Nach dem bisher sehr milden Herbst beginnt allmählich die Heizsaison wieder, wodurch auch die Energiepreise wieder in den Fokus rücken. Vor allem weil der Krieg im Nahen Osten den Gaspreis wieder steigen hat lassen. Ende vergangener Woche kostete der richtungsweisende Terminkontrakt TTF zur Auslieferung in einem Monat an der Börse in Amsterdam bis zu 56,10 Euro je Megawattstunde (MWh). Das ist der höchste Stand seit etwa acht Monaten. Nervosität an den Energiemärkten ist also zu spüren.

Der Ex-E-Control-Chef und Berater des Klimaschutzministeriums, Walter Boltz, gab am Sonntag in der ZiB 2 aber vorerst leichte Entwarnung. Er geht davon aus, dass der Gaspreis nicht so hoch steigen wird wie nach dem Angebotsschock, ausgelöst durch den Krieg in der Ukraine, im vergangenen Jahr. "Vielleicht werden die Preise noch 20 bis 30 Prozent steigen. Was das für den Konsumenten bedeutet, kann man jetzt noch nicht abschätzen." Eine Verdreifachung wie vergangenes Jahr werde es aber nicht geben, vergangenes Jahr sei zudem viel Panik im Markt gewesen.

Walter Boltz steht in einem blauen Pulli vor dem Stephansdom.
Ex-E-Control-Chef Walter Boltz geht davon aus, dass die Preise wieder um fast ein Drittel steigen könnten.

Gut gefüllte Speicher

Trotz der jüngsten Zuwächse liegt der Preis für europäisches Erdgas immer noch deutlich unter dem Niveau, das er im Zuge des russischen Krieges gegen die Ukraine erreicht hatte. Im vergangenen Jahr wurden zeitweise mehr als 300 Euro je Megawattstunde fällig. Russland hatte seine Gaslieferungen nach Europa stark gedrosselt, weshalb Ersatz gefunden werden musste. Derzeit sind die europäischen Erdgasspeicher gut gefüllt. Auch in Österreich.

Ende 2024 werde kein Gas mehr aus Russland nach Österreich kommen, deswegen müsse die Regierung beginnen, entsprechende Infrastrukturmaßnahmen umzusetzen, um den Ausfall zu ersetzen, mein Boltz. Bisher sei noch wenig bis nichts passiert, und die Zeit laufe.

ZIB 2: Energieexperte: Wird Gaspreis wieder steigen?
Walter Boltz war früher E-Control-Vorstand und ist nun ist strategischer Berater für Energieversorgung. Er berät auch das Klimaschutzministerium. Laut ihm werden zwar die Preise aufgrund des Konflikts im Nahen Osten etwas ansteigen, aber nicht in dem Ausmaß wie zu Beginn des Ukraine-Kriegs.
ORF

Schwieriges Umfeld

Neben dem Krieg im Nahen Osten lasten noch weitere Faktoren auf dem Gaspreis. Getrieben werden die Preise durch Angebotsrisiken und Wetterprognosen, die auf niedrigere Temperaturen hindeuten. Auf der Angebotsseite sorgen die zeitweise Schließung eines großen Erdgasfelds im Mittelmeer, die schadensbedingte Schließung der Pipeline Balticconnector zwischen Finnland und Estland sowie das andauernde Risiko eines Streiks in der australischen Erdgasbranche für Verunsicherung.

"Zwei Fliegen mit einer Klappe"

Am Mittwoch steht die Budgetrede von Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) an, einige Details dazu sind bereits im Vorfeld bekannt geworden. In der ORF-Pressestunde meine IHS-Chef Holger Bonin dazu, dass einige Dinge davon "investiven Charakter" hätten. Von der für die Wissenschaft angekündigten Mittelerhöhung etwa erwartet er sich Investitionen in Schlüsseltechnologien, die langfristig Wachstumspotenzial hätten. Zudem deuteten sich Förderungen für energetische Gebäudesanierung an. Dies sei "sinnvoll", schlage man damit doch "zwei Fliegen mit einer Klappe", erklärte der IHS-Chef. Zum einen stabilisiere man damit die Bauwirtschaft, andererseits leiste man damit einen Beitrag zur Dekarbonisierung. (red, 16.10.2023)