Eigentlich sollte Musk vor allem wegen Space X und seiner aktuellen Starship-Mission in den Schlagzeilen sein. X liefert aber regelmäßig unschöne Nebenschauplätze.
AP/Kirsty Wigglesworth

Egal ob Apple, Disney, NBC Universal, Sony oder IBM. In den letzten Tagen verlautbarten immer mehr Unternehmen und Organisationen, sich von X, dem ehemaligen Twitter, zu verabschieden. Musk hatte am Mittwoch auf seiner Kurzbotschaften-Plattform X (früher Twitter) einem Nutzer recht gegeben, der geschrieben hatte, "jüdische Gemeinschaften" würden "Hass gegen Weiße" schüren. "Du hast die tatsächliche Wahrheit gesagt", schrieb Musk dazu.

Den finanziellen Verlust ausgleichen wollen jetzt mehrere rechtsgelagerte Medienhäuser und Influencer, die seit ein paar Tagen versprechen, Anzeigen auf X schalten zu wollen.

Klage

Musk ließ sich in den letzten Wochen und Monaten immer wieder zu Kommentaren hinreißen, die sehr strittig in der Community aufgenommen wurden und für viele antisemitisch klangen. Die Plattform Media Matters hatte einige dieser Wortmeldungen gesammelt und in der Vorwoche veröffentlicht. Nachdem erste Firmen verkündet hatten, die Zusammenarbeit mit X daraufhin beenden zu wollen, antwortete Musk mit der Drohung, eine "thermonukleare Klage" gegen Media Matters einreichen zu wollen, inklusive aller Medien, die diesen "betrügerischen Angriff" auf seine Firma verbreitet hätten.

Elon Musk auf X
Musk wettert immer öfter gegen Großkonzerne, Medien und Organisationen, von denen er sich ungerecht behandelt fühlt.
X

Am Samstag dann die guten Nachrichten für Musk. Seth Dillon, CEO der konservativen Satire-Website "Babylon Bee", verkündete, dass er Werbung im Wert von 250.000 Dollar auf X schalten wolle, um weiterhin die "freie Meinungsäußerung" auf der Plattform zu gewährleisten. Keine Überraschung, war die Website von Dillon doch auf dem ehemaligen Twitter gesperrt gewesen, was Musk nach seiner Machtübernahme sofort rückgängig machte.

Dillon blieb nicht der Einzige, der sich als Unterstützer outete. Auch der Youtuber Tim Pool versprach dieselbe Summe für Werbeanzeigen auf X "über die nächsten Monate". Immer mehr rechte Personen und Plattformen folgten dem Aufruf. Benny Johnson, Gavin McInnes oder Elijah Schaffer versprachen geringere Summen, zeigten aber ebenfalls den Schulterschluss mit Musk.

Den höchsten Beitrag bisher, nämlich eine Million Dollar pro Monat, versprach der für Vergewaltigung und Menschenhandel angezeigte Andrew Tate. "Du brauchst keine anderen Werbekunden. Sag mir einfach, wo ich das Geld hinüberweisen soll." Laut rumänischen Behörden verfügt Tate maximal noch über ein Vermögen von rund zehn Millionen Dollar, aber auch die Idee, eine Million pro Monat würde für X reichen, zeigt, wie realitätsfremd der Beitrag als Ganzes ist.

Echte Zahlen

Allein Apple soll rund 100 Millionen Dollar pro Jahr bei X investieren beziehungsweise investiert haben. Im Jahr vor Musks Übernahme waren 90 Prozent der über fünf Milliarden Dollar Einnahmen über Werbung eingespielt worden.

Musk hat sich auf X bereits für die neuen Anzeigekunden bedankt, wohl wissend, dass das für den Fortbestand der Plattform wohl nicht reichen wird. Am Sonntag schrieb er in einem Beitrag auf X, dass in den vergangenen Tagen zahlreiche falsche Medienberichte behauptet hätten, er sei antisemitisch. "Nichts könnte weiter weg von der Wahrheit sein", so Musk. "Ich wünsche der Menschheit nur das Beste und allen eine erfolgreiche und aufregende Zukunft." (red, 20.11.2023)