Xaver Schlager (links) brachte nicht nur Kapitän Gündogan, sondern eine ganze deutsche Nation zu Fall.
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Alexander Schlager: Der 27-jährige Salzburger hat dieser Tage einen sehr coolen Job beim Nationalteam, denn bei einer derart sicheren Verteidigung ist zwischen den Pfosten nicht viel los. Lieferte nur einen Arbeitsnachweis in Halbzeit eins, bei einem Schlenzer von Sane waren die Handschuhe gut mit Uhu eingeschmiert. Füllkrug stand schon bereit für einen Abpraller. Wirtz fragte einmal in der zweiten Hälfte noch nach, ob Schlager eh wach ist. Sah auf jeden Fall eine ziemlich geile Partie aus nächster Nähe.

David Alaba: Es ist schon faszinierend, welche Autorität der ÖFB-Kapitän mittlerweile hat. Da wurden sogar die deutschen Kollegen leise. Sein Wort gilt. Und zwar für alle auf dem Platz. Also las er auch Füllkrug ordentlich die Leviten für dessen Schwalbe nach einem Zweikampf mit Baumgartner. Sein Stellungsspiel ist genauso etwas fürs Augerl wie die Lammschlögel von den ORF-Küchenchefs Andi und Alex. Wann ist Jagdzeit für Wildfleisch? Alaba hat den Braten jedenfalls immer schon zwei Pässe vorher gerochen. Leitete mit einem Traumpass in die Tiefe das 2:0 ein.

Philipp Lienhart: Eine staubtrockene Vorstellung des Freiburg-Legionärs, so unspektakulär wie seine Frisur. Nahm DFB-Stürmer Füllkrug an die Leine und blieb trotz zarter Pressingversuche der Deutschen ruhig im Spielaufbau.

Stefan Posch: Beim Anfangsdruck der Deutschen merklich nervös – und dann plötzlich dieser Lupferpass in der 16. Minute auf Gregoritsch. Den Ball hätte Karpaten-Maradona Gheorghe Hagi nicht besser spielen können. Wurde mit Fortdauer der Partie mutiger. Nach seinem nur knapp am Tor vorbeigerauschten Weitschuss in der 50. Minute musste sich Deutschlands Goalie Kevin Trapp auf Anweisung von Trainer Nagelsmann niederlegen und eine Wadenverletzung simulieren, um den deutschen Hühnerhaufen zu beruhigen.

Philipp Mwene: Dribbelte mit seiner ersten Aktion Gegenspieler Brandt in der Telefonzelle schwindlig, da war Feuer da! Gewann das Schlüsselduell mit Sane, auch dank der spielentscheidenden Situation in der 49. Minute: Die Gelbe Karte fürs Aufpudeln nach einem üblen Foul von Sane war folgerichtig, der Sturz zu Boden nach dem Rot-Rempler des DFB-Flügelstürmers eine leichte Übung. Starkes Comeback in Anbetracht der Tatsache, dass Mwene erst kürzlich nach längerer Verletzungspause wegen einer Kniereizung wieder fit wurde.

Unglaublich stark: Das ÖFB-Team ließ sich verdientermaßen euphorisch feiern.
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Nicolas Seiwald: Der Mann für die anstrengendsten Aufgaben und von Beginn an hellwach. Stibitzte Rüdiger in der zweiten Minute einen Katastrophenpass, der die erste Chance für das ÖFB-Team einbrachte. Als Teil der Red-Bull-Brothers für ein höllisches Angriffspressing mitverantwortlich, das für viele schnelle Ballgewinne sorgte. Mischte sich nicht in die Angelegenheiten seiner Mitspieler im Mittelfeld ein, und genau das ist wahrscheinlich auch das, was Rangnick an ihm liebt. Bereitete mit einem langen Pass das 1:0 vor.

Xaver Schlager: An diesem Fleischberg aus Muskeln prallten die deutschen Buben ab. Gündogan und Goretzka werden Albträume von ihm haben. Hatte als Umschaltbiest immer gute Lösungen parat, holte sich das eine oder andere Mal die Bälle sogar ganz weit hinten, das spricht für sein Selbstvertrauen. Wenn man diesen Mann wie Robocop konfigurieren könnte, müsste man ihm nur mehr eines einbauen: Schussgewalt. Dann ruft bald Pep aus Manchester an.

Konrad Laimer: Orchestrierte eine gesammelte ÖFB-Pressingmaschine, die immer wieder hohe Balleroberungen verzeichnete und das Publikum himmelhoch jauchzen ließ. So traurig waren die deutschen Fußballer im Duell mit Österreich noch nie. Lieferte einen tollen Laufweg bei einem Steilpass von Posch in der 42. Minute, Flanken werden sie ihm bei den Bayern schon noch beibringen. Insgesamt unauffälliger als gewohnt.

Marcel Sabitzer: In den ersten 20 Minuten quasi Zuschauer, aber fleißig am Löcherstopfen. Hatte seinen großen Auftritt in der 29. Minute: Einmal links, einmal rechts angetäuscht, Gegenspieler Jonathan Tah wurde kurz schwindlig, und der Schuss landete im kurzen Eck. Eine Chance, ein Tor in der ersten Halbzeit für den eiskalten Offensivspieler mit dem warmen Herz. Hatte in der 87. Minute dann sogar noch die Chance aufs 3:0.

Christoph Baumgartner: Der quirligste Spieler im Team. Hatte bereits in der zweiten Minute die erste ÖFB-Chance, die er aber lieber dem besser postierten Laimer hätte überlassen sollen. Wurde in der ersten Hälfte von den frustrierten Nachbarn ordentlich abgewatscht. Das 1:0 servierte er Sabitzer mit einer herrlichen Ballmitnahme, das 2:0 vollendete er selbst mit einem wunderbaren Schupfer. Manchmal braucht es keine Brachialgewalt, sondern nur formvollendete Waldviertler Fußballkunst.

Michael Gregoritsch: Da sag noch einmal einer, dieser Mann wirke langsam oder ungelenk – ein Zauberer ist dieser Gregerl junior! Einmal ein Pass mit der Ferse, einmal mit dem Schienbein, dann wieder mit der Brust: Der ÖFB-Stürmer lauerte immer wieder in fantastischen Positionen und hatte folgerichtig auch die meisten Torchancen. Die Hundertprozentige in der 17. Minute vergab er allein vor Kevin Trapp, der DFB-Keeper ist aber auch kein Pausenfüller für ter Stegen und Neuer. Bereitete das 1:0 mit einer starken Ablage per Kopf auf Baumgartner vor. Fand aber auch in der 64. Minute seinen Meister im starken Trapp. Eine Gregoritsch-Szene stand stellvertretend für die Lästigkeit der Österreicher an diesem Abend: Beim Pressing brachte er Mats Hummels an der Tor-Outlinie (!) der Deutschen zum Ausrutschen. Auch beim 2:0 hatte er mit Körpereinsatz seine Füße im Spiel und ebnete Baumgartner den Weg zum ewigen Solo.

Maximilian Wöber: Kam für Mwene in der 69. Minute und ließ die Deutschen über die linke Seite mehr und mehr gewähren. Klärte in der 78. nicht entschieden genug, was einen Kimmich-Schuss zur Folge hatte, der nur knapp übers Kreuzeck flog. Die 20 Minuten Spielzeit wird er nicht in Erinnerung behalten, die Party danach freilich schon.

Romano Schmid: Durfte auch mitfeiern und hatte gar noch eine Chance aufs 3:0.

Sasa Kalajdzic: Kam auch noch einmal zum Abschluss. Aber im Abseits.

Kevin Danso, Maximilian Entrup und Matthias Seidl: Zu kurz eingesetzt. (Florian Vetter, 23.11.2023)