Der Film "Bosnischer Topf " mit witzigem Flair.
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Graz ist die Stadt der Bausatzlokale. Dort können sich die Studierenden der Stadt an der Mur ihre Burger, Pizzen und Pfändlein selbst zusammenstellen, auf eigene Verantwortung, versteht sich. Ähnlich verhält es sich auch mit dem Gericht namens Bosnischer Topf. Das Rezept dazu bringt einem der gleichnamige Film von Pavo Marinković gleich zu Beginn nahe, in Form eines altmodischen Fernsehbeitrags, den Filmheld Faruk Šego gestaltet. Die gezeigten Arbeiter bringen mit, was sie haben, graben es ein, und am Ende entsteht daraus ein Gemeinschafts-Eintopf – ein Melting Pot auf Bosnisch sozusagen.

Vereitelte Aufführung

Faruk selbst lebt schon 20 Jahre in Graz, ist aber als exjugoslawischer Intellektueller im sprachlichen Exil ein Außenseiter geblieben. Damit er von der österreichischen Ausländerbehörde nicht abgeschoben wird, muss er schleunigst "einen wichtigen Beitrag zur österreichischen Kultur" leisten und sein altes Theaterstück Die Vampire von Miljacka auf eine kleine Grazer Off-Bühne bringen. Kein einfaches Rezept für den desillusionierten Autor, wurde die Uraufführung in Sarajevo doch anno dazumal durch den Kriegsausbruch vereitelt.

Mit einem Budget von nur 930.000 Euro hat Filmkoch Marinković eine vorzüglich ausbalancierte Diaspora-Tragikomödie serviert, deren Schmähs auf Bosnisch ebenso wunderbar trocken schmecken wie auf Steirisch. Peter Roehsler, Co-Produzent dieses kroatisch-österreichischen Projekts, ist zugleich für die Kamera verantwortlich. Ihr Bosnischer Topf ist nicht mit Kitsch überwürzt, Hauptdarsteller Senad Bašić spielt seinen verbitterten Künstler sympathisch, und auch das bunte Ensemble – unter anderen Zlatko Burić und Julia Franz Richter – hat Spaß.

Zweierlei Lebensformen

Zusammen mit dem Protagonisten wird einem am Ende klar, dass Identität immer ein Bausatz ist. Oder, wie es Isolde Charim treffend auf den Punkt brachte: "Integration bedeutet nicht Assimilation. Angekommen ist man, wenn es gelingt, neue und alte Identität gleichzeitig zu leben. Das ist der Preis, den Migration dem Einzelnen abverlangt – ebenso übrigens auch der Mehrheitsgesellschaft." (Marian Wilhelm, 8.11.2023)