Das idyllische Ufer des Gardasees ist eine der schicksten und teuersten Gegenden Italiens. Hier steht ein besonders prestigeträchtiges Objekt des Signa-Konzerns, der gerade stark taumelt und dessen Gründer René Benko am 8. November zugunsten des deutschen Sanierers Arndt Geiwitz den Platz an der Spitze räumen musste.

Hat René Benko angesichts der Probleme bei der Signa Signa-Vermögen zu sich selbst verschoben, in seinen direkteren Einflussbereich?
Hat René Benko angesichts der Probleme bei der Signa Signa-Vermögen zu sich selbst verschoben, in seinen direkteren Einflussbereich?
APA/GEORG HOCHMUTH

"Villa Eden Reserve Resort" heißt die Anlage in Gardone am See. Es handelt sich um eine Reihe von Villen, die sich einen Hang Richtung Seeufer hinunterziehen. Sie lassen sich tage- und wochenweise mieten. Preis pro Nacht: rund 3.000 bis 10.000 Euro.

Eigentümerfragen

Auf der Hotelwebsite ebenso wie in Signa-Firmenunterlagen wird das Eden als Objekt der Signa dargestellt. Doch wie DER STANDARD am Mittwoch berichtete, tun sich Fragen auf, sobald man in die Firmenbücher blickt. Das Luxusresort hat nämlich formell gar nichts mit dem Signa-Konzern zu tun, zumindest findet sich öffentlich einsehbar keinerlei Anbindung an den Konzern. Stattdessen gehört das Resort einer italienischen Gesellschaft, die wiederum einer luxemburgischen Gesellschaft gehört – und die fällt in das Eigentum einer Stiftung, der Ingbe-Stiftung, mit Sitz in Schaan bei Vaduz in Liechtenstein.

Wer die Financiers und Begünstigten dieser Stiftung sind, ist unbekannt. Aber sie gilt als direkter Einflussbereich von René Benko. "Ingbe" steht dem Vernehmen nach für "Ingeborg Benko", die Mutter des Signa-Gründers.

Warum zählt ein Unternehmen, das als Signa-Projekt präsentiert wird, in Wahrheit gar nicht zur Signa, sondern, wenn man so will, direkt zu Benko? Das wollte DER STANDARD am Mittwoch von der Signa erfahren, bekam aber keine Antwort.

Brisante Fragen

Jetzt werfen weitere Firmenbuchrecherchen des STANDARD neue brisanten Fragen auf: Einträge im luxemburgischen Handelsregister zeigen, dass das Luxusresort am Gardasee den Eigentümer wechselte: Es wurde von der Signa Holding an Benkos Ingbe-Stiftung übertragen. Und zwar erst vor kurzem.

Konkret wurde der Vermögenstransfer laut luxemburgischem Firmenbuch am 18. August 2023 vollzogen. Er ereignete sich also nur wenige Wochen vor Ausbruch der massiven Schwierigkeiten, die am 8. November vorerst in der Entmachtung Benkos zugunsten von Geiwitz gipfelten. Dem Schritt liege ein "Kauf- und Abtretungsvertrag" zugrunde, der "Änderungen in der Teilhaberstruktur der Gesellschaft" zur Folge habe, heißt es im Firmenbucheintrag. Zu einem etwaigen Kaufpreis, den die Benko-Stiftung an die Signa Holding bezahlte, findet sich in den Unterlagen keine Information.

Bis zu 10.000 Euro pro Nacht: Benkos Villen am Gardasee
Bis zu 10.000 Euro pro Nacht: Benkos Villen am Gardasee.
Screenshot Promo-Video Eden Reserve

Als das Eden von der Signa Holding zur Ingbe-Stiftung wanderte, waren die schweren finanziellen Probleme konzernintern jedenfalls bereits bekannt. Deshalb wirft der Zeitpunkt des Transfers eine schwerwiegende Frageauf: Hat Benko angesichts der Probleme bei der Signa Signa-Vermögen zu sich selbst verschoben, in seinen direkteren Einflussbereich? Warum ausgerechnet dieser kritische Zeitpunkt?

DER STANDARD hat bei der Signa nach Gründen für die Verschiebung gefragt. Zu den Gründen und Hintergründen will der Konzernsprecher keine Stellung nehmen. Nur so viel: Es habe sich um "eine ganz normale Transaktion zu einem marktüblichen Preis" gehandelt, heißt es. (Joseph Gepp, 16.11.2023)