Es waren harte Verhandlungen; Gerüchten zufolge stand zeitweise sogar eine Insolvenz von René Benkos Signa zur Diskussion. Am Ende aber setzten sich Benkos Mitinvestoren rund um Hans Peter Haselsteiner durch. Benko tritt zugunsten des deutschen Sanierers Arndt Geiwitz ab.

Geiwitz wird nun mit einem harten Abverkauf versuchen, das Unternehmen zu retten. Das Immobilien- und Handelsunternehmen, für das er jetzt die Verantwortung übernimmt, ist mit zuletzt 27 Milliarden Euro Bilanzsumme eines der größten in Österreich – und war jedenfalls eines der am schnellsten wachsenden in den vergangenen Jahren.

Der Signa steht eine harte Restrukturierung bevor
Der Signa steht eine harte Restrukturierung bevor.
(c) Leopold Nekula/VIENNAERPORT

Was passiert, wenn ein derartiges Unternehmen am Rand der Pleite taumelt und hart geschrumpft werden muss? Wie wirkt sich das aus auf andere Bereiche der Wirtschaft und Gesellschaft? Wenn man es genau betrachtet – die Konsequenzen sind überraschend gering.

Das Unglück ist schon geschehen

Zwar hat der Konzern zehntausende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Doch die arbeiten oder arbeiteten zum überwiegenden Großteil in jenem Handelsbereich, den sich Benko in den vergangenen Jahren zusammengekauft hat, unter dem Dach der Signa Retail. Und hier ist der Rückbau in den vergangenen Monaten bis Jahren bereits weitestgehend erfolgt. Bei der deutschen Galeria Kaufhof mussten aufgrund der schweren finanziellen Probleme schon tausende Menschen gehen. Die österreichische Kika/Leiner-Gruppe wurde im Sommer verkauft und erklärte unmittelbar danach ihre Insolvenz, mit tausenden Jobverlusten. Der Sporthandelsarm der Signa hat soeben ebenfalls seine Insolvenz erklärt. Im Bereich Handel ist also, wenn man so will, das Unglück bereits geschehen. Benko war nicht fähig oder willens, bei seinen Handelsgeschäften – die durchwegs bereits kriselten, ehe er sie übernommen hatte – das Ruder herumzureißen.

Und die Banken? Die ausständigen Kredite der Signa bei österreichischen Großbanken sollen rund zwei Milliarden Euro betragen. Dass die EZB als Prüfbehörde Kreditvergaben an die Signa einer Prüfung unterzieht, lässt auf Nervosität im Bankensektor schließen. Doch besteht wirklich ein derart hohes Klumpenrisiko, dass sich die Causa Signa zu einer Bankenkrise auswachsen könnte? Fachleute glauben, eher nicht. Immerhin haben es Immobilienkredite an sich, dass sie mit Immobilien besichert sind. Sollten sie im schlimmsten Fall ins Eigentum kreditgebender Banken übergehen, bedeutet das zwar Scherereien und durchaus auch Verluste für die Geldhäuser, aber keine massive Geschäftsgefährdung. So schätzen zumindest viele Insider die Lage ein – als Problem könnte sich noch erweisen, dass viele der Immobilien als stark überbewertet gelten.

Kein innovatives Geschäft

Fazit all dessen: Benko hat eben keine Geschäfte betrieben, die für viele Innovationen und Arbeitsplätze gesorgt hätten. Er hat stattdessen Immobilien geschickt aufgewertet und vermarktet, unterstützt von einem äußerst günstigen Zinsumfeld und den richtigen politischen Strippenziehern an seiner Seite. Damit ist er jetzt gescheitert. Jene, die angesichts dieser Entwicklung am allermeisten zittern müssen, sind ein paar schwerreiche Investoren. (Joseph Gepp, 8.11.2023)