Benoît Piéron Mumok
Blick in den von Benoît Piéron im Mumok inszenierten Warteraum.
Georg Petermichl / mumok

Die Zeit ist komplett stehengeblieben. An diesem Ort verliert man das Gefühl für Sekunden, Minuten und Stunden. Wie lange sitzt man denn nun schon hier? Der französische Künstler Benoît Piéron hat im kleinen Ausstellungsraum des Wiener Mumok ein helles Wartezimmer eingerichtet, in dem man auf klinisch anmutenden Sitzen Platz nehmen kann – und warten.

Ohnmächtiges Ausharren begleitet Piéron bereits seit seiner frühen Kindheit, die von schwerer Krankheit und endlosen Spitalsaufenthalten geprägt war. Für jenes leidvolle Trauma, wie er es nennt, dient ihm die Kunst als Ventil. Mit seinen oft dennoch verspielten und bunten Werken versucht der 1983 geborene und in Paris lebende Künstler, dem nun seine erste museale Ausstellung gewidmet wird, gängige Metaphern von Krankheit durch neue Bilder zu ersetzen.

So sind auf den Beistelltischen zahlreiche Schneekugeln verteilt, die mit rosa Glitter gefüllt sind. Man kann sich also die Zeit ganz gut vertreiben. Die Miniaturobjekte darin erinnern an Spielzeuge aus Piérons Kindheit, Organe oder ganz banale Gegenstände. Auch eine Fledermaus taucht darin auf. Das Tier hat sich zu einem Maskottchen von Piéron entwickelt, das ihn überall hinbegleitet. Sogar ein selbstgeschneidertes Fledermauskostüm hängt an einem Kleiderständer.

Fragen an den Putzkübel

Der Titel der Ausstellung Monstera deliciosa nimmt auf das gleichnamige Gewächs Bezug, das als klassische Zimmerpflanze aus zahlreichen Arztpraxen bekannt ist und im 19. Jahrhundert als Kolonialgut nach Europa kam. An den Wänden des insgesamt 55 Quadratmeter großen Warteraums tänzeln Schatten dieser Pflanzenblätter, die Decke ist in pastellige Farbtöne getaucht, die an das Design von Krankenhauskleidung denken lassen.

Gebrochen wird Piérons makelloser Ruheraum – in dem man durchaus verweilen kann – nur durch einen gelben Putzkübel, in den von der Decke unaufhörlich Wasser tropft. Woher kommt die Flüssigkeit? Wird das Gefäß nicht bald übergehen? Dies erinnere ihn ans Kranksein, so Piéron. Man wisse nie, was als Nächstes passiere. (Katharina Rustler, 27.10.2023)