KI im Journalismus ist ein heikles Thema, nicht nur weil erste Medien – wie "Gizmodo" – damit beginnen, Arbeit von Menschen auszulagern. Egal ob Video, Text oder Bild, der Einsatz will gut erwogen und jedenfalls gekennzeichnet sein. Passiert das nicht, stellt das einen Vertrauensbruch dar und zieht entsprechend Kritik der Leserschaft nach sich. So geschehen etwa bei "Cnet", wo über 70 computergenerierte Texte publiziert wurden, deren Kennzeichnung erst nach einem Klick auf die unscheinbare "Cnet Money Staff"-Autorenzeile sichtbar war.

Nun sieht sich ein renommiertes Sportmedium ähnlichen Vorwürfen ausgesetzt. "Sports Illustrated" soll ebenfalls von KI verfasste Texte publiziert haben, ohne Leser darauf aufmerksam zu machen. Nicht nur das, als Autoren wurden außerdem Personen benannt, die gar nicht existieren.

Screenshot einer Autorenseite über eine nicht existierende Redakteurin.
Sora Tanaka existiert in Wahrheit gar nicht, das Profilbild wurde vom Onlinedienst Generated Photos generiert.
Screenshot: Sports Illustrated via archive.is

Autorenfotos bei Onlinedienst entdeckt

Aufgedeckt hat die Unregelmäßigkeiten, wie schon bei "Cnet", das Portal "Futurism". Mehrere Schreiber, darunter der "Outdoor-Experte" Drew Ortiz und "Fitness-Guru" Sora Tanaka, stellten sich als erfunden heraus. Aufgefallen war dies unter anderem dadurch, dass die Fotos auf ihren Autorenseiten im Angebot des Onlinedienstes Generated Photos für KI-Porträtfotos zu finden sind.

Nachdem "Futurism" den Herausgeber von "Sports Illustrated", die Arena Group, mit den Vorwürfen konfrontiert hat, verschwanden die Profilseiten der Fake-Autoren. Ihren bis dahin unmarkierten Texten wurde ein Hinweis beigestellt, der lautete: "Dieser Inhalt wurde von einem Dritten erstellt. Die Redaktion von 'Sports Illustrated' war in seine Produktion nicht eingebunden."

Roboter-Journalist sitzt im Büro am PC. Dieses Foto wurde mit Midjourney generiert.
Der Einsatz von KI im Journalismus ist ein heikles Thema. Dieses Bild wurde mit Midjourney generiert.
DER STANDARD/Pichler/Midjourney

Zusammenarbeit mit externer Firma beendet

The Arena Group weist gegenüber "The Verge" allerdings den Vorwurf zurück, dass die Artikel selbst – zumeist Produktrezensionen – KI-generiert seien. Man habe sich vom Partnerunternehmen Advon Commerce bestätigen lassen, dass alle Texte von Menschen geschrieben und bearbeitet worden seien. Die Firma bietet nach eigener Beschreibung "Machine-Learning- und KI-Lösungen für E-Commerce" an.

Man sei gerade im Begriff gewesen, die Partnerschaft zu prüfen, als man mit den Anschuldigungen konfrontiert wurde, heißt es vom "Sports Illustrated"-Herausgeber weiter. Während die gelieferten Inhalte zwar authentisch seien, habe man allerdings festgestellt, dass Advon zum Schutz der Anonymität der Autoren Pseudonyme verwendet habe, was man nicht befürworte. Die Inhalte werden nun entfernt, und außerdem habe man, während die interne Untersuchung noch laufe, die Zusammenarbeit beendet. (gpi, 29.11.2023)