Michael Landau, ehemaliger Caritas Chef im Anzug.
Michael Landau war seit 2013 Caritas-Präsident.
APA/HANS PUNZ

Wien – Michael Landau (63) hört nach zehn Jahren als Präsident der Caritas in Österreich auf. Das gab er am Samstag in einem Interview mit dem Ö1-"Mittagsjournal" bekannt. Wer Landau nachfolgen wird, entscheidet die Vollversammlung der katholischen Sozialorganisation am 21. November in Vorarlberg. Landau bleibt Präsident der Caritas Europa.

Es sei nun der richtige Zeitpunkt dafür, sagte Landau im Interview. Frust über nicht erreichte Ziele im Sozial- und Pflegebereich stritt er als Motiv ab. Er habe viel gefordert, es sei aber auch viel gelungen, unterstrich er und verwies etwa auf das Pflegepaket der aktuellen schwarz-grünen Bundesregierung. Auf eine Reform der Sozialhilfe, die unter der ÖVP/FPÖ-Vorgängerregierung die Mindestsicherung ersetzt hatte, pochte er aber einmal mehr.

Eine klare Absage kam vom römisch-katholischen Priester Landau auf die Frage, ob er dem vor der Pensionierung stehenden Wiener Erzbischof Christoph Schönborn nachfolgen könnte. An diesen Gerüchten sei "gar nichts" dran, sagte er.

Landau ist seit 28 Jahren für die Caritas in Österreich tätig, zunächst mehr als 25 Jahre als Caritasdirektor der Erzdiözese Wien und seit 2013 zusätzlich als Präsident der Caritas Österreich. Seit 2020 ist er auch Präsident der Caritas Europa und in dieser Funktion im Vorjahr bis 2027 einstimmig wiedergewählt worden. "Dieser Aufgabe werde ich mich weiterhin mit voller Kraft widmen", kündigte Landau an.

Chancen für Schwertner

Erst im vergangenen Jahr hat Landau seinen Rückzug als Caritas-Direktor der Erzdiözese Wien bekannt gegeben. Ihm folgte im Februar 2023 eine Doppelspitze, bestehend aus den beiden zuvor geschäftsführenden Caritas-Direktoren Alexander Bodmann und Klaus Schwertner. Letzterem werden aufgrund seiner Popularität gute Chancen eingeräumt, Landau als Präsident zu folgen.

Im Gegensatz zu Landau, der geweihter Priester ist, ist Schwertner allerdings Laie. Nachteil muss das keiner sein, was dessen Vorgänger als Caritas-Präsident, der Steirer Franz Küberl, bewiesen hat. Jeder der Caritas-Direktoren in den einzelnen katholischen Diözesen hat Chancen, Präsident zu werden. Mit der steirischen Direktorin Nora Tödtling-Musenbichler könnte etwa erstmals eine Frau an die Spitze der Hilfsorganisation kommen.

Nach zehn Jahren als Präsident sei es an der Zeit, dieses Amt in einer guten Art und Weise zu übergeben, so Landau am Samstag auch in einer Aussendung. Vieles sei in seiner Amtszeit zum Positiven gelungen. Bei Themen wie Armutsbekämpfung, Pflege, Bildung oder der Bekämpfung von Einsamkeit müssten aber die Polarisierung in Politik und Gesellschaft überwunden werden und gemeinsame Ziele über Parteigrenzen hinweg außer Streit gestellt werden. (APA, 18.11.2023)