Papst Franziskus beim Gottesdienst anlässlich der zu Ende gegangenen Synode der katholischen Kirche. 
Viel wurde besprochen bei der Synode der katholischen Kirche – aber wenig beschlossen: Papst Franziskus lädt die Vertreter der katholischen Kirche daher im kommenden Jahr zu vertiefenden Gesprächen ein.
AP/Alessandra Tarantino

Mit einem feierlichen Gottesdienst mit Papst Franziskus im Petersdom ist die Weltsynode der katholischen Bischöfe aus aller Welt am Sonntag zu Ende gegangen. Während gut drei Wochen hatten in Rom mehr als 400 von den Ortskirchen entsandte sowie vom Papst benannte Bischöfe, Priester, Laien, Theologen und Ordensleute über die Zukunft der Kirche beraten. Erstmals bei einer Synode der katholischen Weltkirche hatten auch Nicht-Bischöfe und Nicht-Priester, unter ihnen auch rund fünfzig Frauen, ein Mitsprache- und Stimmrecht. Bei den meisten stimmberechtigten weiblichen Teilnehmer handelte es sich um Ordensfrauen.

Am Samstag hatten die Teilnehmer an der "Synode über Synodalität" noch um einzelne Formulierungen im Schlussdokument gerungen. Am Ende fehlte es dem Dokument an jeglicher Brisanz: Wer sich von dem erweiterten Bischofstreffen Reformvorschläge erwartet hatte, wurde enttäuscht. Das lag daran, dass es sich, wie mehrere Bischöfe betonten, bei dem zu Ende gegangenen Treffen nur um die "erste Halbzeit" handelte: Papst Franziskus hat angeordnet, dass die Weltsynode in einem Jahr ein zweites Mal zusammentreten wird. In der ersten Runde ging es in erster Linie um ein neues Miteinander in der katholischen Kirche und um die Beratungs- und Entscheidungswege, um Synodalität eben. Viele Teilnehmer, unter anderem der Wiener Erzbischof und Kardinal Christoph Schönborn, lobten die positive Gesprächskultur an der Synode.

"Verwirrung und Besorgnis"

Dass sich die katholische Kirche in diesen stürmischen Zeiten – Ukraine-Krieg, Eskalation in Nahost, Klimawandel – 24 Tage lang mit sich selbst beschäftige und angesichts der eigenen, durch den sexuellen Missbrauch verursachten Existenzkrise über die interne Gesprächskultur und Stilfragen diskutierte, ist von einzelnen Teilnehmern durchaus kritisiert worden. Einige Bischöfe stellten auch die Frage in den Raum, ob der synodale Prozess als solcher überhaupt zielführend sei. Synodalität, heißt es im Abschlusspapier, habe bei einigen Teilnehmern "Verwirrung und Besorgnis" hervorgerufen, insbesondere bei denen, "die eine Abkehr von der Tradition, eine Entwertung des hierarchischen Charakters der Kirche, einen Machtverlust oder im Gegenteil Unbeweglichkeit und mangelnden Mut zur Veränderung befürchten".

Zwischen "inakzeptabel" und "angemessen"

In der Tat kann die Gefahr, dass in dem von Papst Franziskus verordneten synodalen Prozess die drängenden Probleme – sexueller Missbrauch, Priestermangel, Zölibat, Priesterweihe für Frauen, Klerikalismus, Umgang mit LGBT-Personen – nur zerredet statt gelöst werden, nicht ganz von der Hand gewiesen werden. Dies bestätigt auch die Lektüre des Abschlussdokuments: Zwar wird wortreich bekräftigt, wie wichtig etwa die Frauen für die katholische Kirche seien, aber schon beim Diakonat für Frauen – von der Priesterweihe ganz zu schweigen – gehen die Meinungen weit auseinander. Für die einen ist es ein "inakzeptabler Schritt, der nicht mit der Tradition übereinstimmt"; für die anderen wäre das Frauendiakonat "eine angemessene und notwendige Antwort auf die Zeichen der Zeit".

Auch beim Zölibat und anderen strittigen Themen prallten die Ansichten der konservativen und liberalen Bischöfe meist frontal aufeinander. Immerhin sollen diese Fragen an der Anschluss-Weltsynode, die im Oktober 2024 stattfinden wird, erneut zur Sprache kommen. Die Arbeit sei noch nicht vorbei, betonte der Berichterstatter der Synode, der luxemburgische Kardinal Jean-Claude Hollerich, in der abschließenden Pressekonferenz am Samstagabend: "Ausgehend von den erreichten Übereinstimmungen sind die Gemeinschaften und Diözesen nun aufgerufen, die Themen und Vorschläge zu vertiefen, indem sie geistliche Unterscheidung, theologische Vertiefung und pastorale Übung miteinander verbinden", betonte Hollerich. Nach den ganz grossen Reformen tönt das eher nicht, auch nicht in einem Jahr. "Bei den drängenden Fragen fehlt noch der Mut", bedauerte der Vorsitzende der deutschen Bischöfe, Georg Bätzing. (Dominik Straub aus Rom, 29.10.2023)