Ein Roboter-Anwalt, generiert mit Midjourney
Es gibt noch viel zu tun, bis ein Konsens für die Regulierung von KI gefunden ist.
DER STANDARD/Pichler/Midjourney

Seit der Veröffentlichung von ChatGPT im November 2022 beherrscht der Begriff Künstliche Intelligenz (KI) die Schlagzeilen. Fast täglich stellen Unternehmen neue Anwendungen auf Basis dieser Technologie vor. Nach anfänglicher Euphorie mehren sich die Warnungen vor den Risiken: Da sich von sogenannter Generativer KI erstellte Texte und Bilder kaum als solche identifizieren lassen, könnten diese für Desinformation missbraucht werden. Außerdem gebe es Datenschutz-Bedenken. Daher hat Großbritannien vergangene Woche Spitzenvertreter aus Politik, Wirtschaft und Forschung in Großbritannien zu einem KI-Gipfel eingeladen. Dort ging es vor allem um Regulierungsfragen. Nachfolgend eine Aufstellung verschiedener Initiativen in unterschiedlichen Teilen der Welt.

EUROPÄISCHE UNION: BRINGT GESETZ AUF DEN WEG

Nach zwei Jahren Arbeit hat das Europäische Parlament ein KI-Gesetz verabschiedet. Den EU-Plänen zufolge sollen KI-Anwendungen in bestimmte Risikoklassen eingestuft werden, an denen sich der Umfang der gesetzlichen Beschränkungen orientiert. Der AI Act muss nun noch mit der EU-Kommission und den einzelnen Staaten der Gemeinschaft im sogenannten Trilog abgestimmt werden. Angestrebt wird eine Einigung im laufenden Jahr, doch viele mit dem Prozess vertraute Personen sind skeptisch, dass dieses Ziel erreicht wird.

Da es inklusive von Übergangsfristen aber noch mehrere Jahre dauert, bis der AI Act greift, will die EU die Zeit bis dahin mit einer freiwilligen Selbstkontrolle der Unternehmen überbrücken. Hierfür will sie die großen Technologiekonzerne und maßgebliche KI-Entwickler ins Boot holen. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen schlägt die Einrichtung eines internationalen Gremiums nach dem Vorbild des UN-Klimarats IPCC vor, das Nutzen und Risiken von KI beurteilt.

G7: LEITLINIEN FÜR KI-ANBIETER

Die Gruppe der sieben führenden demokratischen Industriestaaten (G7) hat den "Hiroshima-KI-Prozess" ins Leben gerufen, der Leitlinien für KI-Anbieter entwickelt. Diese zielten darauf ab, "sichere und vertrauenswürdige KI weltweit zu fördern". Die Einhaltung des Kodex ist freiwillig.

USA: PRÄSIDENT ERLÄSST REGULIERUNGSDEKRET

US-Präsident Joe Biden verpflichtet KI-Anbieter per Dekret zu bestimmten Tests, wenn die Programme Risiken für die nationale Sicherheit sowie die öffentliche Gesundheit und Sicherheit darstellen. Außerdem erarbeitet das Handelsministerium Richtlinien für die Kennzeichnung von KI-generierten Inhalten. Bislang gibt es nur Selbstverpflichtungen einiger Unternehmen, KI-Inhalte mit einem Wasserzeichen zu markieren. Parallel dazu haben US-Parlamentarier einen überparteiligen Gesetzentwurf eingebracht, der den Einsatz von KI zur Beeinflussung von Wahlen verbietet.

CHINA: ERLÄSST VORLÄUFIGE LEITLINIEN

Die chinesische Internet-Behörde hat einen Entwurf für eine Regulierung von KI vorgelegt. Ziel sei die Förderung dieser Technologie, die allerdings mit den sozialistischen Grundwerten der Volksrepublik übereinstimmen müsse. Bis zur Verabschiedung dieser Gesetze müssen sich Firmen Sicherheitsbewertungen unterziehen und ihre Algorithmen bei den Behörden hinterlegen, wenn sie ihre KI der breiten Öffentlichkeit zugänglich machen. Zu den Auflagen, denen sich die Anbieter unterwerfen müssen, gehört eine Schwarze Liste von Quellen, die nicht für das KI-Training herangezogen werden dürfen.

UN/GROSSBRITANNIEN: PLANEN REGULIERUNG

Die Vereinten Nationen (UN) rufen ein 39-köpfiges Beratergremium aus Regierungsbeamten, Managern von Technologie-Unternehmen und Wissenschaftlern ins Leben. Es soll regulatorische Empfehlungen erarbeiten. Im Sommer 2023 hatte der Sicherheitsrat erstmals offiziell über KI diskutiert. Diese Technologie könnte dem UN-Generalsekretär Antonio Guterres zufolge "sehr schwerwiegende Folgen für den Weltfrieden und die globale Sicherheit haben".

In Großbritannien hat die Kartellbehörde CMA sieben Grundsätze skizziert, wie KI-Anbieter in die Verantwortung zu nehmen und wettbewerbswidriges Verhalten der großen Technologiekonzerne zu unterbinden. Im Oktober verwarnten die britischen Datenschützer den Snapchat-Betreiber Snap. Dieser habe es versäumt, die Datenschutz-Risiken seines KI-Chatbots angemessen zu bewerten.

AUSTRALIEN/IRLAND/NIEDERLANDE: SAMMELN INFORMATIONEN

Die australische Regierung hat dem Industrie- und Forschungsministerium zufolge den Wissenschaftsbeirat um eine Einschätzung zu möglichen Regulierungsansätzen gebeten. Darüber hinaus verpflichtet das Land Suchmaschinen-Betreiber, dass per KI erstellte Bilder und Videos von Kindesmissbrauch nicht in Trefferlisten angezeigt werden.

Der Chef-Datenschützer Irlands betont die Notwendigkeit der Regulierung von ChatGPT & Co. Allerdings müssten die Behörden zunächst die notwendige Expertise erlangen, damit die Gesetze auch Bestand hätten.

Auch seine Kollegen aus den Niederlanden wollen sich ein genaueres Bild über den Umgang von KI mit persönlichen Daten der Nutzer machen. Sie haben bei OpenAI Informationen hierüber angefordert. (Reuters, 4.11.2023)