In einer Innenhofhalle in Wien-Penzing dampft es aus einem meterlangen Geschirrspüler. Arbeiterinnen schlichten eilig hunderte Plastikbecher in Einsätze und schieben sie in den Apparat. Hier in Wien betreibt das Kunststofftechnikunternehmen Fries – Hauptsitz in Sulz in Vorarlberg, rund 200 Mitarbeiter – ein Geschäftsmodell, dem man durchaus Zukunft attestieren kann: jenes mit Mehrwegbechern unterschiedlicher Formate für Großveranstaltungen. Sie kommen mittlerweile in acht Staaten zum Einsatz, von Dänemark bis in die Schweiz. Rund 55 Millionen Becher pro Jahr werden von der Firma Cup Concept gereinigt, einem Tochterunternehmen von Fries. Jeder ersetzt ein Einweggefäß, das nach kurzem Benutzen zerquetscht im Müll landen würde.

Der
Der Arena Cup, hier im Rapid-Look.
Heidi Seywald

Bei einem der Produkte – wiewohl bereits heute millionenfach im Einsatz – hofft man demnächst auf den großen Durchbruch. Es geht um einen Becher, der neben der ökologischen Nachhaltigkeit auch speziellen Sicherheitsanforderungen genügen soll. Der sogenannte Arena Cup wurde so konstruiert, dass man ihn in Fußballstadien nicht werfen kann, etwa auf Schiedsrichter. Besser gesagt: Das Halblitergefäß lässt sich zwar werfen, verliert aber auf den ersten Metern seines Flugs seinen Inhalt.

Verliert seinen Inhalt

"Wir bemühen uns um den Zuschlag für die Fußball-EM in Deutschland nächstes Jahr", sagt Gerhard Bertsch, Geschäftsführer von Cup Concept in Wien. Bei dieser werden rund 2,5 Millionen Besucherinnen und Besucher erwartet. Es laufen gerade komplizierte Verhandlungen, unter anderem mit der Uefa.

Äußerlich macht das Teil nicht viel her. Ein Plastikbecher mit Henkel, stapelbar, bedruckt meist mit Logos und Fußballerporträts jener Vereine, die Verträge mit dem Becherunternehmen abgeschlossen haben, etwa Rapid Wien, FC Hartberg oder Austria Wien.

"Instabiles Flugverhalten"

Doch die Funktionsweise haben sich die Vorarlberger eigens patentieren lassen. Der Boden des Bechers ist schräg, sodass der Bierpegel in Richtung Henkel leicht ansteigt. "Diese Ungleichverteilung bewirkt ein instabiles Flugverhalten und verursacht unmittelbar nach dem Abwurf einen Drehimpuls, der zum Austritt der enthaltenen Flüssigkeit führt", heißt es auf der Cup-Concept-Website. Dazu fängt ein Hohlraum im Henkel Luft, was das Objekt zusätzlich schlingern lässt. Nach acht bis zehn Metern Flug ist das Gefäß deshalb entleert, so Cup Concept. Und als Wurfwaffe unbrauchbar.

Der Hintergrund: Immer wieder werden Schiedsrichter bei Fußballspielen verletzt, weil sie von vollen, schweren Bechern getroffen werden. Dieses Phänomen kommt vor allem im Fußball vor – und dementsprechend kommt der Arena Cup auch nur bei dieser Sportart zum Einsatz. "Beim Eishockey sind die Spielteilnehmer gepanzert und die Barrieren zum Spielfeld hin höher", sagt Geschäftsführer Bertsch. Also verwende man dort andere Becher. Ebenso bei Tennis-Matches, bei denen das Schmeißen von Bechern sowieso unüblich sei.

Wie aber sehen die unmittelbaren Erfahrungen von Fußballfans mit dem flugunfähigen Becher aus? Ein regelmäßiger Besucher von Spielen lobt zunächst die praktische Tatsache, dass sich dank des schmalen Henkels viele Arena Cups gleichzeitig in einer Hand tragen lassen. Und die Sache mit dem Werfen? Hier stelle schon das Pfand von zwei bis drei Euro eine mentale Hürde dar, den Becher einfach wegzuschmeißen, sagt er, ganz unabhängig von der speziellen Sicherheitsarchitektur des Arena Cups. "Abgesehen davon fliegt er sicher weniger weit als andere Becher", sagt der Fan, "aber wenn man wirklich will, dann fliegt er schon." (Joseph Gepp, 24.11.2023)