Anwar El Ghazi verschränkt die Arme hinterm Kopf.
Anwar El Ghazi und Mainz 05 gehen getrennte Wege.
EPA/CHRISTOPHER NEUNDORF

Der deutsche Fußball-Bundesligist Mainz 05 hat Stürmer Anwar El Ghazi am Freitagabend "mit sofortiger Wirkung" gekündigt. Der Verein reagiere mit dieser Maßnahme auf die Äußerungen und Posts des Spielers in den sozialen Medien, heißt es auf der Klub-Homepage. El Ghazi hatte Mitte Oktober ein antiisraelisches Posting auf Instagram geteilt.

Die Generalstaatsanwaltschaft Koblenz hat mittlerweile ein Ermittlungsverfahren gegen ihn eingeleitet. Das bestätigte die Generalstaatsanwaltschaft am Freitag auf sid-Anfrage: "Gegen den Beschuldigten besteht nach unserer Bewertung der Anfangsverdacht der Störung des öffentlichen Friedens durch Billigen von Straftaten in Tateinheit mit Volksverhetzung durch Verbreiten eines Inhalts". Es gilt die Unschuldsvermutung. Zuerst hatte die "FAZ" darüber berichtet.

Eskalation

Der Fall El Ghazi war zuletzt eskaliert. Der Stürmer hatte einen Beitrag geteilt, in dem es unter anderem hieß: "Vom Fluss bis zum Meer, Palästina wird frei sein." Gemeint ist, dass sich Palästina vom Jordan bis zum Mittelmeer ausdehnen sollte. Damit wird Israel gewissermaßen das Existenzrecht abgesprochen. Der Post wurde später wieder gelöscht. Zudem hatte El Ghazi ein Profilbild mit dem Schriftzug "I stand with Palestine". Dieses Foto wurde später durch ein Bild seines Gesichts ersetzt. Der Spieler wurde vom Klub am 17. Oktober suspendiert.

Am vergangenen Montag hatte der FSV jedoch mitgeteilt, El Ghazi habe Reue gezeigt und werde nach einer Abmahnung wieder eingegliedert. El Ghazi bedauere die Veröffentlichung und die negative Wirkung für den gesamten Verein, hieß es in einem Statement des Klubs. Er habe sich "auch deutlich von terroristischen Akten wie jenem der Hamas" distanziert. "Er betonte sein Mitgefühl mit den Opfern dieses Angriffs wie auch mit allen Opfern dieses Konflikts. Er verdeutlichte glaubhaft, dass er auch das Existenzrecht Israels nicht in Frage stellt."

Am Mittwoch erklärte El Ghazi in einem weiteren Post aber, dass er seine Position nicht bereue, und bezichtigte Mainz 05 indirekt der Lüge. "Ich distanziere mich nicht von dem, was ich gesagt habe", sagte er. Vielmehr werde er "bis zu meinem letzten Atemzug für Menschlichkeit und die Unterdrückten" einstehen. Seine Position bleibe die, die es immer gewesen sei, betonte der Niederländer mit marokkanischen Wurzeln. Er sei "gegen Krieg und Gewalt", gegen "das Töten aller unschuldiger Zivilisten, jede Form der Diskriminierung, Islamophobie, Antisemitismus, Völkermord, Apartheid, Besatzung und Unterdrückung". Daher könne er "nicht guten Gewissens schweigen". El Ghazi schloss seinen Beitrag mit den Worten: "Wir müssen jetzt das Ende des Tötens in Gaza einfordern!"

Nach seiner Kündigung äußerte sich El Ghazi auch auf Instagram: "Stehe für das Richtige ein, auch wenn du allein stehst", schrieb er am Freitag. Der Verlust seiner Existenzgrundlage sei nichts im Vergleich zum Leid der Menschen in Gaza.

Mainz-Vorstand Heidel: "Da kann bei Mainz 05 niemand etwas dafür"

Die Pressemitteilung, mit der Mainz 05 El Ghazis Kündigung aussprach, ist merklich kurz gehalten. Zuvor wollten die Klubverantwortlichen bereits den "FAZ"-Bericht nicht kommentieren. Sportvorstand Christian Heidel zeigte sich zuletzt sichtlich genervt vom Fall El Ghazi. "Ich erkläre mir da gar nichts mehr. Ich werde da auch keine Erklärungen mehr abgeben. Ich glaube, jeder hat inzwischen gemerkt: Das hat mit Fußball und mit Sport nichts mehr zu tun. Das ist ein höchst politisches Thema, ein höchst juristisches und auch arbeitsrechtliches Thema", sagte Heidel.

Inhaltlich wollte sich Heidel zu dem Fall vorerst nicht mehr äußern. "Ich habe kein Interesse, irgendein falsches Wort zu sagen, das irgendwie gegen uns verwendet werden kann", sagte der 60-Jährige: "Das ist ein Fall, den es bei Mainz 05 noch nie gab, und ich bedauere es zutiefst, dass so etwas passieren kann. Da kann bei Mainz 05 aber niemand etwas dafür."

Am Samstag (15.30 Uhr/Sky) spielt Mainz 05 gegen RB Leipzig. Der VfL Bochum hat am Freitag zum Auftakt der zehnten Runde bei Darmstadt mit 2:1 gewonnen. (red, sid, APA, 3.11.2023)