Franz Welser-Möst mit dem Cleveland Orchestra im Konzerthaus
Franz Welser-Möst mit dem Cleveland Orchestra im Konzerthaus
Wiener Konzerthaus/Lukas Beck

Wien – Prominenz-Gedränge im Konzerthaus: Am Mittwoch beehrte Salzburgs Festspiel-Intendant a. D. Alexander Pereira den Großen Saal, wenige Plätze weiter hatten Ex-Musikverein-Chef Thomas Angyan und Staatsoperndirektor Bogdan Roščić Quartier bezogen, während der ehemalige Kulturminister Josef Ostermayer aus der Loge lugte. Vermuteter Grund: Franz Welser-Möst führte den Taktstock, und seine Termine sind derzeit rar.

Der 63-Jährige hat viele Termine abgesagt und eine Krebserkrankung publik gemacht. Immerhin: Die Ärzte prognostizieren ihm gute Chancen auf vollständige Genesung. Und: So, wie sich der langjährige Leiter des Cleveland Orchestra am Mittwoch mit seinem Ensemble gab, darf man frohen Mutes sein. Schön auch, dass im Rahmen eines reinen Mahler-Programms ein paar Raritäten geboten waren. Folkloristische, frühe Lieder, von Luciano Berio in leichte Orchestergewänder gehüllt.

Während Welser-Möst waldluftige Klangbilder schweben ließ, erwies sich Simon Keenlyside mit erdschwerem Bariton nicht immer als passender Protagonist. Mahlers Siebente Symphonie geriet zum virtuosen Fitness-Nachweise. Drahtig in der Signalgebung, ließ Welser-Möst mit flüssigen Tempi die grellen Soundeffekte dieser 80 Minuten präzise schillern: ein bizarrer Bilderbogen in HD-Qualität für das Ohr. Em Ende Standing Ovations, wohl als Genesungswünsche gemeint. (irrge, 19.10.2023)