Chips der Hot Chip Challenge
Vor allem für Kinder und Jugendliche sind die scharfen Chips nicht geeignet.
HOT-CHIP s.r.o.

Für die Chips der vor allem auf Social-Media-Plattformen wie Tiktok und Youtube bekannten "Hot Chip Challenge" wurde in Deutschland nun ein Rückruf ausgesprochen, wie es auf der Plattform produktwarnung.eu ebenso wie beim Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit heißt. Als Inverkehrbringer werden hier die Bazaar Import & Export aus Gießen ebenso wie die ALL – Z aus Frankfurt genannt.

Vom Rückruf konkret betroffen sind im ersten Fall die Bundesländern Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Bremen, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Sachsen und Schleswig-Holstein, im zweiten Fall Baden-Württemberg, Berlin, Bremen, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Sachsen-Anhalt und Thüringen.

Symptome bei der "Hot Chip Challenge"

Die in den einzelnen Chips enthaltene Menge des für die Schärfe verantwortlichen Capsaicin schwankt in den Proben erheblich und erreicht teilweise extrem hohe Werte, heißt es in den Hinweisen der Behörde. Ein sehr hoher Schärfegrad kann gesundheitliche Folgen haben, heißt es weiter: Zu diesen gehören körperliche Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen, Bluthochdruck, brennende Augen und gereizte Schleimhäute.

Rund zwei Millionen Scoville

In den Chips kommt der Carolina Reaper zum Einsatz, der lange Zeit als der schärfte Chili der Welt galt. Sein Schärfegrad liegt um die zwei Millionen Scoville. Ergänzt wird der Chip außerdem durch Anteile des Trinidad Moruga Scorpion, dessen Schärfegrad zwischen 750.000 und 1,5 Millionen Scoville schwankt.

Die Maßeinheit Scoville gibt an, wie viel Verdünnung nötig ist, um die Schärfe eines Lebensmittels zu neutralisieren. Zum Vergleich: handelsüblicher Cayenne-Pfeffer kommt auf 30 bis 50.000 Scoville.

Online noch immer erhältlich

Der Anbieter selbst schreibt diesbezüglich auf seiner Website lediglich in scherzhaftem Tonfall: "Das intensive Brennen dauert etwa zehn bis 20 Minuten, aber Sie werden dieses Erlebnis nicht vergessen." Weiter unten heißt es auf der Website wörtlich: "Die Hot Chip Challenge wird Sie nicht verletzen." Es könne jedoch "üblicherweise passieren, dass Sie während des Verzehrs unscharf sehen, das Atmen schwerer fällt und dass Sie literweise in Schweiß baden". Das sei beim Essen von Chili jedoch "ganz normal".

Vermeiden sollen die Herausforderung den Anbietern zufolge jedoch schwangere und stillende Frauen, Kinder, Menschen mit Magenproblemen oder "kurz gesagt diejenigen, die an einigen langfristigen Schwierigkeiten leiden".

Entgegen dem Rückruf in Deutschland sind die Chips auf der Website der tschechischen HOT-CHIP s.r.o. nach wie vor erhältlich. Auch in diversen anderen Onlineshops konnte DER STANDARD die Chips bei ersten Stichproben noch entdecken.

Gefährliche Challenge

Von der Behörde heißt es, dass Erwachsene auch mit Kindern und Jugendlichen über die möglichen gesundheitlichen Schäden von zu scharfem Essen reden sollten. Die Marketingstrategie des Unternehmens ist der Website zufolge klar darauf ausgerichtet, dass sich das Produkt vor allem über Social Media in Form von Challenges verbreitet.

Diese Strategie hat mehr als gefruchtet, womit sich das Unternehmen selbst auf der eigenen Website brüstet: 250.000 Stück habe man in ganz Europa verkauft, Youtube-Videos der Challenge sollen insgesamt 20 Millionen Views erreicht haben.

Das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat bereits im September vor Social-Media-Mutproben mit extrem scharfen Speisen gewarnt. Vor allem Kinder reagierten empfindlich auf scharfe Chili-Produkte, hieß es auch damals.

Im August war es in einer Schule im deutschen Ort Euskirchen zu einem Großeisatz gekommen, nachdem die Chips von zwei neun und elf Jahre alten Schülern aus einem nahegelegenen Imbissstand entwendet worden waren. (red, 6.11.2023)