Prüfung zum Fahrtenschwimmer gefühlt haben: Trainer Rangnick schmiss ihn zum Teamdebüt ausgerechnet im Spiel um den Gruppensieg ins kalte Wasser. Hielt sich mühelos über Wasser, zeigte in der ersten Halbzeit bei einem Distanzschuss seinen starken linken Fuß. Zuvor bewies er auch Übersicht, als er an der Torauslinie einen guten Ball in den Rückraum zu Baumgartner spielte.

Sasa Kalajdzic: Kam in der 66. Minute und schaltete sich motiviert ins Pressing ein. Zu einer echten Torchance kam er nicht mehr, dafür legte er eine in der Schlussphase mustergültig vor: Er behauptete die Kugel trotz Bedrängnis mit dem Rücken zum Tor und spielte dann noch mit Übersicht zu Grillitsch an die Strafraumgrenze. Dessen Schuss aus 20 Metern ging drüber.

Samson Baidoo: Feierte im Alter von 19 Jahren sein Teamdebüt. Seine Leistung war mindestens auf Augenhöhe mit jener von Danso, den er in der 66. Minute ersetzte. Belgiens Offensive war aber nach der gelb-roten Karte auch kaum mehr zu sehen.

Muhammed Cham: Brauchte ein bisserl, um sich in Szene zu setzen. Sorgte dann aber durchaus für neuen Schwung. Hatte in der 96. Minute die letzte Chance auf den Ausgleich auf dem Fuß. Wollte links im Strafraum wohl per Innenseite nochmals aufspielen. Ein Gewaltschuss wäre vielleicht die bessere Variante gewesen.

Alexander Prass: Kam in der 71. Minute. Fabrizierte in der Schlussphase nach einer Ecke die höchste Kerze des Abends. Zwei Flanken kamen nicht an, zeigte aber offensive Akzente.

Marcel Sabitzer schießt.
Sabitzer traf vom Punkt.
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Marcel Sabitzer: Kam in der 79. Minute ins Spiel. Wusste als erster, dass es Handelfmeter geben wird. Besser vorbereitet auf den Winter als der Gletscherhang in Sölden, den Penalty verwandelte er eiskalt. Feuerte seine Kollegen energisch zur Schlussoffensive an. Dass er nicht fit genug für die ganzen 96 Minuten war, schmerzt. (Andreas Gstaltmeyr, Lukas Zahrer, 14.10.2023)