Einen gemeinsamen Standard für ein bereits bestehendes Gebiet zu schaffen, ist nie einfach. Wenn daran eine ganze Reihe von großen Techkonzernen mit ihren jeweils sehr klaren Vorstellungen beteiligt sind, wird es nicht unbedingt leichter. Insofern war es schon eine gehörige Leistung, dass vor rund einem Jahr mit Matter ein von allen großen Playern unterstützter Smart-Home-Standard finalisiert wurde.

So wichtig dieser Schritt fraglos war, als bitterer Beigeschmack blieb, dass zunächst nur wenige Geräteklassen unterstützt wurden – vor allem Lichter und Türschlösser. Nun gibt es eine neue Generation der von der Connectivity Standards Alliance (CSA) getragenen Spezifikation, und die dehnt den Support massiv aus – zumindest theoretisch.

Viele neue Geräte

Matter 1.2 erweitert den Standard um neun zusätzliche Gerätetypen. Die Palette reicht dabei von Staubsaugerrobotern über smarte Kühlschränke und Waschmaschinen bis zu CO2-Meldern und Luftreinigern. Auch Klimaanlagen, Geschirrspüler und Lüfter finden sich nun in der Liste.

Matter 1.2
Matter 1.2 ist da.
CSA

Wie immer lohnt ein näherer Blick auf die Spezifikation, also was bei den einzelnen Kategorien unterstützt wird, immerhin ist das kein ganz unwichtiger Faktor. Ziemlich vollständig ist etwa die Unterstützung für Staubsaugerroboter. So kann etwa via Matter zwischen verschiedenen Reinigungsmodi gewählt werden, auch zahlreiche Statusmeldungen werden weitergereicht. Was hingegen fehlt, sind Karteninformationen, was auch bedeutet, dass gezieltes Reinigen einzelner Räume auf diesem Weg weiterhin nicht möglich sein wird.

Ähnliches kennen viele schon von Matter 1.0, der Support fühlt sich in der aktiven Nutzung oft rudimentär an. So fehlt etwa bei smarten Lampen die Möglichkeit, dynamische Lichteffekt anzulegen, für diese Aufgaben muss man dann also erst recht wieder auf die Hersteller-App zurückgreifen. Auch Informationen zum Energiemanagement gibt Matter nicht weiter. Beides steht zwar auf der Roadmap, sucht man aber auch bei Matter 1.2 weiterhin vergeblich.

Ebenfalls noch fehlend ist eine der gebräuchlichsten Kategorien im Smart Home: Überwachungskameras. Auch daran wird laut der CSA aktiv gearbeitet, für das aktuelle Update scheint sich das Ganze aber noch nicht ausgegangen zu sein.

Grundgedanke

Die Idee hinter Matter ist es, eine gemeinsame Basis für das Smart Home zu schaffen. Damit sollen die entsprechenden Netze von Herstellern wie Apple, Google, Samsung und Amazon reibungslos zusammen funktionieren. Das soll für die Entwickler smarter Geräte die Arbeit erleichtern und den Nutzern den gewohnten Wildwuchs an Apps ersparen.

So weit zumindest Theorie, dass die Praxis nicht ganz so friktionsfrei ist, mussten viele "Early Adopter" in den letzten Monaten schmerzhaft erfahren. Gerade das Zusammenspiel zwischen unterschiedlichen Systemen stellt sich in der Praxis nicht als ganz so einfach dar, wie erhofft. Zumindest das könnte man aber noch als Startschwierigkeiten verbuchen.

Abwarten

In dieser Hinsicht nicht sonderlich ermutigend ist allerdings die Reaktion der beteiligten Unternehmen. Wie "The Verge" berichtet, geben sich diese nämlich in Bezug auf Matter 1.2 sehr zurückhaltend. So betont etwa Google, dass man am Support der neuen Version arbeite, dies aber einige Zeit in Anspruch nehmen werde. Von Amazon kommen ähnlich zurückhaltende Formulierungen, bei Apple und Samsung reagierte man zunächst gleich gar nicht.

Das mag allerdings auch damit zusammenhängen, dass die Zeit nicht sonderlich drängt. Geräte mit Matter-1.2-Support scheinen derzeit noch nicht in Sicht, so wird dieses Thema in der Ankündigung gar nicht angesprochen. Vor 2024 dürfte das Thema also kaum schlagend werden. (apo, 24.10.2023)