Killing Joke
Killing Joke
Geordie Walker, Gitarrist von Killing Joke, 2009 bei einem Festival in Finnland.
Killing Joke Records

Bekannt wurde die Londoner Band Killing Joke um den charismatischen Sänger Jaz Coleman 1980 mit ihrem Song "Wardance". Die Zukunft, speziell in Großbritannien, erschien nicht gerade so hell, dass man damals aufgrund des Kalten Krieges, der atomaren Bedrohung und insbesondere der das Land nicht gerade segensreich regierenden Margret Thatcher hätte Sonnenbrillen aufsetzen müssen. Der düstere, brutale, repetitive und apokalyptische Postpunk von Killing Joke fühlte sich da mit Songs wie eben "Wardance" oder "Follow The Leaders", "Empire Song" und "Madness" und Alben wie "What's THIS for...!" und seinen gebrüllten Verteidigungsstrategien gegen den Faschismus und Totalitarismus gerade richtig an.

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Gitarrist Kevin "Geordie" Walker, Bassist Martin "Youth" Glover und Schlagzeuger Paul Ferguson sorgten mit strengem, sturem wie minimalistisch nicht allzu sehr das Angebot zu vieler Noten und Akkorde auf dem Griffbrett ausnützendem Riff-Geprügel und "Caveman"-Getrommel dafür, dass der ganzen Angelegenheit eine entschiedene Dringlichkeit innewohnte. Spätere Industrial-Rock-Bands wie Nine Inch Nails oder Ministry wurden davon geprägt.

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Kurt Cobain flauchte für den Nirvana-Song "Come As You Are" sogar Geordies Intro für den Killing-Joke-Song "Eighties". Geordies einfach gehaltenes Spiel mit von E auf D tiefer gestimmter Gitarre und diversen Chorus-, Flanger- und Phaser-Effekten ließ die brutal gerissene halbakustische und für gesteuerte Feedbacks bestens geeignete Gibson laut Fachwelt klingen "wie eine Kreissäge auf Quaaludes".

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Mit dem Album "Nighttime" und dem Song "Love Like Blood" mit seinem ikonischen Drei-Ton-Intro kamen Killing Joke 1985 kurz auch in Kontakt mit diversen Hitparaden. 2003 folgte das letzte bemerkenswerte Studioalbum der Band mit dem schlichten Titel "Killing Joke". Dave Grohl löste am Schlagzeug die alte Nirvana-Schuld ein und Andy Gill, der Gitarrist der nicht minder einflussreichen britischen Kollegen Gang of Four drehte an den Produktionsreglern und sorgte für das wuchtigste Album in der an wuchtigen Alben nicht gerade armen Bandgeschichte. Das Album beinhaltet neben eindringlichen Stücken wie "The Death & Resurrection Show" oder "Blood On Your Hands" auch eine Neufassung von "Wardance". Erst im Vorjahr veröffentlichten Killing Joke die EP "Lord of Chaos", dem ersten neuen Material seit sieben Jahren.

Nun ist der seit 2006 mit Familie in Prag lebende Musiker Kevin "Geordie" Walker im Alter von 64 Jahren einem Herzinfarkt erlegen. (Christian Schachinger, 27.11.2023)