Sam Altman, CEO der von Microsoft unterstützten OpenAI und Erfinder von ChatGPT, spricht während eines Vortrags an der Universität Tel Aviv
Für OpenAI, dem Unternehmen hinter ChatGPT, ist generative KI nur einer von vielen Schritten. Den nächsten hat man bereits im Visier, jetzt auch in den Unternehmenswerten festgehalten.
REUTERS/AMIR COHEN

OpenAI dürfte in den letzten Tagen ohne großes Aufsehen seine Liste der Unternehmenswerte geändert haben: Der Entwickler von ChatGPT und damit Hauptverantwortlicher des gegenwärtigen KI-Hypes will damit offenbar einen neuen Schwerpunkt auf allgemeine künstliche Intelligenz (KI) setzen. Das ist insofern bemerkenswert, als dass dies eine stärkere Erweiterung des bisherigen Tätigkeitsfelds bedeutet als es auf den ersten Blick scheint.

Wie Semafor berichtet, hat das Unternehmen noch am 21. September seine Werte auf der Seite mit den Stellenangeboten unter anderem mit Begriffen wie "mutig" und "kollaborativ" dargestellt, wie eine Aufnahme aus dem Internet Archive belegen soll. Ein aktueller Besuch derselben Seite zeigt jedoch eine deutlich andere Liste, in der "AGI focus", also der Fokus auf eine allgemeine KI, als wichtigster Wert hervorgehoben wird. Weitere neu eingeführte Kernwerte sind unter anderem auch "etwas schaffen, das die Leute lieben" und "Teamgeist".

Deutlicher Unterschied

Generative KI, wie sie in gegenwärtigen Tools Anwendung findet, konzentriert sich in erster Linie auf die Erstellung neuer Inhalte aus vorhandenen Daten, von denen sie lernt. Das Wesen der generativen KI liegt in ihrer Fähigkeit, die Muster, Stile und Strukturen der Daten, auf denen sie trainiert wurde, zu verstehen und zu replizieren, weshalb sie unter anderem für Aufgaben wie Bilderzeugung, Texterstellung und Sprachsynthese genutzt wird.

Allgemeine KI hingegen zielt darauf ab, ein breites Spektrum an Fähigkeiten zu erreichen, die der menschlichen Intelligenz ähneln. Im Gegensatz zu spezialisierter oder enger gefasster KI soll die allgemeine KI über die theoretische Fähigkeit verfügen, Wissen von einem Bereich auf einen anderen zu übertragen, so dass sie ähnlich wie ein Mensch eine Vielzahl von Aufgaben erfüllen kann. Bislang ist diese allgemeine KI noch ein theoretisches Konzept, das oft mit Selbstbewusstsein und einem umfassenden Verständnis der Welt in Verbindung gebracht wird. Das macht es derzeit auch noch zu einem fernen Ziel im Bereich der künstlichen Intelligenz.

Der nächste logische Schritt

Im Laufe der Zeit haben sich nicht nur der Fokus von OpenAI, sondern auch seine Ziele gewandelt. Das Unternehmen wurde 2015 von Persönlichkeiten wie Sam Altman und Elon Musk ins Leben gerufen, und war ursprünglich als gemeinnützige Forschungseinrichtung konzipiert. Der Übergang von einer gemeinnützigen Einrichtung zu einem gewinnorientierten Unternehmen, kann den ChatGPT-Entwickler theoretisch zu dem Gegenspieler machen, gegen den er ursprünglich angetreten war. Eigenen Angaben zufolge wollte sich OpenAI ursprünglich als Gegengewicht zur von Profit motivierten KI-Forschung der großen Technologieunternehmen positionieren.

Dass künstliche Intelligenz nicht auf bloß auf Chatbots und Bildgeneratoren reduziert werden soll, deutet Sam Altman schon länger an. Bereits im Juli vergangenen Jahres auf Twitter äußerte er sich dahingehend, dass die allgemeine KI von essentieller Bedeutung für die Zukunft der Menschheit sei. In seinen Worten: "AGI ist notwendig für das Überleben der Menschheit", und fügte hinzu, "Unsere Probleme scheinen zu groß zu sein, als dass wir sie ohne bessere Werkzeuge lösen könnten."

Während die neuen Grundwerte oberflächlich erscheinen mögen, können sie möglicherweise dennoch die zukunftsorientierte Vision beinhalten, die OpenAI immer schon verfolgt hat. Auf der Seite mit den aktuellen Stellenausschreibungen von OpenAI heißt es nun: "Wir sind bestrebt, sichere, vorteilhafte allgemeine künstliche Intelligenz zu schaffen, die der Zukunft der Menschheit immens zugutekommen wird. Alles, was nicht zu diesem Ziel beiträgt, wird als irrelevant angesehen." (bbr, 15.10.2023)