Cruise-Fahrzeuge auf einem Parkplatz vor dem Firmensitz in San Francisco.
Die autonome Fahrzeugflotte von Cruise steht bis auf weiteres still. Nicht nur in Kalifornien.
REUTERS/HEATHER SOMERVILLE

Das Robotertaxi-Unternehmen Cruise legt die Flotte an selbstfahrenden Autos ohne Sicherheitsperson an Bord still, wie das Unternehmen am Freitag mitteilte. Die General-Motors-Tochter verlor Anfang der Woche die Lizenz für den Betrieb autonom fahrender Taxis in San Francisco. Nun sind auch weitere Städte betroffen.

Wie Reuters berichtet, stehen nun auch die Cruise-Fahrzeuge in Phoenix, Houston, Dallas und Miami still. Man habe sich zu diesem Schritt entschlossen, um das Vertrauen der Öffentlichkeit wiederherzustellen, teilte das Unternehmen in einem Linkedin-Posting mit.

Schwerer Unfall in San Francisco

Die Lizenz für den Betrieb von Robotertaxis war Cruise von der kalifornischen Verkehrsbehörde entzogen worden, nachdem eine Fußgängerin von einem der autonomen Taxis überrollt wurde. Die Frau war bei Rot über den Zebrastreifen gegangen, wurde von einem Auto mit menschlichem Fahrer erfasst und in die Fahrspur des Cruise-Autos geschleudert. Der Autopilot leitete laut Angaben des Unternehmens noch eine Notbremsung ein, dennoch wurde die Passantin mehrere Meter mitgeschleift. Der eigentliche Unfall war jedoch nicht Stein des Anstoßes, die kalifornischen Behörden hatten Cruise vorgeworfen, Videomaterial von dem Unfall verheimlicht zu haben. Der Unfall ereignete sich am 2. Oktober.

Die kalifornische Straßenverkehrsbehörde (Department of Motor Vehicles, DMV) erklärte am Dienstag, dass die fahrerlosen Fahrzeuge von Cruise ein Risiko für die Öffentlichkeit darstellen und dass das Unternehmen die Sicherheit der Technologie "falsch dargestellt" hat.

Cruise prüft interne Prozesse

Nun sei es an der Zeit, "einen Blick nach innen zu werfen", teilte das Unternehmen mit. "In diesem Sinne haben wir beschlossen, den fahrerlosen Betrieb in allen unseren Flotten proaktiv zu unterbrechen, während wir uns Zeit nehmen, unsere Prozesse, Systeme und Instrumente zu überprüfen und darüber nachzudenken, wie wir besser arbeiten können, um das Vertrauen der Öffentlichkeit zu gewinnen", heißt es in dem Posting. Dieser Schritt erfolge aber nicht im Zusammenhang mit neuen Vorfällen auf der Straße, wird extra noch einmal betont. Der überwachte Betrieb der autonomen Fahrzeuge mit einer menschlichen Sicherheitsperson an Bord gehe allerdings weiter.

Dies steht in keinem Zusammenhang mit neuen Vorfällen auf der Straße, und unser überwachter AV-Betrieb wird fortgesetzt. Wir denken, dass es das Richtige ist, in einer Zeit zu handeln, in der wir besonders wachsam sein müssen, wenn es um Risiken geht, und uns unermüdlich auf die Sicherheit konzentrieren und Schritte unternehmen müssen, um das Vertrauen der Öffentlichkeit wiederherzustellen.

Angeblich gefährliche Bremsmanöver

Am Donnerstag erklärten die US-Autosicherheitsbehörden, dass sie weitere fünf Berichte über unangemessen starke Bremsmanöver mit anschließender Kollision von selbstfahrenden Cruise-Fahrzeugen untersuchen. "Unangemessen starkes Bremsen führt dazu, dass die Cruise-Fahrzeuge zu unerwarteten Hindernissen auf der Fahrbahn werden, was zu einer Kollision mit einem Cruise-Fahrzeug führen kann", so die National Highway Traffic Safety Administration (NHTSA).

Cruise durfte neben der Google-Tochter Waymo ein kommerzielles Taxiunternehmen mit autonomen Fahrzeugen in San Francisco betreiben – und das trotz Widerständen aus der Stadtverwaltung, Politik und von Einsatzorganisationen. Die Einsatzkräfte San Franciscos hatten immer wieder betont, dass liegengebliebene Cruise-Autos ihre Einsätze behindern. Nachdem ein Cruise-Taxi mit einem Rettungsauto kollidiert war, reduzierte Cruise die Zahl der Robotertaxis von 400 auf 200. (red, 27.10.2023)