Neu auf dem Markt: der "Nipple Push-Up Bra" von Kim Kardashians Label Skims.
Skims

Heute soll es um ein Stück Wäsche gehen, das in den vergangenen Jahren schon häufiger für tot erklärt wurde. Die Rede ist vom Push-up, dem BH mit den drahtverstärkten, halbmondförmigen, verdammt unbequemen Cups. Wir erinnern uns: Wenn ein Hersteller als Synonym für den Push-up galt, dann Victoria’s Secret. Dessen Show ging Mitte der Neunzigerjahre zum ersten Mal über die Bühne, die gepolsterten BHs nahmen die Wirkung von strammstehenden Silikonbrüsten vorweg, die damals erst langsam Verbreitung fanden.

Irgendwann wirkte der Wäsche-Aufputz der "Engel" nur mehr wie ein schlappes 1990er-Jahre-Zitat, wie ein verblichenes Tribal-Tattoo von damals. Dazu kamen etliche Skandale des Wäscheherstellers, die frauenfeindliche Unternehmenskultur und die Machenschaften ihrer Macher. Das Unternehmen und die gepolsterten Schaumstoffteile schienen aus der Zeit gefallen. Die Umsätze mit Push-ups brachen ein, die Alternativen waren schließlich griffbereit. Wäschemarken wie Fenty x Savage oder Aerie zeigten meist sportlichere Bralettes – und das an verschiedenen Körperformen.

So ganz weg war er nie, der Push-up. US-Schauspielerin Laura Harrier im vergangenen September beim Victoria's-Secret-Event in New York.
APA/AFP/ANGELA WEISS

Wirklich weg war der Push-up dennoch nicht. Wahrscheinlich auch, weil es eine Frauengeneration gibt, die aufgewachsen ist mit jenen Shows von Victoria’s Secret und ihn noch immer gerne trägt. Und jetzt, manche dürften es schon geahnt haben, kommt Kim Kardashian ins Spiel. Sie hat vor einer Woche einen BH auf den Markt gebracht, der generationenübergreifend bedienen will. Der "Nipple Push-up Bra" von ihrem Wäschelabel Skims drückt die Brüste wieder in himmlische Höhen. Gleichzeitig könnte er die Generation Z, die die Brustwarzen selbstverständlich durch die Oberteile blitzen lässt, glücklich machen.

Nun könnte man Kardashians Erfindung als ironischen Kommentar zum fragwürdigen Umgang mit Nippeln von weiblich gelesenen Personen auf Social Media abtun. Doch irgendwie lässt sich eine Botschaft der Erfindung nicht ganz leugnen. Diese lautet: Wenn Brüste gezeigt werden dürfen, dann ganz sicher nicht in ihrer natürlichen Form. Denn Brüste haben prall und vermeintlich dauererregt auszusehen. Ein Indiz dafür: Bereits im Sommer hatte die US-Unternehmerin einen "tropfenförmigen" Push-up-BH auf den Markt gebracht, den sie als den "ultimativen BH" bezeichnete. Kardashians Kaufargument: Dieser BH wirkt "wie eine Brust-OP". Der Vorteil dieses Eingriffs? Er lässt sich in Sekundenschnelle rückgängig machen. (Anne Feldkamp, 6.11.2023)