Brigitte Annerl und ihr Buchtipp.
Annerl

Aufgewachsen zunächst mit Klo am Gang – "Das kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen!" – und später am Wiener Rennbahnweg – "Was auch nicht nur super war!" –, hatten der Stiefvater, ein Mechaniker, und ihre Mutter, eine Fakturistin, nie viel Geld. "Das Budget war knapp, also habe ich mir zu jedem Anlass Bücher gewünscht." So konnte sie als Kind doch noch zur "Extremleserin" werden, anfangs waren es noch klassische Mädchenbücher, später in der Klosterschule musste sie aber auch viel Religiöses "über den Glauben und so" lesen, welcher sie bis heute begleitet.

Blicke, Mimik, Gestik

Als Jugendliche stieß sie dann auf Erich Fromm und vor allem Paul Watzlawick, dessen Wie wirklich ist die Wirklichkeit sie mehr oder weniger "gefressen" hat. Danach hat sie nie wieder einen Roman gelesen – "Und auch einen Fernsehfilm kann ich mir nicht anschauen, das interessiert mich einfach nicht!" –, dafür "alles über menschliche Kommunikation, Körpersprache, Psychoanalyse oder Profiling, das ist genau meins!" Sie hatte sogar mal das Glück, den heimischen Top-Profiler Thomas Müller persönlich kennenzulernen, "und was der über die Menschen zu sagen hat, ist einfach unfassbar genial." Betrachtet sie die Menschen nun also selbst mit dem Wissen, das sie sich lesend angeeignet hat? "Das geht gar nicht mehr anders. Watzlawick sagt, dass 80 Prozent der Kommunikation nonverbal sind. Man kann also, das soll jetzt nicht hochgestochen klingen, auch Menschen lesen lernen: Stimmt, was jemand sagt, mit seinen Blicken, seiner Mimik und Gestik überein? Das fasziniert mich!" Bei Mitarbeitereinstellungen schaut sich die erfolgreiche Unternehmerin und Präsidentin des TSV Hartberg daher alle Bewerber persönlich an.

Dass durchaus auch ein paar ihrer Fußballer bei den Auswärtsfahrten zu einem Buch greifen, freut sie: "Meist sind es Biografien von Sportlern oder Bücher über mentale Gesundheit. Einer liest aber auch die Bibel, und das finde ich absolut großartig." Gegen die Rapid freilich brauchen ihre Hartberger keinen höheren Beistand, "denn gegen den Rekordmeister konnten wir schon öfter punkten", lacht sie. (Manfred Rebhandl, 18.11.2023)