Yuku
Das Mäusemädchen Yuku macht sich auf eine lange Reise – ausgerüstet mit einer Ukulele und einer ganzen Reihe an Rätseln.
Artemis Productions

Dieser Film funktioniert wie ein Bilderbuch. Wie mit Wasserfarben gemalt, verschwimmen die Details manchmal vor abstrahierten Hintergründen – und dann sind sie wieder gestochen scharf. Begibt sich die kleine Yuku auf Reisen, dann taucht sie in eine weichgezeichnete Welt ein, in der sich die Grenzen auflösen. Sitzt das Mäusemädchen dagegen im Kreis ihrer Geschwister zu den Füßen der Großmutter, die aus einem dicken Märchenbuch vorliest, dann sieht man alles wie unter einer Lupe.

Es ist die wunderbar pastellige Ästhetik, die einem bei dem hochgelobten und bereits auf zahlreichen Kinderfilmfestivals gezeigten Animationsfilm "Yuku und die Blume des Himalaya" sofort einnimmt. Die Mäuse ähneln stärker Barbapapas als realen Nagetieren, und selbst vor dem garstigen Wolf muss sich niemand fürchten. Er ist das letzte von zahlreichen Tieren, auf die Yuku auf ihrer Reise zum Himalaya trifft. Doch der Reihe nach.

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Um der schwachen Großmutter bei dem nahenden Tod beizustehen, macht sich Yuku auf den weiten Weg in den Himalaya, wo eine magische Blume wächst, die dabei hilft, das Reich der Lebenden zu verlassen. Ausgerüstet mit einer winzigen Ukulele, ist das Mäusemädchen allerdings nicht auf sich allein gestellt: Stimmt sie ein Lied an, verzaubert es sofort die Tiere, die sich ihr in den Weg stellen. Und wenn selbst das nichts nützt, hat die sonnige Yuku ein Rätsel parat, das den Hasen oder die Füchsin in ihren Bann zieht.

Klassisches Stationendrama

"Yuku und die Blume des Himalaya" funktioniert wie ein klassisches Stationendrama. Die Ratte gibt den Fährmann, der Yuku zwar nicht in das Reich des Todes, aber doch in eine für sie höchst ungewohnte Umgebung samt einem munteren Eichhörnchen, einem stotternden Hasen und einer hochmusikalischen Füchsin bringt. Von der Ebene geht's über eine vom Wolf bewachte "Brücke der Angst" in luftige Höhen, wo Yuku schließlich die Blume des Himalaya findet. Allerdings muss sie sie heil zurück ins Schloss zur Großmutter bringen, was sich als nicht ganz einfach herausstellt.

Yuku
Ein Rabe ist der Fährmann, der Yuku in die wilde Natur übersetzt.
Artemins Productions

Fürchten muss sich in dem von Arnaud Demuynck und Rémi Durin verantworteten Animationsfilm niemand. Freigegeben ab vier Jahren, ist "Yuku" der erste gemeinsame Langfilm der beiden, falls man mit 65 Minuten Länge von einem solchen sprechen kann. Mit Anleihen am "Dschungelbuch" hebt sich die Produktion aus Belgien, Frankreich und der Schweiz allerdings wohltuend von herkömmlichen (Disney-)Produktionen ab. Zum einen, weil man schon aufgrund der bezaubernden Ästhetik sofort in eine Poesiewelt abtaucht.

Zum anderen, weil das Thema Tod auf eine für Kinder behutsame und tröstliche Weise aufbereitet wird. Am Ende holt nämlich der blinde Maulwurf die Großmutter. Mit einem Sonnenbrillen-Zwicker auf der Nase reicht er ihr die Pfote, um mit ihr in die dunkle Erde hinabzusteigen – während das Mäusemädchen Yuku ein letztes Liedchen anstimmt. (Stephan Hilpold, 22.11.2023)