Jeff Goldblum und sein Hobby der Jazz: Der US-Schauspieler zeigte in Wien, wie man Musik und Comedy verbindet.
Jeff Goldblum und sein Hobby der Jazz: Der US-Schauspieler zeigte in Wien, wie man Musik und Comedy verbindet.
Universal Music/Paridukovic

Gemeinhin lassen sich unsere Stars auf ihr Publikum erst so richtig ein, wenn die Stimmung im Saal durch die Arbeit ihrer Angestellten die entsprechende Temperatur erreicht hat. Die Band groovt, das Publikum schunkelt, schaut aber bald auf die Uhr, die Ungeduld steigt – wo bleibt er, wo bleibt sie bloß? Und dann ist es so weit!

In der Marx-Halle verhält es sich gänzlich anders, der Star ist sein eigenes Vorprogramm. Es dauert dann auch ein paar Augenblicke, bis all jene, die im Saal langsam zu ihren Plätzen schlendern, begreifen, dass Jeff Goldblum bereits auf sie wartet. Weit und breit keine Band, dafür ein sehr freundlicher Typ, der fragt, ob jeder seinen Drink bekommen hat. Ja? Dann prost, wir haben jetzt kostbare zehn Minuten, um gute Freunde zu werden. Hallo! Sie kenne ich aber schon, aber woher bloß? Ach, von der Berlinale! Danke! Werft mir doch einen Songtitel zu, sagt Goldblum, dann singen wir gemeinsam, dann werden wir zum Chor – etwa bei Gershwins Summertime.

Jazz als regelmäßiges Hobby

Als Multitaskinggenius signiert der Hollywoodstar singend alles, was ihm vorgelegt wird, gewährt Selfies, bis die Band das Vorspiel beendet und Goldbum am Klavier Platz nimmt. Dort pflegt er sein Hobby, und das Mildred Snitzer Orchestra hilft ihm dabei – dies seit etwa 30 Jahren. Regelmäßig jazzt man im Rockwell Table & Stage (in Los Angeles), wodurch Goldblum Woody Allen imitiert, der als Klarinettist regelmäßig jammt. Goldblum, der einst mit dem Film Die Fliege durchgestartet ist und für den die Reihe Jurassic Park so etwas wurde wie für Mister Spock die Raumschiff Enterprise-Serie, ist an den Tasten ein gütiger Arbeitgeber. Er beschränkt sich eher auf das Mitspielenspiel der Themen und akkordische Begleitung. Soli hört man kaum. Er setzt auf kurze Fill-Ins, die mit schrägen, weiten Intervallen beginnen und in einem Akt engagierter Verhaltensauffälligkeit in den höchsten Klavierregistern als schrille Rufzeichen enden. Seine Musiker erschrecken nicht, kennen das. Auch ist bekannt, dass er gerne Thelonious Monk zitiert. Mitten im Spiel taucht das Thema Blue Monk auf, aber das Timing stimmt. Und dass Glodblum einen Hauch von melodischer Exzentrik einbringt, kann nicht schaden. Es würzt die Stimmung einer gediegenen, Jazz-beschallten Hotelbar.

Fragen über Fragen

Das Solovorspiel hat aber schon gezeigt: Goldblum ist der Entertainer, der auch Klavier spielt, nicht umgekehrt. Er gibt den aus Begeisterung unruhigen Jazzfreak, der seine Musiker anhimmelt. Er staunt über jedes Solo, als wären die guten Saxofonisten James King and Scott Gilman Reinkarnationen von John Coltrane. Was da stattfindet, ist eben Jazzkabarett, das dann immer wieder unterbrochen wird. Goldblum werden Zettel gereicht, auf denen Frage zu Österreich und Wien stehen. Sie werden der Band gestellt, dem Publikum oder Goldblum. Wien nannten die Römer Österreich? Richtig, Noricum! Die Frageszenen dauern länger als die Musiknummern, worauf einer schreit: "More music, no papers!" Zur Belohnung gibt es eine Latinversion des schwedischen Song-Contest-Siegers Tattoo, bei dem Sängerin Gina Saputo die Rolle Loreens einnimmt. Goldblum wirkt happy, dann kommt die Geburtstagstorte. Er wird am Sonntag 71, aber sagen Sie es nicht weiter. (Ljubiša Tošic, 19.10.2023)