Hände tippen auf Laptop-Tastatur
Im Durchschnitt erreichten die Befragten 50 von insgesamt 100 Punkten im Test – die Selbsteinschätzung lag hingegen bei 76 Punkten.
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Wie schätzen die Österreicherinnen und Österreicher ihre digitale Fitness ein? Dieser Frage geht der neue Digital Skills Barometer auf den Grund. Rund 3600 Personen ab 16 Jahren wurden dafür sowohl nach ihrer Selbsteinschätzung als auch zu ihrem tatsächlichen Verständnis befragt. Die zentrale Erkenntnis: Die Lücke zwischen Wahrnehmung und Wissen ist groß.

Im Durchschnitt erreichten die Befragten 50 von insgesamt 100 Punkten im Test – die Selbsteinschätzung lag hingegen bei 76 Punkten. Zur Orientierung: Die Ergebnisse werden den Kompetenzstufen 1 (0–20 Prozent) bis 5 (81–100 Prozent) zugeordnet. Laut den Expertinnen und Experten sollten für die Nutzung im privaten Bereich mehr als 40 Punkte erreicht werden, im beruflichen Kontext hingegen mindestens 60 bis 80 Punkte.

Nur jede und jeder Dritte verfügt damit laut der Umfrage über ausreichend digitale Skills, die das moderne Arbeitsleben erfordert. Durchgeführt wurde die Studie vom Verein zur Steigerung der digitalen Kompetenzen in Österreich, Fit4internet, in Kooperation mit Wirtschafts- und Wissenschaftspartnern.

Unterschiede zwischen den Generationen

Ein Blick auf die Geschlechter zeigt: Sowohl Frauen als auch Männer überschätzen ihre digitale Fitness enorm. So liegen zwischen der Selbsteinschätzung der digitalen Fitness und dem tatsächlichen Wissen mehr als 25 Punkte, was dem Sprung einer Kompetenzstufe entspricht. Das betreffe beispielsweise Wissen, wie IT-Systeme funktionierten, den sicheren Umgang mit Passwörtern oder auch Weiterbildung auf digitalen Plattformen. Aber: Je höher der Bildungsgrad, desto geringer fällt die Überschätzung der eigenen digitalen Kompetenzen aus.

Am besten schnitten die Befragten der Generation Y (geboren zwischen 1980 und 1994) im Test ab und erreichten im Durchschnitt 53 Punkte, gefolgt von den Generationen X (geboren zwischen 1965 und 1979) und Z (1995–2009) mit jeweils 50 Punkten. Besonders hoch schätzten die Teilnehmenden aus der jüngsten Altersgruppe ihre eigenen Fähigkeiten mit 83 Punkten ein. Digitale Nachzügler finden sich vor allem in der älteren Generation, und auch Frauen sind mit 60 Prozent stärker in dieser Gruppe vertreten.

Chance und Herausforderung

Künstliche Intelligenz (KI) verändert das Arbeitsleben und den Bildungsbereich in einem bisher kaum gekannten Ausmaß. Laut einer Studie des Massachusetts Institute of Technology (MIT) könne KI den Zeitaufwand in etlichen Berufen um 20 Prozent verringern, bei gleichzeitiger Qualitätssteigerung um zehn Prozent. Doch dieses Effizienzversprechen kann nur eingelöst werden, wenn die Beschäftigten über die entsprechenden Fähigkeiten zur Nutzung verfügen.

In Österreich fehlen nicht nur ausgebildete IT-Fachkräfte, sondern auch die digitalen Grundkenntnisse sind laut dem Barometer bei den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern nur wenig vorhanden. Etwa 17 Prozent der Befragten haben Begriffe rund um KI bereits gehört, knapp 13 Prozent geben an, KI-Programme regelmäßig zu nutzen. Nur 2,3 Prozent zählen mit theoretischem Wissen und Anwendungserfahrung zu den sogenannten KI-Expertinnen und -Experten.

Wenig Angebot

Digitales Wissen bringen sich Menschen laut der Studie in erster Linie selbst bei. Ein Großteil der Bevölkerung gewinnt am ehesten neue Fähigkeiten, indem digitale Dienste und Produkte einfach ausprobiert werden – vor allem am Arbeitsplatz. Das Interesse an Lernangeboten sei zwar insgesamt vorhanden, die Bereitschaft, dafür selbst Zeit und Geld zu investieren, haben jedoch nur ein Drittel der Befragten. Hier zeigt sich auch ein deutlicher Unterschied zwischen den Geschlechtern: Nur 28 Prozent der Frauen haben laut eigenen Angaben ein hohes technisches Interesse, bei den Männer sind es hingegen mehr als 50 Prozent.

Die Studie verdeutlicht einmal mehr die Notwendigkeit, digitale Skills in den Unternehmen zu stärken. Laut den Studienautorinnen und -Autoren setzen bereits neun von zehn Berufen digitale Basiskompetenzen voraus. Nur jede und jeder vierte Befragte gibt jedoch an, regelmäßig berufliche Weiterbildung in puncto digitales Wissen vom Arbeitgeber bezahlt zu bekommen. Rund 40 Prozent haben ein solches Angebot sogar überhaupt noch nie erhalten. (dang, 29.11.2023)