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Die Rakete scheint bereit, und auch das Wetter könnte mitspielen. Space X plant für Freitag den zweiten Start seines Weltraumschwerlasters Starship.
Foto: REUTERS/JOE SKIPPER

Space X meinte es ernst mit der Ankündigung, die Superschwerlastrakete Starship werde noch diese Woche ihren zweiten Flug absolvieren. Die formalen Voraussetzungen dafür wurden behördenseits mittlerweile geschaffen: Am Mittwoch gab die US-Luftfahrtbehörde Federal Aviation Administration (FAA) offiziell grünes Licht für einen Start. "Die FAA hat festgestellt, dass Space X alle Anforderungen an Sicherheit, Umwelt, Politik und finanzielle Verantwortung erfüllt", schrieb die Behörde in ihrem Bericht und via X (früher Twitter):

Space X bekräftigte daraufhin seine Startpläne: Am Freitag um 8 Uhr Ortszeit (14 Uhr MEZ) soll das Starship vom Space-X-Weltraumbahnhof Starbase in Boca Chica bei Brownsville, Texas, ein weiteres Mal in den Himmel steigen. Das Startfenster wurde mit zwei Stunden angegeben. Vorbereitungen und Lift-off werden via Livestream ab 30 Minuten vor Start übertragen. Die Wettervorhersagen sehen aktuell noch günstig aus: Sonnenschein und wenig Wind.

Kostengünstiger Schwerlaster

Das Starship ist eine 122 Meter hohe und neun Meter dicke Rakete, die vor allem für schwere Lasten gebaut wurde. Sie selbst ist (vor dem Start) rund 5.000 Tonnen schwer, künftig einmal soll sie bis zu 100 Tonnen Nutzlast in den Orbit bringen. Zum Vergleich: Die Saturn V der Mondmissionen war 110 Meter hoch und bis zu 3.000 Tonnen schwer. Nur mit ihrem Durchmesser von 10,1 Meter übertraf sie das Starship.

Die Rakete setzt sich aus dem Booster Super Heavy mit 33 Raptor-Triebwerken und einer Oberstufe, dem eigentlichen Starship mit sechs Triebwerken (drei davon für Flüge im Vakuum), zusammen. Beide Elemente sind auf vollständige Wiederverwendbarkeit ausgelegt und sollen schnell wieder einsatzbereit gemacht werden können. Space X erhofft sich davon eine Verringerung der Startkosten. Am Freitag werden die Prototypen Booster BN9 und Starship SN25 zum Einsatz kommen.

Technische Veränderungen

Ihre beiden Vorgänger, Starship SN24 und Booster BN7, sind beim ersten Start am 20. April 2023 vier Minuten nach dem Lift-off bei einer Explosion 30 Kilometer über dem Boden zerstört worden. Einer der Gründe dafür war eine ungeschützte Startrampe, die beim Start fast völlig zerstört wurde. Umherfliegende Betonteile könnten dabei auch einige Raptor-Triebwerke des Boosters beschädigt haben, weshalb die Rakete an Schub verlor. Mittlerweile wurde die Startrampe in Boca Chica wiederhergestellt und mit einem Kühlsystem ausgerüstet, sodass die Anlage den enormen Kräften und Temperaturen eines Raketenstarts gewachsen sein sollte.

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Die Startrampe in Boca Chica wurde beim ersten Starship-Start am 20. April schwer beschädigt. Herumfliegende Betonbrocken könnten dabei auch die Triebwerke der Rakete getroffen haben.
Foto: AP/Jon Shapley

Als weiteres Problem beim ersten Start hatte sich der Trennungsprozess zwischen den beiden Stufen erwiesen, der augenscheinlich nicht so abgelaufen ist, wie er sollte. Damit sich eine Störung in diesem Bereich nicht wiederholt, hat das Ingenieursteam von Space X einige Änderungen vorgenommen. Die wichtigste: Nun zündet die Oberstufe ihre Triebwerke schon während der Trennung von der Booster-Stufe. Für diesen Prozess musste ein neues Entlüftungssystem entwickelt werden. Außerdem kommt ein neues elektronisches Schubvektorkontrollsystem (TVC) für die Raptor-Triebwerke zum Einsatz.

Entscheidende Sekunden

Ob der Umbau zum gewünschten Ergebnis führt, wird sich zwei Minuten und 41 Sekunden nach dem Start zeigen. Zu diesem spannenden Zeitpunkt sollte laut Space X die Hot-staging-Phase eingeleitet werden, bei der die Raptor-Triebwerke des Starship anspringen und die Abtrennung vom Booster vollzogen wird. Klappt das Manöver und verläuft auch der Rest nach Plan, dann soll Starship von der Starbase über den Golf von Mexiko nach Osten über Asien hinwegfliegen und schließlich nach 90 Minuten und einer Dreiviertelrunde um den Erdball in der Nähe von Hawaii in den Pazifik stürzen. (tberg, 16.11.2023)