EM-Quali im Ticker: Aserbaidschan vs. Österreich, Montag ab 18 Uhr

Wien – Der Fantasie von Teamchef Ralf Rangnick sind offenbar keine Grenzen gesetzt. Am Samstagvormittag hatte sich wenig überraschend herausgestellt, dass Michael Gregoritsch auch gegen Aserbaidschan nicht stürmen kann. Bereits am Freitag musste er das 2:3 im Happel-Stadion gegen Belgien auf der Tribüne verfolgen. Rangnick sah sich zum Handeln gezwungen.

Eine vernünftige Fußballmannschaft, und die ist die österreichische Nationalelf allemal, benötigt einen Mittelstürmer. Von dieser Position aus werden weltweit die meisten Tore erzielt. Im aktuellen Aufgebot herrscht eine krasse Unterbesetzung. Nur Sasa Kalajdzic ist da, allerdings hat er seinen zweiten Kreuzbandriss auskuriert, die Kraft des Wolverhampton-Legionärs reicht für eine Stunde.

Am Samstagnachmittag hat Rangnick dann gehandelt und den Rapidler Guido Burgstaller angerufen. "Eine ungewöhnliche Situation braucht eine ungewöhnliche Maßnahme", sagte Rangnick am Sonntagvormittag bei der Abschlusspressekonferenz. "Ich habe ihn gefragt, ober er bereit wäre, und er hat spontan zugesagt." Um neun Uhr früh ist Burgstaller im Mannschaftshotel an der Ringstraße erschienen, zwei Stunden später hat er im Happel-Stadion das Abschlusstraining bereichert. Um 15.30 Uhr saß er im Flieger nach Baku.

Lebensversicherung

2019 hatte er seine Teamkarriere für beendet erklärt, er gab familiäre Gründe an, die dauernde Reiserei stresse. Nach 25 Einsätzen und zwei Toren zog er den Schlussstrich. Damals war er für Schalke tätig. Aufgrund der Rückkehr zu Rapid hat sich seine geografische Situation verändert. Er wurde in der abgelaufenen Saison Schützenkönig (21 Treffer), ist in Hütteldorf Lebensversicherung und Publikumsliebling. Was dem aufmerksamen Rangnick nicht entgangen ist. "Ich weiß, dass er eigentlich aufgehört hatte. Aber er ist immer noch fit genug, um viele Tore in der österreichischen Liga zu schießen. Er ist einer der Schlüsselspieler von Rapid. Als er gefehlt hat, haben sie sich schwergetan, Spiele zu gewinnen."

Seit Ende August war Burgstaller aufgrund eines Sehneneinrisses im Adduktor außer Gefecht. Am Donnerstag gab er im Test gegen die Vienna ein Comeback. Standesgemäß trug er zwei Tore zum 4:1 bei. Rangnick wollte nicht sagen, ob Burgstaller nur eine Eintagsfliege bleibt. "Darüber haben wir wirklich nicht gesprochen. Alles offen." Marcel Sabitzer hat vor rund zehn Jahren gemeinsam mit Burgstaller bei Rapid gekickt. "Ein toller Typ, der weiß, wo das Tor steht."

Am 16. Oktober 2023 steht es in Baku. Und zwar im Tofiq-Bahramov-Stadion. Die Arena fasst 31.000 Fans, sie ist nach dem früheren Linienrichter Tofiq Bahramov benannt. Der erlangte durch das von ihm als regulär anerkannte "Wembley-Tor" von Geoff Hurst im WM-Finale 1966 zwischen England und Deutschland (4:2 n.V.) Berühmtheit. Die Aseris werden verdächtigt, bei Namensgebungen nicht unoriginell zu sein.

Zwei Varianten

Die Ausgangslage ist klar. Österreich hat den zweiten Matchball, der erste wurde gegen Belgien vergeben. Es gibt gleich zwei Möglichkeiten, um sich für die EM 2024 in Deutschland zu qualifizieren: eine aktive und eine passive. Die aktive Variante wäre erfreulicher und emotionaler, simple Voraussetzung ist ein Sieg gegen die Nummer 121. Dieses Match beginnt um 18 Uhr. Im Falle eines Remis oder gar einer Niederlage müsste man zuwarten. Belgien begrüßt ab 20.45 Uhr Schweden. Gewinnen die Skandinavier nicht, wovon fast auszugehen ist, wäre Österreich auch fix dabei.

Rangnick und Sabitzer bevorzugen eindeutig die erste Version. "Ich bin überzeugt, dass wir gewinnen", sagte Sabitzer, der sich "für Einsatzminuten bereitfühlt". Die Quali begann in Linz mit einem 4:1 gegen Aserbaidschan, der Dortmund-Legionär scorte zweimal. Der Start sollte also auch das Ziel sein, die Bilanz lautet vier Siege und ein Remis. Das 2:3 gegen Belgien hat laut Sabitzer keine Spuren hinterlassen. Im Gegenteil. "Hätten wir 0:3 verloren, wäre das im Magen gelegen. Aber wir haben Mut bewiesen, auf 2:3 verkürzt. Die positiven Gefühle überwiegen."

Rangnick unterschätzt Aserbaidschan nicht. "Sie legen Wert auf Ballbesitz. Der Schlüssel ist, dass wir eine gute Balance zwischen Defensive und Offensive finden." Verteidiger Kevin Danso fällt verletzt aus. Guido Burgstaller weiß trotzdem, wo das Tor steht. (Christian Hackl, 15.10.2023)

Technische Daten und mögliche Aufstellungen zum Länderspiel am Montag in Baku:

EM-Qualifikation, Gruppe F, 8. Runde:

Aserbaidschan - Österreich (18.00 Uhr MESZ/live ORF 1, Tofiq Bahramov Stadion, SR Diamantopoulos/GRE)

Aserbaidschan: Mahammadaliyev (Adana Demirspor/TUR/20 Länderspiele) - Kryvotsiuk (Daejeon Hana Citizen/KOR/33/1 Tor), Mammadov (Karabach Agdam/13/0), Haghverdi (Neftci Baku/21/1) - Bayramov (Karabach Agdam/16/1), Diniyev (Ümraniyespor/TUR/17/0), Mahmudov (Neftci Baku/43/11), Isayev (Sabah FK/17/1), Jafarguliyev (Karabach Agdam/14/1) - Emreli (Dinamo Zagreb/43/5), Sheydayev (Buriram United/THA/57/10)

Ersatz: Azizli (FK Qäbälä/0), Agayev (FK Sabail/21) - Hüseynov (Arda Kardschali/BUL/5/0), Hasanalizada (Tuzlaspor/TUR/4/0), Nabiyev (FK Sabail/1/0), Q. Aliyev (Zira FK/5/0), Jamalov (Sabah FK/13/0), Ozobic (Neftci Baku/13/1), Safarov (FK Qäbälä/2/0), Kökcü (FC Eindhoven/6/0), Dadashov (Hatayspor/TUR/25/2), Gurbanli (Djurgaardens IF/SWE/9/1)

Es fehlen: Balayev (Achillessehnenverletzung), Mustafazada (verletzt)

Österreich: A. Schlager (Red Bull Salzburg/11 Länderspiele) - Seiwald (RB Leipzig/17/0), Lienhart (SC Freiburg/16/0), Wöber (Borussia Mönchengladbach/18/0), Prass (Sturm Graz/2/0) - Laimer (Bayern München/29/3), Grillitsch (TSG Hoffenheim/37/1), X. Schlager (RB Leipzig/38/3), Sabitzer (Borussia Dortmund/74/15) - Baumgartner (RB Leipzig/30/10), Kalajdzic (Wolverhampton/15/4)

Ersatz: Hedl (Rapid/1), Pentz (Bröndby/4) - Baidoo (Red Bull Salzburg/1/0), Daniliuc (Salernitana/1/0), D. Ljubicic (1. FC Köln/9/1), Schmid (Werder Bremen/4/0), Kainz (1. FC Köln/25/1), Seidl (Rapid/1/0), Grüll (SK Rapid/4/0), Wimmer (VfL Wolfsburg/7/0), Cham (Clermont Foot/2/0), Sarkaria (Sturm Graz/1/0), Adamu (SC Freiburg/6/0), Burgstaller (SK Rapid/25/2)

Es fehlen: Alaba (Adduktorenverletzung), Arnautovic (Oberschenkelverletzung), Gregoritsch (Wadenprobleme), Posch (Oberschenkelverletzung), Danso (Adduktorenverletzung), Mwene (Kniereizung), Onisiwo (Hüftbeuger), Trauner (Knieprobleme)

Parallelspiel am Montag: Belgien - Schweden (Brüssel, 20.45 Uhr/live DAZN)