Am Schluss ist nur mehr Epic übrig geblieben: Nachdem sich diverse US-Staaten sowie die auf Dating-Apps spezialisierte Match Group mit Google verglichen haben, zieht der Spielehersteller nun allein gegen den Branchenriesen ins Feld. Das Ziel: die Play-Store-Steuer für alle Apps und Spiele zu Fall zu bringen.

Fortnite
Google hätte gerne "Fortnite" im Play Store. Epic auch – aber nicht zu den Bedingungen von Google.
AFP/LIONEL BONAVENTURE

Mehrere Jahre nachdem Epic seine Klage eingereicht hatte, hat der Prozess Anfang der Woche in den USA begonnen. Selbst wenn dabei nichts herauskommen sollte, liefert das Verfahren zumindest einen interessanten Einblick hinter die Kulissen der Branche.

Ein unmoralisches (?) Angebot

Google hat im Jahr 2018 Epic 147 Millionen US-Dollar für die Veröffentlichung von "Fortnite" im Play Store geboten. Dieser Betrag hätte über drei Jahre abbezahlt werden sollen. Voraussetzung dafür wäre natürlich, dass sich Epic an die Play-Store-Regeln hält, was auch bedeutet hätte, dass Google an sämtlichen In-App-Käufen mit bis zu 30 Prozent beteiligt worden wäre.

Das wollte Epic aber von Anfang an nicht und hat den Deal abgelehnt. Stattdessen wurde die Android-Version von "Fortnite" einfach über die Website des Spieleherstellers veröffentlicht. Zwei Jahre später gab Epic diese Strategie aufgrund mangelnden Erfolgs auf und beklagte sich öffentlich darüber, dass die Warnungen vor der manuellen Installation von Apps – das sogenannte Sideloading – die User verängstigt hätten.

Kurz danach unternahm Epic, wie mittlerweile durch interne Dokumente ebenfalls gut belegt ist, einen gezielten Publicity-Stunt. Das Unternehmen versuchte die Bezahlmethoden im Play Store, aber auch bei Apples App Store zu umschiffen und wurde, wie erwartet, umgehend von den beiden Firmen gesperrt. Infolgedessen reichte man eine bereits vorbereitete Klage ein.

Strategie

Dass Google Epic damals überhaupt so viel Geld geboten hat, zeigt, wie umfassend sich das Unternehmen gegen alle Eventualitäten abzusichern versucht und dafür auch bereit ist, einiges zu investieren. Wie andere Dokumente belegen, hatte der Android-Hersteller nämlich Angst, dass das Vorgehen von Epic Vorbildwirkung entfalten könnte und andere Hersteller wie Blizzard, Valve, Sony oder Nintendo dies nachahmen könnten. Dazu kam es allerdings nie, bis heute steht Epic mit seiner grundlegenden Opposition zu den App-Store-Regeln so gut wie allein da.

Epic hatte zuvor bereits einen Rechtsstreit mit Apple zum gleichen Thema ausgefochten und dabei weitgehend verloren. Ob man gegen Google erfolgreich sein wird, ist insofern fraglich, da es bei Android im Gegensatz zu iOS sehr wohl die Möglichkeit gibt, Apps jenseits des offiziellen App Stores zu installieren. Ein gewisser Unsicherheitsfaktor ist allerdings, dass das aktuelle Verfahren vor einer Jury verhandelt wird, während im Prozess gegen Apple ein Richter allein entschied. (apo, 9.11.2023)