Dieses Foto des Geburtshauses von Adolf Hitler im oberösterreichischen Braunau stammt aus dem Jahr 2021.
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Braunau am Inn – 2026 soll im Geburtshaus Adolf Hitlers in Braunau die Polizei einziehen. Damit hofft man das Gebäude, das immer wieder "braune" Touristen angezogen hat, in seiner Bedeutung zu neutralisieren. Am Donnerstag lud das Innenministerium zu einer Baustellenbegehung. Die Arbeiten sollen transparent ablaufen, den Baufortschritt soll man nicht nur vor Ort durchs Fenster im Bauzaun, sondern auch über eine eigene Website verfolgen können.

Video: In Hitlers Geburtshaus soll 2026 die Polizei einziehen
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Wie alt das Haus ist, lässt sich nicht genau sagen. Das Architekturbüro Marte Marte Architekten Feldkirch, das als Generalplaner fungiert, will sich beim künftigen Erscheinungsbild daran orientieren, wie es im 17. Jahrhundert ausgesehen haben dürfte. In dem Gebäude war lange Zeit ein Gasthaus mit einer Brauerei untergebracht, in den oberen Stockwerken waren Wohnungen. In einer davon wuchs Adolf Hitler auf. Wo genau seine Wiege stand, lässt sich heute nicht mehr rekonstruieren, erklärte Markus Schmoll von der Abteilung Immobilienstrategie und Großprojekte im Innenministerium.

Seit 2016 im Besitz der Republik

In der Zwischenkriegszeit errichtete der Wirt einen "Führer-Gedenkraum" – auch dessen genaue Lage ist bisher unklar –, und 1938 übernahm die NSDAP das Haus. Nach dem Zusammenbruch des Naziregimes wurde die Immobilie an den ursprünglichen Eigentümer zurückgegeben. In den 1970ern war kurzfristig eine Schule untergebracht, ab 1976 die Lebenshilfe. Seit deren Auszug 2011 stand das Gebäude leer.

Die Bauarbeiten befinden sich noch im Zeitplan und sind mit 20 Millionen Euro veranschlagt.
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Mit der Eigentümerin wurde keine Einigung über eine angemessene Nutzung erzielt, sie wurde schließlich enteignet. Seit 2016 gehört das Haus der Republik. Eine Expertenkommission sprach sich für eine sozial-karitative oder behördlich-administrative Nutzung aus. Intention der Neugestaltung ist, den Wiedererkennungswert und die Attraktivität des Hauses als Tourismusort für Neonazis zu brechen. Der Start des Umbaus zur Polizeistation wurde mehrfach verschoben, im Oktober sind aber die Bagger aufgefahren. Zuerst wurden aus den 1950ern stammende Garagen abgerissen, die Brauerei steht schon lange nicht mehr.

Menschenrechtsschulungen für Polizisten

Derzeit gehört die Baustelle noch den Archäologen. Schicht um Schicht wird das Areal, auf dem künftig eine Tiefgarage Platz finden soll, abgetragen. Gefunden wurden bisher neben alten Mauern der Brauerei auch Gebrauchs-, Bau- und Ofenkeramik oder Pfeifenköpfe. Das Material wird vor Ort gewaschen und katalogisiert. Nächstes Jahr sollen dann die eigentlichen Bauarbeiten beginnen, 2025 sollen sie fertig sein und Anfang 2026 eine Polizeistation und das Bezirkspolizeikommando mit insgesamt rund 40 Beamten einziehen. Zudem wird eine Expositur der Sicherheitsakademie hier Platz finden, geplant ist die Abhaltung von Menschenrechtsschulungen für Polizisten. Derzeit sei man im Zeitplan, hieß es seitens des Innenministeriums. Die Kosten werden mit 20 Millionen Euro kalkuliert.

Immer wieder gibt es Kritik an der geplanten Nachnutzung als Polizeigebäude, auch im Hinblick auf die internationale Wahrnehmung. Zuletzt hatte die Initiative Diskurs Hitlerhaus gemeinsam mit den Freunden von Yad Vashem (Jerusalemer Holocaust-Gedenk- und Forschungsstätte, Anm.) vorgeschlagen, dort die Wanderschau "Die Gerechten" als Dauerausstellung unterzubringen. Das wollte man im Innenministerium nicht. Derzeit liegt ein Angebot vor, die Ausstellung im Gebäude gegenüber dem Hitler-Geburtshaus unterzubringen – einem ehemaligen Kino, in dem sich derzeit ein Supermarkt befindet. Das werde in den Ausschüssen der Gemeinde beraten, dem wolle er nicht vorgreifen, so der Braunauer Bürgermeister Johannes Waidbacher (ÖVP), auch im Ministerium wird der Vorschlag noch geprüft. (APA, 16.11.2023)