Es geht rund in der US-Politik. In den nächsten Monaten dürften beide Parteien wohl vollends in den Wahlkampfmodus umschalten, denn am 5. November 2024 werden ein Teil des Senats, alle Abgeordneten des Repräsentantenhauses und der nächste Präsident gewählt. Schon jetzt geht es turbulent zu, denn aufgrund eines internen Konflikts der Republikaner ist der Kongress aktuell nur beschränkt handlungsfähig. Seit der Absetzung des Kammersprechers Kevin McCarthy auf Betreiben des radikalen Flügels ("Freedom Caucus") tobt ein Streit um dessen Nachfolge.

An diesem Dienstag wird darüber abgestimmt, ob der Trump-Verbündete Jim Jordan aus Ohio künftig den Posten bekleiden wird. Ob er sich durchsetzen kann, ist unklar. Die Republikaner halten im Repräsentantenhaus eine knappe Mehrheit. Da keine Schützenhilfe durch die Demokraten zu erwarten ist, reichen bereits wenige Abweichungen, um ihn scheitern zu lassen.

Team Biden goes Truth Social

Ein weiteres Kuriosum gesellt sich nun hinzu. Das Wahlkampfteam von Joe Biden, der eine zweite Amtszeit anstrebt, hat eine neue Onlineplattform für sich entdeckt – nämlich ausgerechnet das von Donald Trump ins Leben gerufene Netzwerk Truth Social. Der umstrittene Ex-Präsident, der gute Aussichten auf einer erneute Nominierung für die anstehende Wahl hat, ist hauptsächlich dort aktiv. Seine Sperren auf Facebook, Youtube und X (vormals Twitter) wurden zwar mittlerweile aufgehoben, zu Wort meldet er sich dort aber nur selten, obwohl sein eigenes Portal nur geringe Reichweite hat.

Posting von BidenHQ auf Truth Social, Video von Ron DeSantis, der Trump kritisiert.
Screenshot/Truth Social

Was das Team Biden auf Truth bewerkstelligen möchte, bleibt abzuwarten. Den Start auf der Plattform nannte man in einem Posting auf X ein Experiment, von dem man erwarte, dass es "sehr lustig" wird.

Botschaft an Trump-Fans und Enttäuschte

Die ersten Truth-Posts legen nahe, dass es hier vor allem darum gehen wird, Fans von Trump an selbigem zweifeln zu lassen und auch jene anzusprechen, die ihm den Rücken gekehrt haben, wobei man "Konvertiten" explizit willkommen heißt. Die Beiträge enthalten Videos, in denen andere um die Präsidentschaft ritternde Republikaner – etwa Nikki Haley und Ron DeSantis – hart mit Trump ins Gericht gehen oder Biden loben.

Der Account "BidenHQ" hat mittlerweile etwa 14.400 Follower. Damit hat man noch einigen Boden auf Trump gutzumachen, dem 6,4 Millionen Konten folgen. Dass man auf Truth einen anderen Stil pflegt, erkennt man auch an der Aufmachung des Kontos. Das Logo ist ein stilisiertes Schwarz-Weiß-Porträt von Biden mit rot leuchtenden Augen, das Banner ziert der Spruch "Malarkey ends here". Sinngemäß: "Der Quatsch hört hier auf". (gpi, 17.10.2023)