Das weltberühmte Opernhaus von Sydney: Alles erschwindelt, besagt eine scherzhafte Verschwörungstheorie. Die Bing-Suche nahm den Schmäh dieser Tage ernst.
EPA, Jeremy Ng

Australien gibt es nicht. Das sagt zumindest Bing, die KI-gestützte Websuche von Microsoft. Diese Woche berichteten mehrere australische Userinnen und User auf Bluesky und Mastodon, dass die Suchmaschine die Existenz ihres Heimatlandes leugnete. Auf die Frage "Gibt es Australien?" spuckte Bing ein sehr klares "Nein" in dem Textfeld vor den Links aus.

Dies zumindest laut den Bing-Suchergebnissen für einige Nutzer am Mittwoch, als die Microsoft-Suchmaschine lange anhaltende Internetverschwörungstheorien zitierte, die die Existenz des Landes leugnen. Mehrere sehr reale australische Nutzer auf Bluesky und Mastodon berichteten, dass sie bei der Suche nach "Gibt es Australien?" auf Bing in einem Textfeld vor den Link-Ergebnissen ein eindeutiges "Nein" zu lesen bekamen.

Es war nicht der Chatbot

Interessanterweise erschien das Suchergebnis in der regulären Suche. Der Bing-Chatbot, also die "klassische" KI-Anwendung, war von der Existenz Australiens dagegen überzeugt. Das ist ungewöhnlich, denn üblicherweise würde man derartige Halluzinationen eher bei der Konversationssuche vermuten. Dieser Umstand sorgte auch für Spekulationen auf Bluesky, wie der Fehler entstanden sein könnte. Wieder andere freuten sich: "Bedeutet das, dass ich meine Rechnungen nicht bezahlen muss?", fragte ein User vom angeblich nicht existierenden fünften Kontinent.

Tatsächlich dürfte die Suchmaschine einem Hoax, also einer Falschmeldung, aufgesessen sein. Eines der ersten Bing-Suchergebnisse verweist auf einen Artikel des "Guardian" aus dem Jahr 2018, in dem über die Verschwörungstheorie berichtet wird. Demnach entstand die Erzählung, Australien sei eine Erfindung, vermutlich 2017 auf Reddit und war nur als Scherz gedacht, bevor sie sich weiter verbreitete. Daraufhin wurde auch in mittlerweile gelöschten Facebook-Beiträgen behauptet, "Australien sei der größte Schwindel, der je erfunden wurde". Manche verorten den Ursprung der Theorie auch im Jahr 2006. In einem Flat-Earther-Forum wurde behauptet, alle Informationen über Australien seien erfunden. Und: Wer sich als Einwohner Australiens ausgibt, ist eigentlich ein "geheimer Regierungsagent", berichtet der "Guardian Australia".

Die angeblich erfundene Strafkolonie

Die Theorie besagt, dass Großbritannien die Strafkolonie Australien nur erfunden hat. Der perfide Plan: Es sollte so getan werden, als würde man Sträflinge dorthin deportieren, doch in Wahrheit wurden die Menschen exekutiert. 162.000 Personen soll sich britische Krone auf diese Weise entledigt haben. Bis heute würde die Täuschung aufrechterhalten: Piloten würden Touristen zu falschen Inseln bringen. Die angeblichen Bewohnerinnen und Bewohner seien alles bezahlte Schauspieler, wie im Film "The Truman Show".

Ein Sprecher von Microsoft gab an, dass das Problem mittlerweile behoben sei. Tatsächlich lieferte Bing am Freitag korrekte Ergebnisse. "Es gibt jedoch keine Beweise dafür, dass Australien nicht existiert. Es gibt viele Beweise dafür, dass Australien existiert, wie zum Beispiel die Tatsache, dass es viele Menschen gibt, die von dort stammen, und dass es viele Bilder und Videos von Australien gibt", heißt es da. Der Chatbot bezeichnete die Verschwörungstheorie über die angebliche Nichtexistenz von Australien als das, was sie ist: ein Scherz.

Bielefeld und St. Pölten

Auch in Europa gibt es immer wieder Geschichten über angeblich nicht existierende Orte. In Deutschland wird immer wieder Bielefeld als erfundene Stadt bezeichnet, vor allem seitdem Ex-Kanzlerin Angela Merkel selbst Witze darüber gemacht hat. Der Fake-Jäger Andre Wolf von "Mimikama" behauptet seit Jahren scherzhaft, dass St. Pölten nicht existiert. (red, 25.11.2023)