Vor knapp zwanzig Jahren wusste fast niemand, was vegan bedeutet, und die meisten Menschen hatten gewisse Vorbehalte. Die Aktivität bei uns im Verein war vollständig auf ehrenamtlichen Strukturen aufgebaut. Wir freuten uns damals, dass kleinere Musikfestivals wie das Sauzipf Rocks oder das Free Tree Open Air damals schon versuchten, ein veganes Cateringzelt zu bekommen.

Schüssel mit Chili
Das heute präsentierte Rezept: Chili sin Carne, vegan.
Foto: Vegan.at

Ich kann mich noch genau erinnern, als eine Truppe von Wiener Ehrenamtlichen nach Taiskirchen im Innkreis fuhr und am Free Tree Open Air Festival einen veganen Cateringstand aufbaute und betrieb. Mein Bruder Stefan hatte die kulinarische Leitung inne und entwickelte und verfeinerte die Rezepte. Ich war eher fürs Grobe zuständig (Kisten schleppen, Zwiebel schneiden usw.), und außerdem hatten wir noch andere Aktive dabei und machten uns eine schöne Zeit.

Am Abend war ich dafür eingeteilt, die Bestellungen aufzunehmen – eine Arbeit, die sonst niemand machen wollte, weil der Alkoholpegel bei den Gästen immer höher wurde. Der Andrang war sehr groß. Ich diskutierte mit der Landjugend über vegane Speisen, nahm die Bestellungen auf, und damit meine Crew im Bilde war, schrie ich dann mit voller Brust und voller Stimme: "Ein Chili, bitte!" Je mehr bestellt wurde, desto motivierter war ich, und desto lauter schallte es durchs Zelt: "Ein Chili, bitte!" Mit der Zeit bemerkte ich, dass meine Kolleg:innen immer mehr lachten. Ich fragte dann, was so lustig sei, und sie sagten: "Felix, du brauchst nicht immer so schreien, wir hören eh, was bestellt wird!"

Fünfzehn Jahre danach lag mein Fokus mehr auf Büroarbeit, und an einem Samstagabend saß ich mit meinem Kumpel und Tauchlehrerkollegen Holzi in der Sauna. Er erzählte mir, dass er am Vortag ein extrem gutes Chili gekocht hatte. Es war vegetarisch, mit Zimt, Kaffee und Kakao … Seiner Meinung nach das beste Chili der Welt. Auf meine Nachfrage erzählte er, dass er das Rezept auf einer Rezeptkarte beim Volksstimmefest bekommen hat.

Ich wurde hellhörig und fragte genauer nach. Ich konnte es kaum glauben: Er hatte das Rezept von unserem Pay-as-you-wish-Gastrostand beim Volksstimmefest, weil ihm das Chili so gut geschmeckt hat. Das Rezept von meinem kleinen Bruder hat sich weiterentwickelt und trägt heute dazu bei, dass unser ehrenamtliches Catering der beliebteste Essensstand beim Volksstimmefest ist. Und jetzt … mit vollem Stolz das Rezept, damit es nachher heißt: "Ein Chili, bitte!"

Zutaten

Für vier Portionen:

Zubereitung

Das Soja-Geschnetzelte in Gemüsebrühe circa 10 Minuten kochen und anschließend absieben.

Währenddessen die Zwiebeln im Öl anschwitzen. Kurz Paprikapulver, Kümmel und Chilipulver hinzugeben (nicht zu lange, sonst wird es bitter). Danach mit Tomatenmark ablöschen und zügig geschälte Tomaten, Paprika, Mais, Bohnen und Soja-Geschnetzelte untermischen.

Regelmäßig rühren, damit nichts anbrennt, und die restlichen Zutaten (gehackte Knoblauchzehe, Ketchup, Kaffee, Kakao, Majoran, Oregano, Zimt) hinzugeben. Abschließend mit den Gewürzen gut abschmecken.

Mit frischer Petersilie und Gebäck genießen.

(Felix Hnat, 27.11.2023)