Zwei Frauen im Sari umarmen sich vor einer Regenbogenflagge
Zwei LGBTQ-Aktivistinnen vor der Urteilsverkündung.
EPA/DIVYAKANT SOLANKI

Neu-Delhi – Das Höchste Gericht in Indien hat eine Legalisierung der Ehe für alle abgelehnt. Die Richter argumentierten am Dienstag, dass sie keine Befugnis hätten, die Ehe für alle zu öffnen, dafür sei das Parlament zuständig. Damit folgten sie der Argumentation der Regierung der hindunationalistischen BJP-Partei, die bisher eine konservative Haltung zu dem Thema eingenommen hat. Die Richter betonten allerdings, dass LGBTQ-Personen keine rechtliche Diskriminierung erfahren sollten.

Die englische Abkürzung LGBTQ steht für Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans- sowie queere Menschen. Als queer bezeichnen sich Menschen, die sich nicht mit dem traditionellen Rollenbild von Mann und Frau oder anderen Normen rund um Geschlecht und Sexualität identifizieren.

Mit der Ehe verbundene Rechte

Vertreter der Community, die zuvor große Hoffnung gehabt hatten, zeigten sich nach der Urteilsverkündung enttäuscht. "Was sollen wir denn tun, wenn es keinen politischen Willen gibt?", sagte Sharif Rangnekar, ein schwuler Mann, der vor dem Gericht auf das Urteil wartete, dem Fernsehsender NDTV. "Wir sind keine wichtigen Wähler."

Mehrere Paare hatten sich zuvor an das Gericht gewandt, um eine gesetzliche Regelung in dem patriarchal geprägten Land – dem bevölkerungsreichsten der Welt – zu erreichen. Sie argumentierten unter anderem, dass die Ehe für sie wichtig sei, weil sie wichtige Rechte wie gemeinsame Bankkonten, Erbschaften und Adoptionen beinhalte. Mit der Ehe für alle, die nur wenige nichtwestliche Länder haben, hofften sie auch auf mehr Anerkennung in der Gesellschaft.

Homosexualität vor fünf Jahren legalisiert

Die LGBTQ-Community beklagt eine Stigmatisierung in der indischen Gesellschaft. Viele Familien akzeptieren nicht, dass ihre Kinder der Community angehören, und lassen sie dies auch spüren. In dem Sinne argumentierte auch die Regierung, dass in der indischen Kultur eine Ehe zwischen Frau und Mann stattfinden solle. Auch religiöse Anführer von Hindus, Muslimen und Christen stellten sich gegen die Ehe für alle.

Noch 2018 hatte das Höchste Gericht im Sinne der LGBTQ-Community entschieden. Damals kippte es eine Bestimmung aus der britischen Kolonialzeit, die einvernehmlichen Sex von Homosexuellen verbot. (APA, 17.10.2023)