Gäbe es einen Preis für Verdienste um die Entzivilisierung des zwischenmenschlichen Umgangstons, dann hätten sich in der vergangenen Woche gleich mehrere Anwärter zu Wort gemeldet, die ernsthaft für ihn in Betracht kämen. Der lautstarke Brachialplutokrat Elon Musk artikuliert auf seinem Vormals-Twitter-Kanal X (und wo wäre das Wort "Kanal" angebrachter?) ganz ungeniert Zustimmung zu antisemitischen Botschaften.

Tesla X Elon Musk
Der lautstarke Brachialplutokrat Elon Musk entgleist via X (vormals Twitter).
via REUTERS/POOL

Erzürnter X-Boss

Nicht genug damit. Einer Gruppe von Medienbeobachtern, die Musks Aktivitäten dokumentierten, drohte der erzürnte X-Boss mit nichts Geringerem als einer "thermonuklearen" Klage. Schöne Aussichten sind das, sollten wir einer Zeit entgegengehen, in der kampflustige Milliardäre ihre eigenen Arsenale mit Privatatombomben aufbauen.

Sprachliche Entzivilisierung

In Österreich arbeitet, nicht verwunderlich, die FPÖ am intensivsten am Ziel einer sprachlichen Entzivilisierung. Ein burgenländischer Parteigenosse mit dem urgermanischen Namen Tschürtz verliest eine Namenliste von Volksschulkindern, um vorzuführen, dass sich auch mit Feindbildern im frühen Lebensalter Stimmung machen lässt. Herbert Kickl scheinen touretteartige Reden als Ideal politischer Kommunikation vorzuschweben, die Androhung von Messerstichen und "Verwundungen" inklusive. Vor effektiven Aufrufen zum Mord hat Kickl bisher noch zurückgescheut, aber der Grenze zu Barbaristan sind wir auch so schon bedenklich nahe. (Christoph Winder, 20.11.2023)