Smartwatches sind so etwas wie ein verlängerter Arm der Smartphone-Welt. Wer sich eine aktuelle Pixel Watch oder eine Galaxy Watch kauft, der kann diese nur mehr mit passenden Geräten aus der Android-Welt verwenden. Der Grund dafür ist recht simpel: Apple lässt Drittherstellern keine tiefe Integration mit dem iPhone zu, womit es für andere praktisch unmöglich ist, in ernsthafte Konkurrenz zu den Möglichkeiten einer Apple Watch zu treten.

Umgekehrt ginge, aber ...

Die Apple Watch auch für Android anzubieten wäre hingegen aus technischer Sicht sehr wohl möglich. Dass dies keine blanke Theorie ist, belegt nun ein aktueller Bericht. Demzufolge wollte Apple die eigene Watch eigentlich auch mit Android kompatibel machen. Das "Project Fennel", wie dieses Unterfangen intern genannt wurde, sei auch so gut wie fertig gewesen, bevor es die Firmenleitung in letzter Minute gestoppt habe.

Wer eine Apple Watch haben will, muss auch ein iPhone haben.
AFP/PATRICK T. FALLON

Der Grund dafür war nicht technischer Natur, so soll die Health-App von Apple bereits erfolgreich auf Android portiert gewesen sein. Stattdessen standen wirtschaftliche Gründe im Vordergrund, wie ein Informant gegenüber Bloomberg zu Protokoll gab. "Wenn man die Uhr für Android anbietet, würde das deren Wert für das iPhone verwässern." Anders gesagt: Apple war der Lock-in-Effekt wichtiger, also die Hoffnung, über die Apple Watch Nutzer zum Wechsel auf das iPhone zu bringen.

Immer wieder

Dass Apple eine solche Strategie verfolgt, ist allerdings keine Überraschung. Haben doch in den vergangenen Jahren in Gerichtsverfahren öffentlich gewordene interne Dokumente des Unternehmens belegt, dass Apple bewusst keine iMessage-Version für Android anbietet, um die Nutzer über Gruppeneffekte zur iPhone-Nutzung zu bringen.

Fragt sich natürlich, warum Apple überhaupt jemals auf diese Idee kam. Der Grund dafür ist schlicht, dass umgekehrt die zwingende Bindung an das iPhone der Verbreitung der Apple Watch in vielen Regionen der Welt schadet. Für Milliarden User weltweit ist die Apple Watch insofern keine Option, und damit – langfristig wohl noch wichtiger – auch nicht Apples eigene Gesundheitsplattform, die man immer stärker forcieren will.

Denn auch das zeigt der Bericht: Apple hat große Pläne im Bereich Gesundheit. So arbeitet man etwa an einer Blutzuckermessung, nicht zuletzt mit dem Hintergedanken, Diabetes-Erkrankungen frühzeitig zu erkennen oder gar zu verhindern. Auch dass die Vision Pro für die mentale Gesundheit und Therapie eingesetzt werden könnte, wurde bei Apple laut früheren Berichten diskutiert.

Offene Fragen

Unklar bleibt bei dem Bericht, wann sich all dies abgespielt hat, also in welchem Jahr die Entwicklung schlussendlich eingestellt wurde. Was aber auch kein Geheimnis ist: Die Android-Smartwatch-Welt war einige Jahre lang sehr schlecht aufgestellt und wäre sicher anfällig für solch eine Apple-Initiative gewesen. Erst durch Googles Kauf von Fitbit und die Veröffentlichung von Wear OS 3 ist zuletzt wieder frischer Wind in die Angelegenheit gekommen. (apo, 2.11.2023)