Rachel (Virginie Efira) und Leila, die Tochter ihres Freundes.

Die Jüdin Rachel und der Araber Ali verlieben sich. Was angesichts der Weltlage ein Problem sein könnte, ist in Rebecca Zlotowskis sensiblem Film Les enfants des autres keines. In Rachel Friedmanns (Virginie Efira) Welt gibt es anfangs generell wenig Probleme. Sie ist engagierte Lehrerin, bildhübsche vierzig Jahre alt und frisch verliebt.

Ali (Roschdy Zem) hat Rachel in ihrem Gitarrenkurs kennengelernt, ihre beginnende Romanze inszeniert Zlotowski beschwingt mit fröhlichem Jazz in einem unverkitschten und doch freundlich ausgeleuchteten Pariser Stadtviertel.

Später Kinderwunsch

Ali ist geschiedener Vater einer kleinen Tochter, die Rachel nach anfänglichen Unsicherheiten schnell ins Herz schließt. Doch wenn sie Leila vom Karateunterricht abholt, dann weiß sie nicht so recht, wie sie sich ausweisen soll ... als Stiefmutter, als Freundin des Vaters? Und dann regt sich der eigene Kinderwunsch und infolgedessen der Stress, den der kauzige Gynäkologe ihr mit sich erschöpfenden Eizellreserven macht: Wenn sie noch Mutter werden möchte, dann aber flott.

Mit dem Zeitdruck schlägt auch die Stimmung in Zlotowskis Film um. Das jazzige Klavier wird abgelöst von melancholischeren Melodien, Klageliedern fast. Auch die Probleme zwischen Rachel und Ali wachsen, und Leila fordert immer öfter nach ihrer Mama.

Dein Kind und wir - Trailer OmU
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Irgendwann trifft Rachel Leilas Mutter (ein Miniauftritt von Chiara Mastroianni) – und überraschenderweise ist es eine wohlwollende Begegnung zwischen zwei Frauen, die sich gegenseitig respektieren. Trotzdem wird immer deutlicher, dass Rachel das fünfte Rad am Wagen ist, die, die irgendwie in die Kleinfamilie hineinfunkt.

Dabei sind weder Ali noch seine Ex Alice oder Leila offensiv ausgrenzend, es sind die kleinen, unbewussten Gesten und Worte, die Leila zur Randfigur machen. Einmal sagt sie, sie fühle sich als Kinderlose, wie jemand, der von einer globalen kollektiven Erfahrung ausgeschlossen sei. Doch Les enfants des autres ist kein Drama.

Virginie Efira spielt Rachel als selbstbewusstes Aufstehfigürchen, das sich nicht so bald unterkriegen lässt. Gut auch, dass Rachel noch ihre Arbeit hat. Denn manchmal kommt die Anerkennung für die Fürsorge, die frau schenkt, ganz überraschend von anderswo. (Valerie Dirk, 22.10.2023)

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