Robot Dreams Viennale Pablo Berger
Dog und Robot lustwandeln durch das New York der 1980er. Doch das Glück währt nicht lange.
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Alte Liebe rostet nicht. Oder doch. Zumindest ist der Rost ein wesentlicher Trennungsgrund in der Beziehung zwischen dem Hund, dem Dog, und dem Roboter, dem Robot. Robot Dreams heißt die animierte Tragikomödie des spanischen Regisseurs Pablo Berger, die auf der Graphic Novel der US-Amerikanerin Sara Varon basiert. Wobei Robot Dreams kein Hochleistungsanimationsfilm im Sinne von Walt Disneys Pixar-Reihe ist, sondern ein vergleichsweise klassischer Zeichentrickfilm.

Dog lebt im New York der 1980er allein in der Lower East Side. Er spielt mit der Mutter aller Spielkonsolen solo Tennis, schaut fern, ist einsam. Rund um ihn sieht er Paare, allesamt sind sie querfeldein aus dem Tierreich in die menschliche Umgebung verpflanzt.

Da beschließt Dog, sich einen Freund anzuschaffen – einen Amica 2000. Der wird bald darauf geliefert, und Dog erweist sich als Ikea-tauglich und schraubt den blechernen Gefährten selbst zusammen, erweckt ihn zum Leben. Es entwickelt sich eine Freundschaft, eine innige Beziehung zwischen den beiden. Dog, der faule Hund, hat offenbar viel Tagesfreizeit, die verbringt er fortan mit Robot.

Woody Allen und Keith Haring

Die beiden streichen durch ein referenzreiches New York. Da sieht man Keith-Haring-Graffiti an den Wänden, Flash-Gordon-T-Shirts spannen sich um Bankerlsitzer im Park, Punks heben den Mittelfinger, Hip-Hop läuft auf der Straße – sogar Woody Allens Film Manhattan wird zitiert. All das passiert aber mit großer Leichtigkeit im Vorbeigehen, während die beiden gemeinsam das Leben genießen – ja, Robot hat durchaus Gefühle, wenngleich er wohl nicht blutet. Das Glück endet eines Tages am Strand. Dog und Robot frohlocken am letzten Badetag, Robot schwimmt im Meer, erschöpft machen beide danach ein Schläfchen im Sand. Doch dann, o weh! Robot ist eingerostet.

Robot Dreams - Trailer
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Das Leben geht für beide weiter, wenngleich für Robot immens bewegungsgehemmt. Das macht ihn anfällig für Schicksalsschläge. Dog wie Robot (tag)träumen, stellen sich ihr Wiedersehen vor, doch die Zeit und der Lauf der Dinge wenden sich gegen sie. Trotz seiner erwartbaren Handlung spielt Robot Dreams eloquent auf der Gefühlsklaviatur. Natürlich müssen sich die beiden in diesem weitgehend nonverbalen Streifen noch einmal treffen. Doch das Wiedersehen fällt anders aus als erwartet.

Pablo Berger schuf mit Robot Dreams ein hübsches Kleinod über große Gefühle, über Empathie, Verlust, Schmerz und Neubeginn. Darüber, dass alles, was uns widerfährt, ein Teil von uns bleibt. Robot Dreams ist deshalb auch für Kinder geeignet – ohne ein klassischer Kinderfilm zu sein. (Karl Fluch, 19.10.2023)