Ist das eine Werbung für H&M oder Zara? Weder noch.
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In dieser Woche soll es um eine Sache gehen, die kaum jemanden kaltlässt. Die Rede ist von den Pleiten der lokalen Modehändler. Blaumax wird geschrumpft, die Delka-Filialen dichtgemacht, ganz zu schweigen von kleinen Modegeschäften wie Webandits oder Qwstion, die in Wien-Neubau die Türen schließen.

Ob man auf der Mahü in Wien oder der Zeil in Frankfurt einkauft? Läuft so ziemlich auf das Gleiche hinaus. Mango, H&M und Zara. Nike, North Face oder Tchibo – schon lange sehen die Einkaufsstraßen der Großstädte austauschbar aus. Tchibo, der Kaffeehändler mit Sinn für Cardigans und Küchenkram, verspricht uns "jede Woche eine neue Welt". Das ist auch das Geheimnis der Marke Zara, die zum spanischen Textilkonzern Inditex gehört. Zara hat entgegen allen Katastrophenmeldungen der Branche und im Gegensatz zu H&M, Primark oder Tchibo mit schnellen Kollektionen Umsatz und Gewinn gesteigert. Eben erst wurde in Rotterdam die weltweit größte Filiale eröffnet: 9000 Quadratmeter auf vier Etagen, eine Fast-Fashion-Kathedrale mit angeschlossenem Café.

Die Insolvenzwelle bei heimischen Mode- und Schuhherstellern verschärft nun diese Entwicklung. Man könnte auch sagen: Wenn das so weitergeht, ziehen wir in Zukunft alle das Gleiche an. Auf den Herbst 2023 übersetzt hieße das schwarze, knielange Steppmäntel und beige Sakkos, Bikerboots und Oversize-Bomberjacken.

Kritische Stimmen werden nun abwinken und sagen: völlig alter Hut. Und ja, das stimmt natürlich. Wir mögen unserer Individualität mithilfe von Mode noch so sehr Ausdruck verleihen wollen, letztendlich haben wir schon lange das Gleiche an. Kein Wunder, die erste H&M-Filiale eröffnete in Wien vor knapp 30 Jahren, im Frühjahr 1994.

Bester Beweis dafür sind auch die Fotoserien des niederländischen Künstlers Hans Eijkelboom. Er hat vor 30 Jahren begonnen, für das Buch "People of the Twenty-First Century" Passanten und Passantinnen, die westliche Mittelklasse, in europäischen Großstädten zu fotografieren. Und siehe da, schon damals dieselben Silhouetten, die gleichen T-Shirts und Jeans. Heute haben Eijkelbooms Fotoserien eine perfekte Fortsetzung gefunden – mit dem Bildmaterial, das tagtäglich in den sozialen Netzwerken geteilt wird. (Anne Feldkamp, 21.11.2023)