Frauenmuseum Baden
Marianne Hainisch (links) und Jakob Lena Knebl wurden beide in Baden geboren. Die Geschichten der feministischen Akteurinnen wollte die Initiatorin Beate Jorda in dem geplanten Frauenmuseum aufarbeiten.
Imago/Siepmann, Österreichisches Volkshochschularchiv, Christian Benesch, Bearbeitung: STANDARD/Köstinger

Wenn man auf Beate Jorda hört, ist die Stadt Baden eine kleine Wiege des Feminismus. Die frühe Frauenrechtsaktivistin Marianne Hainisch wurde 1839 in Baden geboren, später gründete sie das erste Gymnasium für Mädchen. Zwei der berühmtesten Badenerinnen der Gegenwart sind die feministisch orientierte Schriftstellerin Marlene Streeruwitz und die Künstlerin Jakob Lena Knebl.

Seit knapp zehn Jahren setzt sich die Historikerin und Anglistin Jorda für eine Institution ein, die Badens Frauen Raum gibt und sie historisch einordnet. 2014 gründete sie dafür den Verein Frauenzimmer, hielt Workshops und Diskussionsrunden ab, knüpfte Verbindungen zu anderen Kulturorten der Stadt und stand beharrlich für ihre Idee eines Frauenmuseums ein.

In ihrem Blog nahm sich die Kunstkritikerin und Journalistin Nina Schedlmayer kürzlich der Sache an: Im März 2023 soll von der Stadtregierung grünes Licht für das Vorhaben signalisiert worden sein – bis man im Herbst scheinbar wieder alles über den Haufen warf. Warum?

Von der Stadt beauftragt

"Ich habe 2008 das Frauenmuseum in Meran besucht und mich gefragt: Warum ist so etwas nicht im Osten Österreichs möglich?", erzählt Jorda im Gespräch mit dem STANDARD. Die einzige österreichische Institution, die sich ausschließlich mit Frauen befasst, ist im vorarlbergischen Hittisau beheimatet, der Gedanke, nahe Wien etwas Vergleichbares aufzuziehen, schien naheliegend.

Sechs Jahre nach der für ein Museum notwendigen Vereinsgründung ging es schließlich voran: Vizebürgermeisterin Helga Krismer (Grüne) beauftragte 2020 eine von der Stadt finanzierte Machbarkeitsstudie, die von einem Team rund um Kunsthistorikerin und Universitätsprofessorin Felicitas Thun-Hohenstein, Architektin Andrea Graser und Kuratorin Katharina Boesch durchgeführt werden sollte. Sie erarbeiteten drei Jahre lang ein Konzept, an dessen Ende ein "Zentrum für Kultur und feministische Forschung" stand – Achtung, Arbeitstitel!

Forschung und Dialog

Vom reinen Museumsgedanken abgekommen, wollte man einen Ort schaffen, "um nicht zu polarisieren, sondern zu diskutieren", so Thun-Hohenstein, und um dort feministische Forschung und Möglichkeiten zum Austausch in den Fokus zu rücken. In den Räumen der Feuerwehr fand man ein passendes Gebäude, in dem sowohl Ausstellungen als auch Forschung Platz finden konnten. Am 27. März präsentierten die drei Zuständigen und der Verein das Konzept in der Gemeinde, Bürgermeister Stefan Szirucsek (ÖVP) moderierte – und brachte, so Jorda, seine Zustimmung zum Ausdruck.

Als Letzterer im September dann mitgeteilt wurde, dass das Projekt nun doch nicht realisiert werden solle, suchte sie das Gespräch – und stieß auf Ablehnung. Das Vorhaben sollte angeblich gestoppt werden, genannt wurden unter anderem "wirtschaftliche Gründe".

Frauenmuseum Baden
Erste Visualisierung des Zentrum für Kultur und feministische Forschung aus der Machbarkeitsstudie.
Andrea Graser

Szirucsek sieht das anders: Laut ihm habe die Stadt zwar Interesse an dem Zentrum bekundet, es aber nie freigegeben, es habe sich dabei zudem nicht um ein konkretes Einreichprojekt gehandelt. Eine fixe Zusage seitens der Stadtregierung habe man lediglich interpretiert, zumal nicht einmal die Nachnutzung der Feuerwache als Unterbringung in trockenen Tüchern gewesen sei.

"Abgeschrieben und still begraben", wie es Beate Jorda anklingen ließ, sei das Museums- und Forschungsprojekt aber definitiv nicht. Noch seien die Gemeindeausschüsse am Zug, erst danach soll eine finale Entscheidung getroffen werden. Unmut über den Lauf der Dinge herrscht aber auch im Rathaus, "unzutreffende Unterstellungen" hätten "das Gesprächsklima gestört". Im STANDARD-Gespräch bekundete Szirucsek dennoch seine positive Einstellung zum Vorhaben.

Zukunft ungewiss

Wie es mit Badens Frauen weitergehen soll, bleibt also (noch) ungewiss, Felicitas Thun-Hohenstein übt sich in Geduld, wie sie meint. Die Hoffnung darauf, dass das Zentrum doch noch realisiert wird, habe sie nicht aufgegeben: "Wir bleiben dran und stehen bereit", sagt sie. Das Konzept, das während drei Jahren entworfen wurde, wolle sie aber neu überarbeiten.

Einig darüber, dass ein Frauenmuseum eine "gute und wichtige Sache" sei, scheinen sich jedenfalls alle zu sein. Was aus dem Projekt wird, soll spätestens im Jänner im Gemeinderat beschlossen werden. Ganz abgeschrieben ist Badens Zentrum für Kultur und feministische Forschung also immer noch nicht. (Caroline Schluge, 29.11.2023)