Shirin David.
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"Kein Shaming, keine Vergleiche, keine Konkurrenz“, rappt Shirin David, bürgerlich Barbara Schirin Davidavičius, in der neuen Version von "Atemlos". Doch der Vergleich mit der Königin des Schlagers Helene Fischer liegt einfach zu nahe. Nicht nur, wenn die beiden gemeinsam Fischers Erfolgsnummer zum zehnten Jubiläum bei "Wetten, dass..?" singen. Auch wer David auf ihrer aktuellen Tournee, die vor einer Woche in Wien haltmachte, zum Song "Fliegst du" mit im gigantischen Bullauge über das Publikum schweben sieht, erkennt Parallelen. Oder wenn man die Biografie der Deutschrapperin mit jener des Schlagerstars vergleicht.

Beide haben Wurzeln in der ehemaligen Sowjetunion, Fischers Eltern stammen aus Sibirien, Davids Mutter aus Litauen. In ihrer Kindheit und Jugend durchlief David eine klassische Gesangsausbildung und erhielt Unterricht am Hamburger Staatsballett. Auch die elf Jahre ältere Fischer erlernte das Bühnenhandwerk von der Pike auf – an einer Musicalschule in Frankfurt.

Für den Generation-Z-Star kam der Durchbruch Mitte der 2010er-Jahre, als ihr Youtube-Channel an Fahrt aufnahm und sie begann, die männerdominierte Deutschrap-Szene aufzumischen. Die misogynen Tendenzen der Branche spricht sie seitdem nicht bloß in ihren Texten an. Als 2021 Vergewaltigungsvorwürfe gegen den Rapper Samra laut werden, ändert David einen Text, in dem dieser vorgekommen wäre, und verschiebt die Erscheinung der Single. Anderen Musikerinnen rät sie rappend: "Nur ein kleiner Ratschlag: Kein Mann dieser Welt macht dich zum Star, Schatz." Bei ihren Shows fördert David deshalb gezielt Frauen, in ihrem Vorprogramm treten nur Künstlerinnen auf.

Und die 28-Jährige ist nicht bloß Musikerin. Wie es sich heute für Rapper gehört, vertreibt sie ihren eigenen Eistee (Dir Tea). Als Coach bei "The Voice of Germany" sucht sie ebenso Nachwuchstalente wie mit ihrem Label Juicy Money Records.

Vor ihrem Auftritt bei "The Voice" fungierte sie bei Deutschland sucht den Superstar als Jurorin – mit Dieter Bohlen als umstrittenen Wegbegleiter. Auch ein Werbedeal mit McDonald's brachte ihr Kritik ein. Einen gemeinsamen Song mit dem Corona-Leugner Xavier Naidoo ließ David aus dem Netz nehmen. Fehltritte, die sie sich selbst wohl verzeiht. Immerhin heißt einer ihrer erfolgreichsten Songs "Ich darf das". (Antonia Rauth, 25.11.2023)