Macbook Pro
Nomen est omen: Das Macbook Pro richtet sich vor allem an Profis.
Der Standard/Stefan Mey

Unter dem Motto "Scary Fast" hat Apple Ende Oktober unter anderem die neuen Macbooks Pro vorgestellt, die vor allem dank des hauseigenen M3-Chip bessere Leistung liefern sollen. Das sehen allerdings nicht alle so: Unter anderem hagelte es wenige Tage später Kritik, weil ein Preis von 2.000 Dollar aus Sicht zahlreicher Branchenexperten doch recht hoch angesetzt ist für einen Laptop, der bloß über acht Gigabyte RAM verfügt.

Der STANDARD hat eines der Modelle getestet, konkret ein Macbook Pro mit einem M3-Chip, Acht-Core-CPU, Zehn-Core-GPU, 14 Zoll-Bildschirm, 16 GB RAM und einem Terabyte SSD. Und so viel sei vorab verraten: Der Name "Pro" ist bei diesem Gerät durchaus gerechtfertigt. Es bietet Leistung für jene, die sie brauchen, während andere mit einem Kauf klar über das Ziel hinausschießen.

Äußerlichkeiten: Schlichtheit siegt

Im Gegensatz zu den teureren Geräten kommt dieses Gerät also nicht mit einem M3 Pro- oder M3 Max-, sondern bloß mit einem M3-Chip daher und gilt somit als das Einsteigermodell unter den Pro-Geräten. Wobei "Einsteiger" wie gesagt bedeutet, dass die günstigsten Geräte bei 1.999 Euro beginnen, das vorliegende Testgerät kommt auf knapp 2.500 Euro. Hier wird auch die bisherige 13-Zoll-Variante durch die vorliegende Version mit 14-Zoll-Display ersetzt. Und bei dieser fällt unter anderem beim Aufklappen des Gerätes als Erstes auf, dass die Touch Bar, die früher über der Tastatur angeordnet war, fehlt. Sie ist somit endgültig Geschichte.

Macbook Pro
Die Tastatur des Macbook Pro ist von Apples Magic Keyboard inspiriert.
Der Standard/Stefan Mey

Ansonsten spricht das Gerät die für Apple übliche Designsprache, ist also recht schlicht gehalten. Die Kamera ist in einem Notch am oberen Bildschirmrand angebracht, links und rechts von der Tatstatur befinden sich Lautsprecher. Die Tastatur wiederum ist von Apples Magic Keyboard inspiriert: Die Tasten geben beim Tippen gerade so viel nach, dass sie ein entsprechendes haptisches Gefühl bieten, ohne dabei zu viel Lärm zu erzeugen. Die Escape-Taste ist ein wenig größer gehalten, die F-Tasten sind mit diversen Funktionen wie Spotlight, Suche, Diktierfunktion, Bildschirmhelligkeit und Steuerung der Medienwiedergabe ergänzt.

Im vorliegenden Modell gibt es zwei (bei teureren Modellen: drei) Thunderbolt-4-Anschlüsse, an die USB-C-Geräte angesteckt werden können. Weiters verfügt das Gerät über einen HDMI-Anschluss zum Anschließen externer Geräte und einen 3,5-mm-Klinkenanschluss zum Anschließen kabelgebundener Kopfhörer. Fotografinnen und Fotografen können den SDXC-Slot verwenden, um Bilder von ihrer SD-Karte direkt auf den Laptop zu übertragen. Alle Anschlüsse funktionierten im Test problemlos.

Der einzig proprietäre Anschluss ist somit der Magsafe-3-Anschluss, der dem Stromanschluss dient. Dieser ist wie gewohnt magnetisch, sodass sich das Kabel ohne weitere Dramen aus dem Laptop löst, falls Kollegen, Kinder oder Haustiere mal wieder über das Kabel stolpern sollten. Das Ladekabel wird von Apple farblich passend zur Farbe des Macbooks mitgeliefert. Als drahtlose Verbindungen sind Wifi 6E und Bluetooth 5.3 mit an Bord.

Display, Kamera und Sound

Das 16-Zoll-Modell wird mit einem 16,2 Zoll großen Display mit einer Auflösung von 3.456 mal 2.234 Pixeln geliefert, das vorliegende 14-Zoll-Modell kommt streng genommen auf eine Bildschirmdiagonale von 14,2 Zoll und eine native Auflösung von 3.024 mal 1.964 Pixeln, was insgesamt 5,9 Millionen Pixeln beziehungsweise einer Pixeldichte von 254 ppi entspricht. Zum Vergleich: Das liegt knapp unter einer Pixeldichte für Laptops mit 4K-Display (280 ppi) und deutlich über handelsüblichen Laptops mit Full-HD-Bildschirm (130 ppi).

Macbook Pro
Der einzig proprietäre Anschluss ist der Magsafe-3-Anschluss zum Anschließen des Macbooks an die Steckdose.
Der Standard/Stefan Mey

Versprochen wird von Apple auch ein Kontrastverhältnis von 1.000.000:1, mit dem helleres Weiß und dunkleres Schwarz sichtbar werden – das ist vor allem für Menschen wichtig, die beruflich in der Bildbearbeitung tätig sind. Versprochen wird auch eine Bildwiederholungsrate von bis zu 120 Hz, die sich automatisch an den jeweiligen Content anpasst. In der Praxis bedeutet dies, dass das Navigieren und Scrollen durch diverse Anwendungen äußerst flüssig läuft. Die adaptive Bildwiederholungsrate soll außerdem der Akkulaufzeit zugutekommen, indem die Rate bei weniger anspruchsvollen Anwendungen heruntergeschraubt wird.

Die Helligkeit wird außerdem mit maximal 1.600 Nit angegeben. Auch dies ermöglicht natürlich einen besseren Umgang mit zu bearbeitenden Bildern. In der Praxis macht sich jedoch erneut bemerkbar, dass glänzende im Vergleich mit matten Displays ein zweischneidiges Schwert sind: Zwar wirken die Farben satter, allerdings spiegelt das Display selbst schon bei schwachem Licht, wenn zum Beispiel bestimmte Anwendungen und Websites im Dark Mode geöffnet werden – ein Problem, das man bei matten Displays weniger hat.

Macbook Pro
HDMI-Port, Slot für SD-Karten und (nicht im Bild) eine Buchse für kabelgebundene Kopfhörer: Wer in der Kreativbranche arbeitet, der weiß solche Anschlüsse zu schätzen.
Der Standard/Stefan Mey

Die im Notch eingebaute Kamera kommt auf eine Auflösung von 1.080 p und soll laut Apple automatische Adaptionen bei Weißabgleich und Belichtung vornehmen, indem via Machine-Learning Gesichter automatisch erkannt werden. Die Bildqualität wurde in Videokonferenzen von den Kollegen als zufriedenstellend beschrieben, wiewohl Gesichtsfarbe bei Kunstlicht teils einen unnatürlichen Touch zu bekommen schien.

Das Soundsystem besteht insgesamt aus sechs Lautsprechern, davon vier Woofer und zwei Tweeter. Dolby Atmos ist ebenso an Bord wie Spatial Audio, mit welchem ein dreidimensionaler Klang möglich sein soll. Im Test war davon beim Betrachten einfacher Videos und bei Videokonferenzen recht wenig zu merken – wer das volle Erlebnis will, der wird entsprechenden Content brauchen und auch dann vermutlich vorsichtshalber auf Kopfhörer oder externe Studioboxen umsteigen, wenn es etwa um den Business-Case der Film- oder Musikbearbeitung geht.

Akku: Ausdauernd durch jede Konferenz

Bezüglich der Akkulaufzeit heißt es seitens Apple, dass 22 Stunden Videoschauen oder 15 Stunden Surfen im Web über eine WLAN-Verbindung möglich seien, das soll eine doppelt so lange Akkulaufzeit wie bei einem Intel-basierten Macbook Pro sein. Sowohl das 14- als auch das 16-Zoll-Modell unterstützen Fast Charge, bei dem die Geräte mit einem 96- bzw. 140-Watt-USB-C-Ladegerät innerhalb von 30 Minuten auf 50 Prozent Akkuleistung aufgeladen werden können. Die genannten Ladegeräte müssen allerdings separat erworben werden, das mitgelieferte Ladegerät kommt nur auf 70 Watt.

In der Praxis zeigt sich die starke Akkuleistung insofern, als dass das Macbook Pro während des Testzeitraums im Homeoffice zwar am Kabel und am externen Monitor hing, sich unterwegs aber durch extremes Durchhaltevermögen profilierte. So wurde das Gerät während einer dreitägigen Konferenz immer mal wieder zwischendurch angeworfen, um Texte zu schreiben oder Mails zu beantworten, musste in dieser Zeit aber kein einziges Mal an den Strom.

Den vierten Tag im Homeoffice – Dauereinsatz mit Surfen, Musik hören und Meetings – stand das Gerät bis zur Hälfte durch, bis es schließlich doch nach frischem Saft verlangte. Auch sonst kommt das Gerät nach einem durchschnittlichen Arbeitstag mit üblichen Web- und Office-Anwendungen auf rund 50 Prozent Akkustand.

Leistung: Mit Stromanschluss so gut wie ohne

Vom Akku können wir an dieser Stelle einen fließenden Übergang zur Performance machen. So verspricht Apple nämlich vollmundig, dass die neuen Macbook Pros auf Akkubetriebe eine ebenso gute Leistung brächten, als wenn sie an die Steckdose angeschlossen seien.

Dies haben wir dem Benchmarktest Geekbench überprüft und konnten die Angabe eingeschränkt verifizieren. So sind die erzielten Werte bei Akku- und Netzbetrieb zwar annähernd gleich, deutliche Abstriche gibt es allerdings, wenn der Stromsparmodus aktiviert wird. Vor jedem der drei Benchmark-Tests wurde der Computer neu gestartet. Die Egebnisse:

Der Unterschied zwischen Single-Core- und Multi-Core-Anwendungen wird recht plastisch an dieser Stelle und etwas trockener an dieser Stelle erklärt. Grob gesagt, gibt es Anwendungen, die ausschließlich einen Prozessorkern nutzen. Für diese ist der Single-Core-Score relevant. Viele moderne Apps und Spiele machen sich hingegen mehrere Kerne zunutze, um die Last effizienter zu verteilen und bei Bedarf mehr Prozessor-Performance ausreizen zu können. Für sie ist der Multi-Core-Score relevant.

Geekbench bietet auch ein Ranking, welche Macbooks wie gut performen. Hier führt das aktuelle Macbook Pro mit 16 Zoll und M3 Max das Ranking klar an, wobei der Abstand im Single-Core-Bereich quasi inexistent, im Multi-Core-Bereich dafür umso signifikanter ist.

Die Sache mit dem Gaming

Angesichts dieser Ergebnisse haben wir uns entschieden, weitere Performance-Tests im Akkubetrieb ohne Stromsparmodus durchzuführen. Klassischerweise würde man nun verschiedene zeitgenössische Games anwerfen, um deren Framerate zu analysieren. Allerdings bietet sich hier das für Apple übliche triste Bild: Microsofts Game Pass ist nur über die Cloud erreichbar und eignet sich somit nicht zum Messen lokaler Performance, Apples eigenes Arcade-Angebot fokussiert konsequent auf Mobile Games, und auch im ansonsten recht prall gefüllten Steam-Account herrscht in der Mac-Welt noch gähnende Leere.

Das könnte sich freilich noch ändern – zumal Apple mit dem Game Porting Toolkit Entwicklern entsprechende Werkzeuge in die Hand gibt, um ihre Spiele in die Apple-Welt zu bringen. Und auch, weil man explizit ein großes Potenzial im Bereich Ray-Tracing betont. Doch aktuell sucht man Blockbuster wie "Starfield" und "Diablo 4" auf dem Mac noch vergebens. Immerhin: "Baldur's Gate 3", klarer Anwärter auf das Spiel des Jahres, startet hier schnell und läuft flüssig. Eine Gamingmaschine ist der Mac auch im Jahr 2023 aber noch lange nicht.

Ein Power-Werkzeug

Vielmehr ist das Macbook Pro eben das, was der Name schon andeutet: ein Power-Werkzeug für den Profi-Bereich. Und damit sind nicht Word und Excel gemeint, bei deren Benützung das System noch nicht einmal annähernd ins Schwitzen kommt, sondern Anwendungen im Kreativbereich, wie eben Videoschnitt oder Musikproduktion.

Dies zeigt auch ein anderer Benchmarktest, nämlich der Disk-Speed-Test des Filmequipment-Herstellers Blackmagicdesign. Hier erreicht auch unser Testgerät perfekte Werte, selbst das Schneiden von Filmmaterial in 12K-Auflösung dürfte auch im Akkubetrieb problemlos möglich sein.

Benchmark Macbook Pro
Der Standard/Stefan Mey

DER STANDARD hat hier probeweise noch das Schnittprogramm Davinci Resolve gestartet und 13 Filmspuren in 4K-Auflösung übereinandergelegt. Das Ergebnis war, dass diese trotzdem flüssig parallel abgespielt wurden.

Der Standard/Stefan Mey

Damit übertrifft das Gerät freilich die Anforderungen eines jeden Familienvaters, der einfach nur ein Urlaubsvideo mit maximal zwei Bild- und Audiospuren schneiden möchte. Aber es kommt den Anforderungen jener entgegen, die professionell in diesem Bereich arbeiten.

Fazit: Ein Gerät für Profis

Womit wir die eingangs formulierte These ausführlich verifiziert hätten. Denn selbstverständlich können auch normale Menschen mit wenig anspruchsvollen Hardwareanforderungen, aber einem umso größeren Geltungsbedürfnis mindestens 2.000 Euro auf den Tisch legen, um im Kollegen- und Freundeskreis hervorzustechen. In den meisten Fällen wird dabei aber mit Kanonen auf Spatzen geschossen. Nicht zuletzt, weil es im Gamingbereich deutlich bessere Lösungen gibt.

Menschen im Kreativbereich bekommen wiederum, was sie brauchen: ein kontrastreiches Display mit hoher Auflösung. Ausreichend Rechenpower, um auch aufwendige Videoprojekte unterwegs editieren zu können. Und als Zuckerguss obendrauf einen HDMI-Port ebenso wie einen Anschluss für kabelgebundene Kopfhörer und ein Slot für SD-Karten. Ob man derzeit genug verdient, um die Anschaffung gut von der Steuer absetzen zu können, muss jeder für sich selbst entscheiden. (Stefan Mey, 22.11.2023)

Hinweis im Sinne der redaktionellen Leitlinien: Das Testgerät wurde dem STANDARD von Apple für einen begrenzten Zeitraum zu Testzwecken zur Verfügung gestellt.