Die Wien Energie baut derzeit in der Müllverbrennungsanlage Spittelau eine neue Großwärmepumpenanlage, die ab 2025 Wärme für rund 16.000 Haushalte produzieren soll. Sie soll die Restwärme, die noch im Rauchgas nach der Abgasreinigung enthalten ist, nutzbar machen. Laut einer Pressemitteilung von Wien Energie wird durch die Großwärmepumpe mit 16 Megawatt thermischer Leistung auch die Energieeffizienz der gesamten Müllverbrennungsanlage um 13 Prozent auf mehr als 95 Prozent gesteigert.

In der Müllverbrennungsanlage Spittelau werden bei der Verbrennung von Hausmüll Strom und Fernwärme erzeugt. Dabei fallen Abgase an, die in einem mehrstufigen Verfahren gereinigt werden. Die dabei entstehende Abwärme wurde bisher nicht genutzt, sondern über den Kamin in die Luft abgegeben. Mit der neuen Großwärmepumpe wird laut Wien Energie diese Abwärme künftig für die Fernwärmeproduktion eingesetzt. Laut Wien Energie sollen so rund 22.000 Tonnen CO2 pro Jahr eingespart werden.

Große Wärmepumpen in einer Industriehalle
Zwei Großwärmepumpen mit einer thermischen Leistung von je acht Megawatt sollen genug Wärme für rund 16.000 Haushalte liefern.
Wien Energie

Dem bei der Abkühlung des Rauchgases entstehenden Kondensat entziehen Wärmetauscher rund zehn Grad Celsius. Wärmepumpen heben das niedrige Temperaturniveau anschließend auf das für die Fernwärme benötigte höhere Niveau von rund 90 Grad. Das abgekühlte Wasser aus der Rauchgaskondensation wird aufbereitet und der Müllverbrennungsanlage erneut zugeführt. Laut Wien Energie benötige die Anlage durch diesen Prozess um bis zu 125.000 Kubikmeter weniger Wasser pro Jahr aus dem Donaukanal.

Infografik, die die Funktionsweise der Rauchgaswäsche und der Gewinnung der Abwärme zeigt.
Die Abgase der Müllverbrennungsanlage werden in einer Rauchwaschanlage gereinigt. Wärmepumpen gewinnen die Restwärme aus diesem Abwasser zurück.
APA Infografik / Wien Energie

Wien setzt bei Wärmewende auf Fernwärme

Insgesamt investiert Wien Energie rund 40 Millionen Euro in das mit Fördermitteln unterstützte Projekt. "Mit der Inbetriebnahme 2025 versorgen wir nicht nur zusätzlich 16.000 Haushalte mit Fernwärme, sondern machen aus der Spittelau auch die effizienteste Müllverbrennungsanlage Mitteleuropas", sagt Karl Gruber, Geschäftsführer Wien Energie, in der Aussendung des Unternehmens.

Die Großwärmepumpe Spittelau ist bereits die dritte Anlage dieser Größe in Wien. Eine wurde 2019 im Kraftwerk Simmering installiert und holt Restwärme aus dem Kühlwasser. Eine weitere Wärmepumpe baut der städtische Energieversorger gerade nahe der Simmeringer Kläranlage, sie holt die Hitze aus dem gereinigten Abwasser und speist sie ins Fernwärmenetz ein. Auch größere Gebäude wie die Manner-Fabrik in Ottakring und die Uno-City speisen Abwärme ins Netz ein.

Wien will 2040 klimaneutral werden, die Stadt setzt bei der Dekarbonisierung der Wärmeversorgung vor allem auf die Fernwärme. Diese wird derzeit mit bis zu zwei Dritteln aus Erdgas erzeugt, bis 2040 soll auch die Fernwärme klimaneutral erzeugt werden. Dazu setzt der städtische Energieversorger neben Großwärmepumpen auch auf Biomasse und Geothermie. Derzeit entsteht eine Anlage, die Wärme aus dem unter Wien liegenden Aderklaaer Konglomerat gewinnen soll. Dieses Warmwasserbecken könnte Wärme für bis zu 125.000 Haushalte liefern. (red, 16.11.2023)