Museum
Wien-Museum am Karlsplatz, am 6. Dezember geht es los.
Karl Schöndorfer

In Museumskreisen wird es "das britische Modell" genannt: Die Dauerausstellungen sind gratis, für Sonderausstellungen muss man dagegen mitunter tief in die Tasche greifen. Jetzt führt man im Wien-Museum als erstem Museum in Österreich und einem der wenigen in Kontinentaleuropa dieses Modell ein, wie Bürgermeister Michael Ludwig und Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler im Verein mit dem Direktor des Wien-Museums, Matti Bunzl, stolz verkündeten. Einen "historischen Schritt" nannte es der Bürgermeister, von einem "Freudentag für alle" sprach die Kulturstadträtin.

Wenn am 6. Dezember nach gut drei Jahren Umbau und Erweiterung das neue Wien-Museum eröffnet wird, werden also bis auf den obersten Stock, der den Sonderausstellungen vorbehalten ist, alle Ausstellungsebenen frei zu besuchen sein. Der von den heimischen Architekten Certov, Winkler + Ruck verantwortete Umbau sieht beinahe eine Verdoppelung der Ausstellungsfläche auf rund 12.000 Quadratmeter vor, dementsprechend groß sind auch die Erwartungen, was die künftigen Besucherzahlen anbelangt: Vor der Schließung 2019 kamen rund 160.000 Besucher in das Museum am Karlsplatz, für die Zukunft rechnet man mit 300.000 und mehr, so Bunzl.

Geänderte Rahmenbedingungen

Aufgrund der erhöhten Besucherzahlen hofft man, dass die Mehrkosten für die Stadt angesichts des Gratiseintritts überschaubar bleiben. Mehr Besucher würden auch mehr Einnahmen im Museumsshop oder für Sonderausstellungen bedeuten, so Bunzl. An zusätzlich benötigten Finanzmitteln rechne man derzeit mit einer Zahl im "niederen 100.000-Euro-Bereich", aufgrund der komplett geänderten Rahmenbedingungen seien genauere Festlegungen allerdings schwierig.

In Großbritannien verlangen staatliche Museen bereits seit 2001 keinen Eintritt für Dauerausstellungen mehr. Das führte zu einem deutlich höheren Besucheraufkommen. In Deutschland führte das Folkwang-Museum in Essen 2015 freien Eintritt in seine Sammlung ein. (Stephan Hilpold, 16.10.2023)