Unwetter Überschwemmung Italien
Rettungsmannschaften arbeiten rund um die Uhr.
EPA/CLAUDIO GIOVANNINI

Florenz – Bei schweren Unwettern in der Toskana sind in der Nacht auf Freitag fünf Personen ums Leben gekommen, zwei weitere werden vermisst. Der Fluss Bisenzio trat über die Ufer und überschwemmte mehrere Gemeinden. Besonders betroffen waren die Städte Prato, Empoli und Pontedera, deren Krankenhäuser überschwemmt wurden, wie der Präsident der Region Toskana, Eugenio Giani, berichtete.

Zu den Todesopfern zählen drei Penionisten. Ein 85-Jähriger wurde tot im Erdgeschoß seines Hauses in der toskanischen Gemeinde Montemurlo nahe Prato gefunden, berichteten italienische Medien. Der behinderte Mann wurde leblos in seinem Haus gefunden, in das Wasser eingedrungen war. Vergebens hatte er versucht, sich im oberen Geschoß in Sicherheit zu bringen. In Montemurlo kam eine 84-Jährige ums Leben. Das dritte Todesopfer wurde in Rosignano nahe der Hafenstadt Livorno gefunden. Auch ein Ehepaar, dessen Auto in der Gemeinde Vinci bei Florenz von Wasser und Schlamm weggerissen wurde, starb infolge des Unwetters. Die Regierung in Rom will bei einer Ministerratssitzung, die am Freitag geplant ist, wegen der Unwetter den Notstand ausrufen. Damit sollen schnellere Maßnahmen für Hilfe und Entschädigungen ergriffen werden.

Der Präsident der Toskana rief bereits den Notstand in der Region aus. In der Kleinstadt Campi Bisenzio in der Provinz Florenz wurden 800 Hektar Gebiet überschwemmt, mehrere Personen mussten ihre Häuser verlassen. Über tausend Mal musste die Feuerwehr in der Nacht auf Freitag in der Toskana ausrücken, um Menschen in Sicherheit zu bringen.

"Die Situation ist schockierend"

Der Bürgermeister der Stadt Prato nördlich von Florenz, Matteo Biffoni, sprach von einer verheerenden Lage. "Die Situation ist schockierend, jetzt müssen wir hart arbeiten, um die Stadt vom Schlamm zu befreien", schrieb Biffoni in sozialen Netzwerken. 40.000 Haushalte waren wegen der Unwetter ohne Strom. Teile der Autobahn A11 mussten gesperrt werden. Beim Bahnverkehr kam es zu erheblichen Problemen.

Die Bahnlinie zwischen Prato und Pistoia wurde unterbrochen. Die Schulen in der Toskana blieben am Freitag geschlossen. In der toskanischen Hafenstadt Livorno mussten die Schiffe wegen des Windes, der eine Geschwindigkeit von bis zu 120 km/h erreichte, im Hafen bleiben. Die Fährenverbindung zur Insel Elba wurde unterbrochen.

Die Regierung in Rom rief wegen den Unwettern den Notstand aus. Damit werden fünf Millionen Euro für erste Hilfsmaßnahmen locker gemacht, wie Premierministerin Giorgia Meloni bei einer Pressekonferenz in Rom ankündigte. Sie drückte der von den Unwettern betroffenen Bevölkerung ihre Anteilnahme aus.


Vermisste in Venetien

Von den Unwettern war auch die norditalienische Region Venetien schwer betroffen. Eine Person wurde in der Dolomiten-Provinz Belluno vermisst. Dabei handelt es sich um einen Feuerwehrmann, der nicht im Dienst war. Er soll in einen Fluss gestürzt sein. Ein zweiter Vermisster wurde in der Gegend von Verona gemeldet.

Schwere Unwetter wurden auch in der Region Emilia Romagna und in der Lombardei gemeldet. In Mailand schwoll der Fluss Seveso an, der bereits am Dienstag über die Ufer getreten war und einige Viertel überschwemmt hatte. In der Emilia Romagna war es im Mai zu verheerenden Unwetter mit 15 Todesopfern und Schäden in Milliardenhöhe gekommen.

Aufräumen in Frankreich nach Orkantief dauert an

In den vergangenen Tagen waren Frankreich, Großbritannien, Belgien, die Niederlande und Deutschland von starken Unwettern mit heftigem Regen und Stürmen betroffen. Das Sturmtief Ciaran sorgte dort für teils große Schäden. Sieben Menschen kamen ums Leben und etliche wurden verletzt.

In Frankreich dauert indes das Aufräumen nach Durchzug von Ciaran an. Über eine halbe Million Haushalte seien auch am Freitagmorgen noch ohne Strom gewesen, teilte der Versorger Enedis mit. Am stärksten betroffen seien die Bretagne und die Normandie, die von dem Sturm mit Böen von bis zu 200 Stundenkilometern am Donnerstag am heftigsten betroffen waren.

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Die Schäden des Unwetters in Frankreich könnten sich auf 370 bis 480 Millionen Euro belaufen.
IMAGO/olivier corsan

In der Nacht zum Freitag war es mehr als 3.000 Technikern gelungen, für weitere 161.000 betroffene Haushalte die Versorgung wieder herzustellen.

Millionenschäden erwartet

Insbesondere im Norden Frankreichs gebe es weiterhin Behinderungen im Bahnverkehr, teilte die Staatsbahn SNCF mit. Umgestürzte Bäume blockierten Gleise, und Oberleitungen waren beschädigt. Zum Ende der Herbstferien wurde am Freitag mit einer Million Reisenden gerechnet, die wenn auch mit Verspätungen ihr Ziel erreichen dürften, wie Verkehrsminister Clément Beaune dem Sender France 2 sagte.

Die Schäden des Unwetters in Frankreich könnten sich auf 370 bis 480 Millionen Euro belaufen, berichtete die Zeitung "Le Parisien" unter Verweis auf den Versicherungsexperten Risk Weather Tech. Das sei zwar mehr als bei Sturm Alex im Oktober 2020 mit 210 Millionen Euro Schäden, aber weniger als bei Sturm Xynthia 2010 (1,5 Milliarden Euro) und Sturm Klaus 2009 (1,7 Milliarden Euro). (APA, 3.11.2023)