Eine hübsche Lage hat sich Google da auserkoren: Direkt an der Strandpromenade im südspanischen Málaga ist das neueste Google Safety Engineering Center (GSEC) angesiedelt. Am Mittwoch wurde es offiziell eröffnet, und das mit einem klaren Fokus: Der neue Standort soll so etwas wie Googles Cybersicherheitszentrale in Europa werden.

Forschung und Training

Auf mehr als 2500 Quadratmetern sollen bis zu 100 Google-Angestellte ihren Platz finden, um dort an Schadsoftware und anderen Online-Bedrohungen zu forschen. Zudem soll das neue GSEC aber auch genutzt werden, um Workshops und Trainings abzuhalten – und zwar durchaus auch für Außenstehende wie Schulen, NGOs oder Vertreter aus der Politik.

Blick auf das Tor vor dem GSEC in Malaga
Googles neues Safety Engineering Center liegt im südspanischen Málaga.
Christian Franco / Google

Die Errichtung des neuen Standorts ist nicht zuletzt eine Reaktion auf wachsende Herausforderungen durch Cyberattacken, wie Kent Walker, Googles President of Global Affairs– und damit so etwas wie der Außenminister des Unternehmens –, betont. Entsprechende Angriffe hätten allein im vergangenen Jahr 38 Prozent zugenommen. Doch nicht nur das, sie würden auch immer aggressiver und kostspieliger. Insofern müssten alle zusammenarbeiten um hier dagegenzuhalten.

Diese Perspektive betont auch Dita Chranzová, Vizerpräsidentin des Europäischen Parlaments, in einer Grußbotschaft. Es gehe nicht zuletzt darum, Geräte besser abzusichern, die Nutzerinnen und Nutzer auch dann zu schützen, wenn sie kein einschlägiges Wissen haben, und generell offensiver auf die Bedrohungen zu reagieren. Chranzová nutzt dabei auch gleich die Möglichkeit, an andere Unternehmen zu appellieren, sich ein Beispiel an Google zu nehmen und ähnliche Cybersicherheitszentren in Europa aufzubauen.

Google-Chef Sundar Pichai sieht in dem Schritt denn auch ein gutes Beispiel für eine Zusammenarbeit des privaten und öffentlichen Sektors: Eine solche sei "entscheidend für den Aufbau modernster Forschung und die Entwicklung entsprechender Tools – einschließlich jener, die aktuelle KI nutzen". Dies soll "eine neue Generation von Cybersicherheitsexperten befähigen, ein sichereres Internet für alle zu schaffen".

Finanzierung

Dazu passend kündigt Google.org, also der gemeinnützige Arm des Unternehmens, an, ein Trainingsprogramm für einschlägige Expertinnen und Experten aufzubauen. Zehn Millionen Dollar will die Firma investieren, um in acht europäischen Ländern – Österreich findet sich leider nicht auf der Liste – ein solches Wissen aufzubauen, das dann lokal weitergegeben werden soll. Interessierte Universitäten können sich ab sofort anmelden, leider aber eben nur welche aus den erwähnten acht Ländern, zu denen Österreich nicht gehört.

GSEC Vortragsraum
Auch Vorträge und Workshops sollen im neuen GSEC eine wichtige Rolle spielen.
Christian Franco / Google

Gemanagt werden soll dieses Programm vom European Cyber Conflict Research Incubator (ECCRI), der auch ein entsprechendes Curriculum entwickeln wird, das dann nicht nur den teilnehmenden Universitäten vorbehalten ist, sondern als Open Source veröffentlicht werden soll. Die Themen dabei sollen vielfältig sein – von klassischen Phishing-Angriffen bis zu staatlichen Hackerattacken. Dazu passt, welche Google-Abteilungen in dem neuen Büro einziehen sollen: So sollen im neuen GSEC unter anderem Teile der auf die Analyse von aktuellen Cyberbedrohungen spezialisierten Firma Mandiant sowie von Googles Threat Analysis Group (TAG) angesiedelt werden.

Virustotal

Ebenfalls eine neue Herberge soll aber noch eine andere Google-Tochter finden: die auf Malware-Analyse fokussierte Plattform Virustotal. Das ist in dem Fall besonders einfach erklärbar: Virustotal wurde 2004 in Málaga gegründet und stellt seit der Übernahme im Jahr 2012 somit bereits eine Präsenz des Unternehmens in der am Mittelmeer gelegenen Stadt dar.

Ausblick von der Terrasse des neuen GSEC, ein Google-Logo ist zu sehen.
Das neue GSEC in Málaga ist eröffnet.
Proschofsky / STANDARD

Es handelt sich beim neuen Standort übrigens nicht um das erste GSEC, sondern bereits um das dritte. Die bestehenden Standorte in München und Dublin kümmern sich aber um andere Themen, und zwar Privatsphäre sowie "Content Responsibility" – also das Vorgehen gegen illegale sowie schädliche Inhalte. (Andreas Proschofsky aus Málaga, 29.11.2023)