Wand des Verteidigungsministeriums in Tel-Aviv, die mit den Bildern der vermissten Geislen beklebt ist.
Wand des Verteidigungsministeriums in Tel Aviv, die mit den Bildern der vermissten Geiseln beklebt ist.
IMAGO/Achille Abboud

Sagt was! Das forderte jüngst der deutsche Journalist Jan Fleischhauer von einigen Feministinnen mit hoher Reichweite auf der Plattform X. Eine Antwort auf seine Frage deutete er auch gleich an: "Weil Vergewaltigung von Jüdinnen ein jüdisches Problem ist?" In einem weiteren Beitrag, den er an die feministische Autorin Margarete Stokowski richtete, schreibt er, dass "euer Haufen" kein Wort über die Gräueltaten der Hamas verliere.

Also: Sagt gefälligst was! Wenn sich diese Forderung an Politikerinnen, NGOs oder Journalist:innen mit Arbeitsschwerpunkt Nahost richten würde, wäre das nachvollziehbar. An "die" Feminstinnen ist es das aber nicht.

Gezielte Waffe 

Es sind Feministinnen und Frauenrechtsorganisationen, die auf den Einsatz von sexualisierter Gewalt als gezielte Demütigung und Waffe aufmerksam machen und Überlebenden helfen. Auch beim Terror durch die Hamas spielt sexualisierte Gewalt eine zentrale Rolle, etwa bei dem brutalen Überfall auf junge Feiernde in der Negev-Wüste.

Ja, auch manche Feministinnen relativieren die Gräueltaten der Hamas. Feministinnen sind aber kein homogener "Haufen", "Feministin" ist kein geschütztes Label. Oder ein "linkes Label". Was Fleischhauer insinuiert: Die von ihm angesprochenen Frauen würden wohl aufgrund ihrer linken Gesinnung Solidarität mit Israel vermissen lassen.

Seit dem fürchterlichen Terrorangriff der Hamas wird zu Recht gefordert, dass man keine inkompetenten Pseudoanalysen a la Richard David Precht aus der Hüfte schießt. Aber die Forderung, dass man gefälligst seine Erschütterung via Social Media unter Beweis stellen muss, wenn man nicht als Antisemitin diffamiert werden will, das ist nicht in Ordnung. (Beate Hausbichler, 19.10.2023)