Foto von einem Schild, das eine Section Control anzeigt.
Abschnittskontrollen machen den Verkehr sicherer. Das System auch in Ortschaften zu installieren geht aber aktuell nicht.
APA/HELMUT FOHRINGER

Die erste Frage war gleich einmal typisch österreichisch: "Und was soll das bringen?" Gemeint war, dass eine Kontrolle für die Einhaltung der Geschwindigkeitsbegrenzung nichts bringen würde, wenn man sie vorher ankündigt. Und als die erste Section-Control, die 2003 auf der A22, der Donauuferautobahn, beim Kaisermühlentunnel stationär errichtet wurde, kündigte man dies nicht nur mit Schildern, sondern auch in den Medien groß an.

Und von Beginn an war der Erfolg groß. Nicht weil das System viel Geld in die Kassen der Asfinag spülte, sondern weil sich auf einmal viel mehr Menschen an die dort geltende Geschwindigkeitsbegrenzung hielten und damit die Unfallzahlen dramatisch sanken. Seit die Section-Control im Kaisermühlentunnel aktiv ist, gab es in diesem Abschnitt keinen tödlichen Verkehrsunfall mehr.

Kinderkrankheiten

Weil sich aber herumsprach, dass das neue Computersystem der Section-Control mit dem alten Computersystem der Polizei so gar nicht reden wollte, man Schlupflöcher durch datenschutzrechtliche Klagen aufzuspüren versuchte und dann auch noch die Wassersensoren der Section-Control auf der A2 im Wechselabschnitt zu Beginn nicht taten, was sie sollten, muss man sagen, dass der Start der Section-Control in Österreich nicht nur erfolgreich war. Aber wir waren da halt auch bei den Vorreitern dabei.

In den Niederlanden nutzte man das System schon früher, ab 1997, um die neu eingeführten Tempolimits besser verständlich zu machen. Italien nahm die erste Anlage 2006 in Betrieb, Deutschland 2015. Inzwischen gibt es diese Geschwindigkeitsüberwachung in vielen europäischen Ländern. Und sie funktioniert überall ähnlich gut – obwohl die Messstellen entweder angekündigt werden, und/oder allseits bekannt sind. Denn die Section-Control wurde nicht, wie viele Autofahrer meinten, eingeführt, um der Asfinag und den strafeinhebenden Behörden ein stattliches Körberlgeld zu verschaffen. Nein, es ging darum, Streckenabschnitte, an denen besonders viele oder schwere Unfälle passierten, sicherer zu machen. Und das gelang.

Das mit dem Körberlgeld zwar auch, aber das war von Anfang an keine gmahte Wiesen auf einem Autobahnbegleitstreifen, sondern die hohen Kosten für das Überwachungssystem wären fast dafür verantwortlich gewesen, dass man es vor 20 Jahren dann beinahe doch nicht eingesetzt hätte.

Fix montierte und mobile Anlagen

Die Kosten einer stationären, also einer fix montierten Anlage liegen heute laut Angaben der Asfinag bei rund einer Million Euro. "Über eine Messstreckenlänge ab zwei Kilometern kann jede Anlage mehrere Fahrspuren erfassen und bei der Messung zwischen Pkws, Lkws und Bussen unterscheiden", heißt es.

Aktuell sind auf heimischen Autobahnen sechs solcher Anlagen installiert. Weitere gibt es auch seit 2012 auf Landesstraßen, wie etwa auf der LB 37, Gföhler Berg.

Die Asfinag hat zudem aktuell 20 mobile Anlagen im Einsatz, wovon eine in der Anschaffung rund 200.000 Euro kostet. 2013 verzeichnete die Asfinag laut einem Rechnungshofbericht allein aus Verkehrsstrafen und Mautdelikten Einnahmen in Höhe von 92,36 Millionen Euro, nur drei Jahre später lag der Betrag erstmals deutlich über 100 Millionen Euro. Da gehen sich also schon ein paar Anlagen für Abschnittskontrollen aus, wenn man möchte. Doch man will gar nicht.

Wo eine Section-Control errichtet werden darf, ist geregelt. Im Bereich der Asfinag gilt, dass fixe Anlagen montiert werden, "wenn die gefahrenen Geschwindigkeiten trotz ausreichender Beschilderung weit überhöht sind und es infolgedessen zu schweren Unfällen oder vielfach sehr gefährlichen Situationen kommt." Ob mobile Anlagen, etwa in Baustellen, aufgebaut werden, ist abhängig von der Verkehrsdichte, dem Lkw-Anteil am Gesamtverkehr und der Streckenführung. Und davon, ob der Antrag mit einem entsprechenden verkehrssicherheitstechnisches Gutachten von den zuständigen Behörden – Verkehrsministerium, Länder oder Bezirkshauptmannschaften – positiv erledigt wird.

Grafik der Funktionsweise der Section Control.
So funktioniert die Section Control
Grafik: der Standard

Was mobile und stationäre Geräte gemein hätten, sei die Funktionsweise, erklärt die Asfinag: "Fährt ein Fahrzeug in einen mit Section-Control überwachten Abschnitt ein, wird es samt Kennzeichen aufgenommen und mit einem Zeitstempel versehen. Bei der Ausfahrt wird das Fahrzeug erneut inklusive Zeitstempel aufgezeichnet. Nach dem Vergleich der Zeitstempel und unter Berücksichtigung der geeichten zurückgelegten Wegstrecke wird die Durchfahrtsgeschwindigkeit ermittelt." Wurde am Ende die Höchstgeschwindigkeit überschritten, speichert und ahndet das ausschließlich die Polizei. Andernfalls werden die Daten gelöscht.

Ein Vorteil der Section-Control – vor allem im Vergleich zu einem Radarkasten – ist, dass die Geschwindigkeit nicht an einem Punkt, sondern über einen ganzen Abschnitt gemessen wird. Nur vor den Kameras zu bremsen und danach wieder zu beschleunigen bringt also nichts. Und die Studien, die rund um Section-Controls gemacht wurden, sprechen von einer Erhöhung der Sicherheit.

"Jede Anlage ist sinnvoll"

Das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KfV) veröffentlichte 2018 eine Untersuchung, bei der sie die heimischen Anlagen genauer betrachtete, aber auch Studien aus dem Ausland zu Vergleichen heranzog. Für österreichische Abstandskontrollen kamen das KfV zu dem Schluss: "Auf den untersuchten Strecken zeigten sowohl die Unfallraten als auch die Verunglücktenraten und die Unfallkostenraten generell Rückgänge." Auch im Vergleich zum Gesamtnetz der Asfinag waren die Unfall- und Unfallkostenraten auf den Section-Control-Abschnitten zumeist geringer.

"Nicht angepasste Geschwindigkeit" ist in diesen Abschnitten für sieben Prozent der Unfälle mit Personenschaden der Hauptgrund. Rund 60 Prozent ereignen sich entweder aufgrund von Ablenkung (34 Prozent) oder wegen mangelhaften Sicherheitsabstands (26 Prozent).Die KfV-Studie kommt zum Schluss: "Da mittels Section-Control vor allem die Unfallkosten gesenkt werden, ist der monetäre volkswirtschaftliche Nutzen im Bereich aller Anlagen weitaus höher als die Kosten der Installation und des laufenden Betriebs dieser Überwachungsgeräte. Die Realisierung jeder einzelnen Anlage erwies sich daher in dieser Hinsicht als sinnvoll."

Anlässlich von 20 Jahren Section-Control sagte auch Klimaschutzministerin: "Das System funktioniert gut und verlässlich – und bietet den Ländern gerade bei der Kontrolle von Lkws auch noch Potenzial für die Zukunft." Letzteres erinnert an eine Forderung des Verkehrsclub Österreich (VCÖ) aus 2013: Nämlich Lkw flächendeckend auf den Autobahnen einer geschwindigkeitsabhängigen Maut zu unterziehen. Dank der Mautanlagen, die entlang den Autobahnen errichtet sind, wäre es ein Leichtes, anhand von Zeitstempeln auch die gefahrene Geschwindigkeit mit zu erfassen.

Komplette Autobahn und Ortschaften

Mehr noch: Die aktuell montierten Maut-Sensoren taugen vermutlich mit wenigen Adaptionen sogar für eine generelle Section-Control auf unseren Autobahnen. Anlagenbetreiber Kapsch bremst Erwartungen in diese Richtung, denn die "gelieferten Anlagen sind für die Kontrolle der Lkw-Maut konzipiert. Geeichte flächendeckende Geschwindigkeitsmessungen würden technische Aufrüstungen bedingen, da die Anlagen für diesen Anwendungszweck nicht vorgesehen wurden."

Denkt man noch weiter, würden solche Sektionskontrollen auch in Ortschaften, etwa mit Durchzugsverkehr oder in 30er-Zonen, für mehr Sicherheit – und weniger Emissionen – sorgen können. Doch das eine wie das andere ist aufgrund der aktuellen gesetzlichen Lage nicht machbar, wie es aus dem Klimaschutzministerium heißt: "Anlagen werden nach Bedarf gezielt eingesetzt und für genau definierte Strecken verordnet. Eine Section-Control am niederrangigen Straßennetz ist in der Zuständigkeit der örtlichen Straßenpolizeibehörde. Eine großflächige Ausrollung des Systems ist laut aktueller Rechtslage nicht möglich, da eine flächendeckende Section-Control datenschutzrechtlich unzulässig wäre." (Guido Gluschitsch, 23.10.2023)